«In 5 Jahren wollen wir 50 Coop-to-go-Läden haben»

Aktualisiert

Convenience«In 5 Jahren wollen wir 50 Coop-to-go-Läden haben»

Mit Coop to go hat der Detailhändler ein neues Format eröffnet. Im Interview spricht Coop-Chef Joos Sutter über Konkurrenz, Expansionspläne und Löhne.

von
S. Spaeth
Coop-Chef Joos Sutter im grünen Shirt von Coop to go am Dienstag bei der Lancierung des neuen Ladenkonzepts in Zürich.
Luftballons zur Eröffnung von Coop to go im Zürcher Bahnhof Stadelhofen.
Der neue Coop-Laden verkauft ausschliesslich Essen, das sofort genossen werden kann.
1 / 11

Coop-Chef Joos Sutter im grünen Shirt von Coop to go am Dienstag bei der Lancierung des neuen Ladenkonzepts in Zürich.

Keystone/Anthony Anex

Herr Sutter, Ihr neues Ladenformat nennt sich Coop to go. Waren auch deutsche Namen in der engeren Auswahl?

Joos Sutter: Es waren eine ganze Reihe Namen im Gespräch – auch Schweizerdeutsche. Das liegt daran, dass das Projekt intern entwickelt wurde. Am Ende entschieden wir uns für Coop to go, weil dieser Begriff in allen Landessprachen funktioniert und das Konzept auf den Punkt bringt.

Konkurrieren Sie mit Coop to go nicht die eigenen Pronto-Shops?

Der Schweizer Schnellverpflegungs-Markt ist mit einem Volumen von rund 3 Milliarden Franken so gross, dass es für alle Platz hat. Zudem hat es im Markt bereits viele Konkurrenten. Zu unseren Coop-Pronto-Franchisenehmern sind wir bezüglich unseren eigenen Expansionsplänen immer transparent. Ich gehe nicht davon aus, dass es negative Reaktionen von dieser Seite gibt. Wir achten darauf, ob das To-go-Konzept an einem Standort von den Kunden gewünscht ist.

Migros setzt längst auf Take-away an Bahnhöfen. Haben Sie beim Hauptkonkurrenten abgeschaut?

Nein, wir haben nicht bei der Migros abgeschaut. Schnellverpflegung ist generell ein wichtiges Thema und die Bedeutung nimmt laufend zu, nicht nur in der Schweiz. Bei solchen Projekten analysiert man die ganze europäische Konkurrenz und holt daraus auch Inspiration.

Sind die Coop-to-go-Läden teurer als die Coop-Supermärkte?

Wir haben bei 80 Prozent des rund 500 Artikel umfassenden Sortiments die gleichen Produkte und Preise wie im Supermarkt. Wir haben sowohl Prix-Garantie-Artikel als auch Premium-Produkte in den Regalen. Rund 20 Prozent sind Artikel, die es nur in Coop-to-go-Läden gibt – beispielsweise spezielle Chia-Müesli. Hier kalkulieren wir wie im Supermarkt nach Herstellungskosten. Ein Kaffee kostet 3.20 Franken. Damit sind wird konkurrenzfähig.

Bei Coop Pronto erhalten Praktikanten teilweise 3.75 Franken Stundenlohn. Verdienen sie bei Coop to go mehr?

Diese Praktikumsstellen wurden auf Anfrage der Behörden für Schulabgänger für ein Überbrückungsjahr vor Eintritt in eine Lehre geschaffen. Coop-Pronto-Läden sind eigenständige Unternehmer im Franchise-System. Sie stellen das Personal selbstständig an und haben vertragliche Freiheiten, das ist ein Grundsatz des Franchise-Systems. Die Coop Mineraloel AG empfiehlt den Franchise-Partnern aber, auf solche Praktikumsstellen für Jugendliche zu verzichten. Beim Personal von Coop to go gelten die Anstellungsbedingungen aus dem Coop-Gesamtarbeitsvertrag. Der Mindestlohn für Gelernte beträgt 13-mal 4000 Franken.

Sie könnten den Franchisenehmern die Tieflöhne verbieten.

Das ist nicht möglich. Eine Voraussetzung fürs Franchising ist Freiheit in gewissen Punkten. Das gilt sowohl für die Preise als auch für die Anstellungen.

Wie sehen die Expansionspläne für die Coop-to-go-Läden aus?

Drei weitere Standorte stehen bereits fest. Der zweite Coop to go eröffnet am Zürcher Stauffacher, der dritte an der Neugasse in Zürich. Weit fortgeschritten ist auch das Projekt in Zug Neustadt. Wir suchen nun weitere Ladenlokale. Interessant sind für uns vor allem Lagen mit sehr hoher Kundenfrequenz, was vor allem an Bahnhöfen der Fall ist. In fünf Jahren wollen wir 50 Coop-to-go-Läden haben.

Teilweise werden die Coop-to-go-Formate Sitzplätze haben. Das gibt Probleme mit den Mehrwertsteuersätzen, da die Gastronomie anders besteuert wird.

Es gibt bei der Mehrwertsteuer-Verwaltung eine Spezialregelung, bei der man die für die Gastronomie höhere Steuer pauschal pro Sitzplatz entrichten kann, wenn es nur wenige Plätze sind. Alles andere wäre zu kompliziert. Bei Coop to go werden die Kunden nie gefragt werden, ob etwas zum im Lokal Konsumieren oder ob es zum Mitnehmen ist.

Kürzlich sorgten die individuellen Preise beim Onlineshop Coop@home für Wirbel. Kunden, die der Datenauswertung zustimmten, erhalten spezielle Rabatte. Kritiker monierten, das sei unfair.

Bei unserem Test von Coop@home waren nicht die Preise individuell, sondern nur die Rabatte. Der Test ist übrigens abgeschlossen. Spezialrabatte hat es immer gegeben. Früher hat man die Rabattmarken den Kunden beispielsweise bei einer Degustation verteilt. In Zeiten des Internets werden Rabatt-Gutscheine einfach elektronisch versendet. Dies ist im Markt stark verbreitet.

Neue Convenience-Shops

Seit Dienstag leuchtet ein neuer Schriftzug in Zürich am Bahnhof Stadelhofen: Coop to go. So heisst der neue Convenience-Ableger des Detailhändlers. Es richtet sich «ausschliesslich auf die Ausserhausverpflegung» aus. Denn im letzten Jahr sind in der Schweiz laut Coop über 2,6 Milliarden Franken für die schnelle Verpflegung unterwegs ausgegeben worden. Die neuen Coop-Läden sind 80 bis 200 Quadratmeter gross und haben ein Sortiment von rund 500 Produkten. 80 Prozent der Artikel sind gleich wie in einem Coop-Supermarkt - auch beim Preis. 20 Prozent des Soritments sind spezielle to-go-Artikel wie frische Müsli, Salate oder Paninis. Herzstück des neuen Coop-Format ist eine Frische-Theke in der Mitte des Ladens wo je nach Tageszeit das Angebot variiert.

Der Bahnhof Staldelhofen wird täglich von rund 80'000 Personen frequentiert und ist damit der achtgrösste Bahnhof der Schweiz.

Deine Meinung zählt