Schweizer am reichsten, trotz höchster Schulden

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ReichtumsvergleichSchweizer am reichsten, trotz höchster Schulden

Das Netto-Geldvermögen pro Kopf beträgt in der Schweiz 141'890 Euro und ist das höchste weltweit. Gleichzeitig ist hierzulande auch die Pro-Kopf-Verschuldung am höchsten.

von
whr
Nirgends ist das Pro-Kopf-Vermögen so gross wie in der Schweiz.

Nirgends ist das Pro-Kopf-Vermögen so gross wie in der Schweiz.

Im globalen Vergleich sicherte sich die Schweiz mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen pro Kopf von 141'890 Euro Ende 2012 vor den USA und Japan auch weiterhin den Spitzenplatz auf der Rangliste der reichsten Länder. Dies geht aus dem «Global Wealth Report» der Allianz Versicherung hervor. Aus dem Kreis der westeuropäischen Nationen verfügten nach den Schweizern die Belgier mit durchschnittlich 73'520 Euro über das höchste Netto-Geldvermögen pro Kopf.

Die Differenz zwischen den beiden Ländern bezifferte sich damit im vergangenen Jahr auf beinahe 68'400 Euro. Diesen signifikanten Vorsprung verdanken die Schweizer allerdings in erster Linie der starken Aufwertung ihrer heimischen Währung, die als «Fluchtwährung» seit der Krise gut 37 Prozent gegenüber dem Euro gewonnen hat. Ohne diese Aufwertung würde die Distanz zu den Belgiern auf annähernd 30'000 Euro einbrechen.

Schweizer Haushalte mit hoher Verschuldungsrate

Kennzeichnend für die Vermögenssituation der schweizerischen Haushalte sind aber nicht nur hohe Ersparnisse. Mit durchschnittlich 76'200 Euro pro Kopf war auch die private Verschuldung Ende vergangenen Jahres so hoch wie in keinem anderen Land weltweit. Gemessen in Prozent der Wirtschaftsleistung lag der Verschuldungsgrad bei 124 Prozent, weltweit war nur in den Niederlanden (139,1 Prozent) und Dänemark (148,5 Prozent) die Schuldenstandsquote noch höher.

Die Allianz hat die vierte Ausgabe ihres «Global Wealth Reports» vorgestellt, der die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert. Danach erzielte das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte 2012 eine Zuwachsrate von 8,1 Prozent. Dies ist das stärkste Wachstum seit sechs Jahren und liegt auch deutlich über dem langfristigen, wechselkursbereinigten Durchschnitt (2001 bis 2012) von 4,6 Prozent pro Jahr. Wachstumstreiber war im letzten Jahr die gute Entwicklung an den Aktienmärkten: Das in Form von Wertpapieren gehaltene Vermögen erzielte ein Plus von 10,4 Prozent. Rund um den Globus summierte sich das Finanzvermögen damit auf ein neues Rekordniveau von 111 Billionen Euro.

Schwellenländer holen auf

Die positive Entwicklung im vergangenen Jahr kann die tiefen Risse in den privaten Vermögensbilanzen im Euroraum jedoch nicht überdecken. Die Vermögensschere geht immer weiter auf. Das durchschnittliche Netto-Geldvermögen in Griechenland liegt inzwischen bei nur noch 28 Prozent des Euroraum-Durchschnitts; vor der Krise lag dieser Wert noch deutlich über 50 Prozent. In Spanien ist er von 61 Prozent auf 44 Prozent im vergangenen Jahr gefallen.

Während in den etablierten Industrieländern als Folge der Krise also die «Low Wealth»-Klasse wuchs, verlief die Entwicklung in den ärmeren Ländern erfreulicher: Hier stieg in erster Linie die Zahl der Mitglieder der globalen Vermögensmittelklasse. Allein im vergangenen Jahr wuchs sie um annähernd 140 Millionen Menschen, wobei der Löwenanteil dieses Zuwachses auf China zurückgeht. Damit lebten 2012 insgesamt rund 860 Millionen Menschen mit mittlerem Netto-Geldvermögen in den untersuchten Ländern. Motor dieses Aufholprozesses ist das unvermindert starke Wachstum der Brutto-Geldvermögen. (whr/sda)

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