«Können nicht vermeiden, dass ein Netz aussteigt»

Aktualisiert

Swisscom-Chef«Können nicht vermeiden, dass ein Netz aussteigt»

Schwarzer Tag für die Swisscom: Am Dienstag waren die Kunden offline, zudem wurde dem Konzern eine Millionen-Busse auferlegt. CEO Schaeppi nimmt Stellung.

K. Wolfensberger
Bern
von
K. Wolfensberger
Bern
«Ich möchte mich für den Ausfall entschuldigen»: Swisscom-CEO Urs Schaeppi entschuldigt sich für den gestrigen Ausfall bei den Unternehmenskunden.
Zur Grossstörung kam es am Dienstag: In vielen Teilen der Schweiz funktionierte am Nachmittag das Internet nicht.
Entwarnung gab die Swisscom erst gegen Abend. Die Störung konnte technisch zwar der «Ethernet Access Plattform» zugeordnet werden. Diese Plattform ist für den Zugang der Geschäftskunden auf das Breitband-Internet verantwortlich.
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«Ich möchte mich für den Ausfall entschuldigen»: Swisscom-CEO Urs Schaeppi entschuldigt sich für den gestrigen Ausfall bei den Unternehmenskunden.

Keystone/Valeriano di Domenico

Herr Schaeppi, wie kam es am Dienstag zu dieser Internet-Störung?

Als Erstes möchte ich mich für den Ausfall entschuldigen. Es waren leider verschiedenste Geschäftskunden von einem Ausfall betroffen. Was die genaue Ursache ist, ist noch unklar. Für einen Hackerangriff gibt es keinen Hinweis.

Was lernen Sie aus dem Fehler?

Der Fehler zeigt uns auf, wie stark vernetzt wir in unserer heutigen Wirtschaft bereits sind. Wir haben Verfügbarkeiten im Bereich von 99,999 Prozent. Trotzdem können wir nicht vermeiden, dass ab und zu ein Netz aussteigt. Wir müssen also daran arbeiten, dass die Verfügbarkeit in Zukunft noch besser wird.

Für Sie als Swisscom-Chef war gestern ein schlechter Tag. Neben der Störung brummte Ihnen die Wettbewerbskommission eine 72-Millionen-Busse auf.

Wir sind vor zehn Jahren neu in den TV-Markt und gleichzeitig mit Live-Sport-Übertragungen eingestiegen und haben ihn mit Innovationen vorwärtsgebracht und aufgebaut. Die Konsumenten profitieren so von viel mehr Sport über alle Kanäle, auch die Kabelnetze und über Free-TV. Die Weko bestraft mit ihrem Entscheid den Pioniergeist. Wir sind grundsätzlich nicht bereit, dies so zu akzeptieren und ziehen den Entscheid weiter.

Am 5. Juni stimmen wir über die Service-public-Initiative ab. Der Swisscom wird vorgeworfen, sich in den Abstimmungskampf einzumischen ...

Das sehe ich nicht so. Die Initiative ist schädlich für die Schweiz und betrifft Swisscom direkt. Sie würde das Rad um 20 Jahre zurückdrehen. Wir werden deshalb in den verbleibenden eineinhalb Wochen versuchen, die Leute von einem Nein zu überzeugen. Unser Engagement beschränkt sich aber auf sachbezogene Leistungen wie etwa die Bereitstellung von Informationsgrundlagen sowie spezifische Kommunikationsmassnahmen, zum Beispiel in Form von einer Beteiligung an Podien.

Viele Leute werden Ja stimmen, weil sie einen besseren Service wünschen.

Verständlicherweise haben die Leute einen sehr hohen Anspruch an die Qualität der Leistungen. Und jeder hat schon einmal ein schlechtes Erlebnis gehabt mit einem grossen Unternehmen. Der Service in der Schweiz ist aber top. Man muss nur einmal ins Ausland reisen, um dies im direkten Vergleich festzustellen. Die Debatte wird nun sehr emotional geführt, umso mehr müssen wir mit Fakten entgegentreten.

Welche Rahmenbedingungen braucht die Schweizer Wirtschaft, um im digitalen Zeitalter konkurrenzfähig zu bleiben?

Die Schweizer Wirtschaft braucht erstens mehr Pioniergeist, zweitens liberale Rahmenbedingungen und drittens eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Branchen.

Das Interview entstand am Mittwoch nach einer Podiumsdiskussion zum Thema «Switzerland's Digital Future» in Bern

Internet-Ausfall

Zwischen 12 und 19 Uhr waren am Dienstag zahlreiche Unternehmen offline gewesen, viele Bancomaten spuckten kein Geld aus. «Seit heute Mittag 12 Uhr gibt es eine Störung des Swisscom-Netzwerks», hiess es bei der Swisscom auf Anfrage von 20 Minuten. Grund war ein Software-Fehler, wie CEO Urs Schaeppi nun erklärte.

Weko-Busse

Laut Weko hat die Swisscom ihre marktbeherrschende Stellung bei der Übertragung von Spielen im Pay-TV missbraucht. Die Swisscom wird daher mit 71,8 Millionen Franken gebüsst. Ursprünglich hatte das Sekretariat der Weko 2015 eine Busse von 143 Millionen Franken beantragt.

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