Skandal-Firma Carna Grischa steht zum Verkauf

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Ruf ruiniertSkandal-Firma Carna Grischa steht zum Verkauf

Nach der Affäre um falsch deklariertes Fleisch befindet sich das Bündner Unternehmen Carna Grischa in Existenznöten. Nun wird ein Käufer für die Firma gesucht.

von
lüs
Am 23. April wurde bekannt, dass Carna Grischa sich in der Nachlassstundung befindet.
Martin Niederberger ist der neue Manager der Carna Grischa. Er soll den Fleischhändler nach dem Skandal wieder auf Kurs bringen.
Ettore Weilenmann, der Präsident des Verwaltungsrates des Fleischhändlers Carna Grischa, nahm am 26. November vor den Medien Stellung. Er entschuldigte sich für die falsch deklarierte Ware, sprach jedoch von Einzelfällen.
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Am 23. April wurde bekannt, dass Carna Grischa sich in der Nachlassstundung befindet.

Keystone/Gian Ehrenzeller

Der Umsatz ist eingebrochen, das Image ist zerstört: Seit bekannt geworden ist, dass das Bündner Fleischproduktions-Unternehmen Carna Grischa jahrelang Ablaufdaten von Produkten manipulierte, ungarisches Geflügel als Schweizer Poulet sowie Pferde- als Rindfleisch verkaufte und aufgetaute Fleischstücke als frische, ist das Weiterbestehen der Firma stark gefährdet. Jetzt soll sie offenbar verkauft werden. Einem grossen Schweizer Fleischverarbeiter sei sie letzte Woche zur Übernahme angeboten worden, berichtet die «Sonntagszeitung».

Das Unternehmen winkte jedoch ab. Laut Branchenvertretern dürfte es fast unmöglich sein, einen Käufer zu finden, weil nach dem Skandal niemand mit Carna Grischa in Zusammenhang gebracht werden will. Bei Carna Grischa will man die Verkaufsversuche nicht kommentieren. Verwaltungsratspräsident Ettore Weilenmann zur «Sonntagszeitung»: «Zu Spekulationen äussern wir uns nicht.»

Andere Fleischhändler profitieren

Ehemalige Kunden von Carna Grischa machen sich deweil auf die Suche nach neuen Lieferanten. Dies spürt etwa Mérat, die Gastrometzgerei der Migros. Mérat-Chef Hans Reutegger sagt der Zeitung: «Es haben fast hundert Gastrobetriebe bei Mérat angefragt, ob sie in Zukunft mit uns zusammenarbeiten könnten.»

Carna Grischa hat nicht nur Abnehmer, sondern auch Lieferanten verloren. So arbeitet etwa der grosse Fleischwarenhersteller Bell nicht mehr mit der Firma aus Landquart, bis Resultate der Ermittlungen gegen Carna Grischa vorliegen. Auch intern brodelt es: Carna-Grischa-Verwaltungsrat Michel Stopnicer ist von seinem Amt zurückgetreten. Die Ereignisse der letzten Woche hätten Stopnicer stark belastet, erklärt Weilenmann.

«Vertrauen wiederherstellen»

Unternehmensberater Gotthard F. Wangler sagt der «Sonntagszeitung», mit dem Brand Carna Grischa könne der Fleischhändler nicht mehr weitermachen: «Der Name muss weg, der ist derart negativ behaftet.» Weilenmann hingegen will das Vertrauen der Kunden und Lieferanten hingegen durch «zahlreiche Gespräche» wiederherstellen. «Es werden jene Massnahmen umgesetzt, die eine hundertprozentige Qualitätssicherung garantieren.»

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