«Krumme Geschäfte sind an der Wall Street normal»

Aktualisiert

Jordan Belfort«Krumme Geschäfte sind an der Wall Street normal»

Der echte Wolf of Wall Street, Jordan Belfort, weilt zurzeit in der Schweiz. 20 Minuten sagt er, wie es in seinen Spitzenzeiten wirklich zu- und herging.

K. Wolfensberger
von
K. Wolfensberger

Fünf Stichworte für Jordan Belfort - 20 Minuten hat den Wolf of Wall Street im Dolder Grand getroffen.

Herr Belfort, die meisten Schweizer kennen Ihre Geschichte aus dem Film «The Wolf of Wall Street». Wir sehen dort Drogen und Prostituierte. Hat sich das wirklich alles so zugetragen?

Nein, nicht alles. Das mit den Drogen und den Prostituieren stimmte aber schon in etwa. Wir haben viele Drogen konsumiert. Die grössten Unterschiede zur Realität liegen in einem anderen Bereich. Wir haben nicht gezielt Anteile schlechter Firmen verkauft oder in diese investiert. Im Gegenteil: Wir haben uns primär auf gut laufende Firmen konzentriert. Das wurde im Film völlig falsch dargestellt und ist eine starke Zuspitzung. Unser Verbrechen waren schliesslich illegale Marktmanipulationen.

Sie haben also tatsächlich bis zum Schluss so viele Drogen konsumiert?

Nein, das ist auch falsch. Ich habe zu Beginn zwar sehr viel konsumiert, aber als alles aufflog, war ich schon eine ganze Weile clean. Was im Film auch anders dargestellt wird, ist der Moment, als ich meine Firma verlassen möchte, dann aber doch bleibe. In Wirklichkeit bin ich tatsächlich gegangen. Ich hatte es mir nie zum Ziel gesetzt, gegen die Regierung zu kämpfen. Ich habe nie «Fuck you» zu den Behörden gesagt, sondern mit ihnen kooperiert.

Ihre Spezialität ist das Abschliessen von Deals. Das passt zu Präsident Trump. Unterstützen Sie ihn?

Ich bin ein klarer Trump-Supporter. Ich wünschte zwar, er würde sich rhetorisch mehr zurückhalten. Doch er ist und bleibt die klar bessere Wahl als Hillary Clinton. Die USA brauchen einen Geschäftsmann an der Spitze, der das Land vorwärtsbringt. Die US-Medien haben sich nun grösstenteils gegen Trump verschworen. Das macht mich wütend, ich finde, Medien sollten neutrale Beobachter sein und nicht Position ergreifen.

Sie sind nun in der Schweiz, um ein Seminar zu geben – was möchten Sie den Leuten beibringen?

In meinen Seminaren geht es mal ganz grundsätzlich um die Geschäftswelt und ums Unternehmertum. Dabei geht es primär um den Verkauf und die dazugehörige Kommunikation. Ich lehre dabei ein System, das auch ausserhalb von klassischen Geschäftskontexten verwendet werden kann. Sogar von Eltern, die ihre Kinder zum Machen ihrer Hausaufgaben überzeugen wollen (lacht). Im Leben sind wir de facto dauernd in Verkaufssituationen, ob wir das wollen oder nicht. Dafür biete ich Werkzeuge.

Wieso sollen die Leute von Ihnen die Kunst des Verkaufs erlernen? Diese hat Sie schliesslich ins Gefängnis gebracht.

Wenn Ihnen ein Waffenverkäufer beibringt, wie man mit einer Pistole schiesst, dann weiss er nicht, ob Sie nachher Verbrechen bekämpfen gehen oder selber zum Verbrecher werden. Eine Fähigkeit kann immer gut und schlecht eingesetzt werden. Das gilt auch für meine Verkaufsstrategien. Ich hoffe natürlich, dass die Leute sie für legale Geschäfte benutzen. Ich habe da auch aus meinen eigenen Fehlern gelernt.

Wieso haben Sie Ihre Fähigkeiten falsch eingesetzt? War es Gier?

Lassen Sie uns einfach mal realistisch sein: In meiner Zeit an der Wall Street war es für die meisten Händler und Banker völlig normal, zumindest teilweise auf unsaubere Geschäftspraktiken zurück zu greifen. Ich möchte die Schuld für meine Verbrechen nicht auf das System Wall Street abschieben. Doch es ist die Realität, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Es ging niemals darum, für den Kunden Geld zu verdienen, sondern für sich selbst. Inzwischen ist das vielleicht etwas besser geworden, aber die Zustände sind noch weit davon entfernt, perfekt zu sein.

Was halten Sie vom Schweizer Finanzplatz? Steht dieser zu Recht international in der Kritik?

Nein, ich finde, die Schweiz muss heute ungerechterweise als Prügelknabe herhalten. Es gibt legitime Gründe für ein Bankgeheimnis. Natürlich sollte es nicht ausgenutzt werden, damit Diktatoren und Drogenbosse ihr Geld verstecken können. Aber normale Bürger sollten das Recht haben, ihr Geld anonym verwalten zu lassen.

Hatte Ihr ganzes Geld zu Ihren Spitzenzeiten – ob versteckt oder nicht – Sie wirklich glücklich gemacht?

Wie sagt man so schön: Geld allein macht nicht glücklich. Allerdings macht es sehr unglücklich, wenn man zu wenig Geld hat. Das kann ganze Ehen zerstören, wenn man sich über jeden Dollar streiten muss. Geld allein ist letztlich ein Mittel, um seine Möglichkeiten und sein Potenzial auszuschöpfen. Das wiederum macht glücklich.

Über den Wolf of Wall Street

Jordan Belfort begann 1987 mit dem Verkauf von Hochrisiko-Anlagen. Später gründete er sein eigenes Maklerunternehmen Stratton Oakmont, dass 1000 Angestellte beschäftigte. Doch ab 1997 fiel Belforts Kartenhaus zusammen. Zuerst verliert Stratton Oakmont die Händlerlizenzen, dann wird er 1998 verhaftet. 2004 wird Belfort zu vier Jahren Haft verurteilt. Die Strafe kann er später auf 22 Monate herunterhandeln. Wie viel Belfort bisher an die insgesamt 1513 Geschädigten zurückzahlte, ist unklar. Berühmt wurde Belfort durch die Verfilmung seines Lebens mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle.

Event in Dübendorf

Am Samstag den 13. Mai kommt der Wolf of Wall Street Jordan Belfort für ein Seminar in die Samsung-Halle nach Dübendorf. Tickets für den noch nicht ausverkauften Event gibt es im Internet aktuell ab 197 Franken.

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