Herzinfarkt-RisikoWer auf Twitter flucht, gefährdet die Gesundheit
Forscher haben herausgefunden, dass eine Beziehung zwischen Fluchen auf Twitter und Herzinfarkten besteht. Die erhobenen Daten sind für Versicherer interessant.
«Wunderbar», «Freunde» oder «gute Gelegenheit» – diese Wörter sollten Personen möglichst oft auf sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook verwenden, sofern sie künftig eine günstige Lebensversicherungsprämie haben möchten. Schlecht sind hingegen Fluchwörter, wie das im englischen Sprachraum häufig verwendete «Fuck». Grundlage hierfür ist eine Studie der Universität von Pennsylvania. Die Forscher haben darin eine enge Beziehung zwischen der Nutzung bestimmter Wörter auf Social Media und dem Risiko von Herzinfarkten aufgezeigt.
Der Zusammenhang sei sogar stärker als zwischen Herzerkrankungen und Rauchen, Diabetes oder Übergewicht, heisst es in der Studie. Für Firmen wie den Rückversicherer Swiss Re sind das interessante Nachrichten. «Das sind die neuen Datenquellen in der Risikobeurteilung», so Matthias Weber, Chef der Risikobeurteilung bei Swiss Re, zur «Süddeutschen Zeitung». Sein Unternehmen hat Forschungszentren in London und Boston eingerichtet, in denen versucht wird, solche Beziehungen für die Versicherung nutzbar zu machen.
Keine Versicherung für Flucher
Doch was wäre eine mögliche Verwendung der Studienergebnisse? Heute fragen Versicherer potenzielle Kunden vor dem Abschluss einer Lebensversicherung, ob sie Zigaretten konsumieren. In Zukunft könnten Sie den Facebook- oder Twitter-Account einer Person auswerten. Wer viel flucht, wird dann nicht mehr versichert oder bezahlt eine höhere Prämie, weil ein grösseres Risiko eines frühzeitigen Tods besteht.
Noch forscht die Swiss Re allerdings nicht selbst an einem solchen Programm. Grund: Erst gilt es, ethische und rechtliche Fragen zu prüfen. «Ich wollte nur die Möglichkeiten aufzeigen», wird Weber zitiert. Ohnehin hätten die US-Wissenschaftler in ihrer Studie die Statusmeldungen nicht individuell ausgewertet, sondern auf regionaler Ebene. Das Fazit war also, dass Regionen mit vielen Schimpfwörtern mehr Herzinfarkte aufwiesen als solche mit positiven Wörtern.
Mehr «gute Risiken»
Dennoch gelte: Die Versicherungsbranche ist bemüht, mit den gigantischen Datenmengen durch soziale Netzwerke und die Digitalisierung der Gesellschaft Schritt zu halten und sie für ihre Zwecke zu nutzen. Die Hoffnung: Wer die Daten sinnvoll auswerten und interpretieren kann, versichert eher die «guten Risiken». Das wäre ein deutlicher Vorteil gegenüber der Konkurrenz, die auch «schlechte Risiken» versichert.