Im Osten wartet die Liebe«Machos haben wir hier schon genug»
Manchmal muss mann der Liebe ein wenig nachhelfen. Heiratsvermittlerin Pastukhova bringt Schweizer und Ukrainerinnen zusammen. Ein Interview zum Valentinstag.

Auch der Charakter muss stimmen: Ukrainerinnen der Partnervermittlung Natalyal.
Liebe kennt keine Grenzen. Im indirekten wie im direkten Sinn. Unzählige Agenturen, seriöse und weniger seriöse, verkuppeln Schweizer Männern mit Frauen aus Thailand oder Osteuropa. Natalya Pastukhova vermittelt als Inhaberin der Partnervermittlung Natalyava Männern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Partnerinnen aus der Ukraine. 20 Minuten Online sprach mit ihr über Motive und Tücken der grenzüberschreitenden Liebe.
Frau Pastukhova, warum soll eine Ukrainerin einen Schweizer heiraten, wenn nicht aus finanziellen Motiven?
Natalya Pastukhova: Weil sie die besseren Ehemänner sind. Ukrainer kommen abends nach Hause, setzen sich mit Chips und Bier vor den Fernseher, und das wars dann. Oft kommen sie aber gar nicht nach Hause, weil sie links und rechts noch eine Freundin haben. Wenn die Frau sich beschweren will, sagt der Mann: «Halt den Mund!»
Sind die Westeuropäer so viel besser?
Sie sind treuer, hören zu und akzeptieren die Frau als gleichberechtigtes Wesen. Das war auch bei mir so, als ich in der Ukraine als Dolmetscherin meinen deutschen Mann kennen lernte. Plötzlich sass da jemand am Tisch, der mich tatsächlich ernst nahm. Das ist für viele Ukrainerinnen eine ganz neue Erfahrung.
Das Geld spielt keine Rolle?
Sie wollen jemanden, der zwei Personen und später vielleicht eine Familie ernähren kann. Damit sind die meisten zufrieden.
Es sind also die Emanzipierten, die sich Ehemänner aus dem Westen angeln.
Nicht im strengen Sinne. Sie wollen ihre Meinung sagen können und erwarten, dass man ihnen zuhört. Aber sie sind zu vielen Opfern bereit, wenn sie einen Mann lieben. Sie verlassen Land und Leute und arbeiten als Hausfrau, auch wenn sie vorher eine Stelle als Ärztin hatten.
Was erwarten die Männer von den Frauen?
Das Aussehen ist schon sehr wichtig. Wir nehmen nur Frauen in unsere Kartei auf, die für europäische Augen eine angenehme Erscheinung sind. Die Osteuropäerinnen betonen ihre Weiblichkeit, das reizt die Männer. Aber sie dürfen nicht nur auf das Äussere fokussieren. Wir helfen ihnen, jemanden zu finden, der auch vom Charakter her passt.
Wie viel Geld muss ich springen lassen, um bei Ihnen eine Ukrainerin zu bekommen?
Das ist eben die falsche Einstellung. Es gibt zwar Kunden, die denken, eine Ukrainerin fällt ihnen um den Hals, wenn sie einen Swimmingpool besitzen. Aber die haben es schwer. Machos haben wir hier schon genug. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Unser Vermittlungsservice kostet 2000 bis 3000 Euro – ohne Erfolgsgarantie.
Wie komme ich zum Erfolg?
Aus den Fotos mit Steckbriefen wählen sie einige Frauen aus. Wenn die Sie auch sympathisch finden, lernen sie sich erst mal per Telefon oder Brief kennen. Dafür stellen wir Dolmetscher zur Verfügung. So lernen auch wir Sie besser kennen und können Ihnen Tipps geben, welche Frauen zu ihnen passen würden. So grenzen wir die Auswahl ein.
Besucht man die Frauen auch in der Ukraine?
Ja. Üblicherweise reist der Kunde für einige Tage in die Ukraine und trifft sich mit denjenigen Frauen, die definitiv in Frage kommen. Man trinkt etwas in einem Café, manchmal lädt einen die Frau zu sich nach Hause ein.
Wie gross ist die Erfolgsquote dieser Dates?
80 Prozent der Männer kehren mit einer Ehefrau zurück, würde ich sagen – aber nur, weil wir die beiden gut vorbereiten.
Bereiten Sie auch die Frauen vor?
Wir führen lange Vorgespräche mit ihnen. Manche haben falsche Vorstellungen und wünschen sich einen Prinzen, der erfolgreich und gutaussehend ist und ihnen teuren Schmuck schenkt. Aber das ist eine Minderheit.
Die Männer, die man als ihre typische Klienten vermutet, sind ja nicht gerade Märchenprinzen.
Es sind nicht nur alte Männer, wenn Sie das meinen. Die meisten sind zwischen 35 bis 55 Jahre alt. Der Altersunterschied zu den Frauen beträgt im Schnitt weniger als zehn Jahre.
Was ist das typische Profil ihrer Kunden?
Viele sind beruflich selbstständig. Sie sind es gewohnt, Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen. Das braucht es auch für eine Ehe mit einer Frau aus einem anderen Land.
Und die Frauen? Auf der Website findet man auffällig viele mit Hochschulabschluss.
Wir Ukrainerinnen legen viel Wert auf eine gute Bildung. In unserem Land bringt das leider nicht viel. Eine Schuhverkäuferin verdient mehr als eine Lehrerin. Hochgebildete haben zudem mehr Mumm, das Land zu verlassen. Viele Ukrainerinnen meinen: «Ach, ich habe hier doch meine Familie.» Dafür bleiben sie unglücklich.
Trotz Universitätsbildung haben sie es in Westeuropa aber schwer, wieder Arbeit zu finden.
Wie gesagt ist es für Ukrainerinnen kein grosses Unglück, wenn sie Hausfrau sind. Aber viele möchten gerne arbeiten. Manche passen beispielsweise ihr Ärztediplom an. Und wir sind erfinderisch. Als ich nach Deutschland kam, hatte ich eine Ausbildung als Deutschlehrerin und als Rechtsanwältin. Das brachte mir hier nichts. Andere Ukrainerinnen fragten mich aber immer wieder: «Hat dein Mann nicht noch ein paar Freunde, die eine Frau suchen?» So gründete ich die Vermittlungsagentur.
Hand aufs Herz, Frau Pastukhova: Wie viele dieser Ehen halten?
Ich kann es nicht beziffern. Aber binationale Ehen halten im Schnitt länger als Ehen zwischen Landsleuten.
Was sind die grössten Probleme?
Probleme gibt es wenig. Man muss nur ein Missverständnis ausräumen. Die Ukrainerinnen finden es unanständig, in der Liebe die Initiative zu ergreifen. Wir müssen unsere Kunden deshalb immer ermuntern, dass sie den Frauen ihre Gefühle offenbaren.