«Hatte mit erbittertem Widerstand zu kämpfen»

Aktualisiert

Post-Chef Béglé tritt zurück«Hatte mit erbittertem Widerstand zu kämpfen»

Der Präsident des Post-Verwaltungsrates, Claude Béglé, tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Zu stark sei die Opposition gegen ihn im Staatsbetrieb gewesen, zu heftig die «öffentliche Diffamierung».

Der in den letzten Wochen immer stärker in den Fokus der Kritik geratene Post-Chef Béglé gab dem Druck der Öffentlichkeit, aber auch dem Bestreben einer internen Arbeitsgruppe nach. «Ich habe heute den Bundesrat über meinen sofortigen Rücktritt von meiner Funktion als Präsident des Verwaltungsrates der Schweizerischen Post informiert. Die über weite Strecken polemisch geführte Diskussion über meine Art, die Post zu führen, und die unqualifizierten Angriffe gegen meine Person sowie die damit verbundene öffentliche Diffamierung veranlassen mich zu diesem Schritt», so Béglé in seiner Ankündigung.

Kritik und Widerstand von vielen Seiten

Spätestens seit dem Abgang von Postchef Kunz Ende 2009 wuchs die Kritik an VR-Präsident Claude Béglé wie auch an Postminister Moritz Leuenberger. Doch der scheidende Chef verteidigt seinen Führungsstil: «Mein grösstes Bestreben war es immer, der Schweizerischen Post nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen. Dabei hatte ich von Beginn weg mit erbittertem Widerstand einer starken Fraktion von Beharrern mit Partikularinteressen zu kämpfen. Ich tat dies mit der mir eigenen Innovations- und Schaffenskraft sowie meiner Weltoffenheit.»

Er wollte mit seinem «sehr drastischen Schritt», der ihm «ausserordentlich» schwerfalle auch die Interessen der Post über die seinigen stellen. So wolle er «das stolze Unternehmen Post und dessen Werte schützen und die Diskussion um dessen Zukunftsstrategie versachlichen». Wie in einer Reihe von Interviews in der letzten Woche räumte Begle auch Fehler ein, die ihm bei seinem Vorwärtsdrang unterlaufen seien. Er habe die Bereitschaft zur Veränderung in der Post mit ihrer ausgeprägten Kultur als zu optimistisch eingeschätzt.

Béglé bedankte sich ausdrücklich bei Bundesrat Moritz Leuenberger, der ihm stets mit Wohlwollen begegnet sei und ihm eine wichtige Stütze gewesen sei. In der Tagesschau des Schweizer Fernsehens sagte Béglé auch, Leuenberger habe ihn nicht fallen gelassen.

Das Bundesamt für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) ist vom sofortigen Rücktritt des Post-Präsidenten doch etwas überrascht worden. Dass der Rücktritt so schnell komme, habe niemand gedacht, sagte UVEK-Sprecher Harald Hammel. Nach dem Medienrummel der letzten Wochen habe das UVEK allerdings nicht mehr ausschliessen können, dass es zu diesem Schritt komme.

Schlechte Noten einer Arbeitsgruppe

Das Departement Leuenberger hat vom Rücktritt von Claude Begle als Präsident des Post-Verwaltungsrats Kenntnis genommen. Wie das UVEK am Dienstagabend mitteilte, war Bundesrat Leuenberger bereits am vergangenen Freitagabend über die Gespräche informiert worden, welche die von ihm eingesetzte Arbeitsgruppe mit den Verwaltungsräten, der Konzernleitung sowie einer Vertretung des Kaders der Post geführt hat.

Béglé sei in der Folge am Dienstag über die Resultate dieser Gespräche informiert worden. Sie seien «nicht wahnsinnig positiv» ausgefallen, wie UVEK-Sprecher Hammel sagte. Der Bundesrat werde sich nun an seiner Sitzung vom Mittwoch mit der Situation der Post nach dem Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Béglé befassen. In der Arbeitsgruppe waren vom Bund UVEK-Generalsekretär Hans Werder sowie der Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, Peter Siegenthaler, vertreten. (sda/dapd)

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