Eltern wählen für Kinder Jobs mit Image-Faktor

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LehrlingsproblemEltern wählen für Kinder Jobs mit Image-Faktor

Zahlreichen Branchen droht der Fachkräftemangel. Schuld daran sind auch die Eltern, die nur das Beste für ihre Kinder wollen.

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Die Traumbranche vieler junger Frauen: Tiermedizinerinnen bei der Arbeit.
Bei vielen Eltern kommen Handwerksberufe nicht gut an.
Finden die Jugendlichen keine Lehrstelle, machen sie das zehnte Schuljahr.
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Die Traumbranche vieler junger Frauen: Tiermedizinerinnen bei der Arbeit.

Keystone

Zahlreiche Betriebe finden keine Lehrlinge – mehr als 7109 Lehrstellen waren letzte Woche noch unbesetzt, wie der «SonntagsBlick»in seiner aktuellen Ausgabe schreibt. Doch das bedeutet nicht, dass alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz finden. Bis zu 7000 junge Erwachsene stehen noch ohne Lehrstelle da. Experten bezeichnen die paradoxe Situation als «Passungsproblem» – zwischen Stift und Stelle passe es nicht, schreibt das Sonntagsmedium dazu.

Verantwortlich für die Lehrlingsmisere sind demnach nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch deren Eltern, die nur das Beste für ihre Sprösslinge wollen. «Eltern haben einen bedeutenden Einfluss auf die Berufswahl», so Urs Casty, Gründer der Lehrstellen-Webseite yousty.ch, zur Zeitung. Gerade weil sich die Jugendlichen in einem «schwierigen» Alter befänden.

Mütter hätten diesbezüglich häufig den grösseren Einfluss auf die Kinder als Väter. «Die Jugendlichen sind in diesem Alter mit vielem beschäftigt, nur nicht mit der Berufswahl», stellt auch Nicole Huisman, Marketing-Verantwortliche beim Schweizerischen Carrosserieverband (VSCI) fest.

Eltern blenden handwerkliche Talente aus

Das grosse Problem: «Die Eltern halten zu lange an den Traumlehrstellen ihrer Kinder fest», so Casty. Statt bei besonders beliebten Lehrstellen Alternativen aufzuzeigen, würden Kinder in ihren Wunschvorstellungen bestärkt.

«Mütter blenden die realistischen Fähigkeiten und Interessen, aber auch die Schulmüdigkeit oder die handwerklichen Talente ihrer Kinder mehrheitlich aus», sagt auch Margrit Stamm, Professorin für Erziehungswissenschaft. Eltern würden sich auf höchstens vier Berufe konzentrieren – davon meist solche mit einem guten Image.

Berufsmessen richten sich an Eltern

Diese eingeschränkten Optionen würden dazu führen, dass es unter anderem in Handwerksberufen an Nachwuchs fehlt, sagt Huisman. «Es ist nach wie vor sehr schwierig, qualifizierte Jugendliche für unsere Lehrstellen zu finden», sagt sie zum «SonntagsBlick». Der VSCI hat reagiert: «An den Berufsmessen richten wir uns stark an die Eltern.»

Man wolle ihnen aufzeigen, dass es nicht beim Handwerk bleiben müsse. Die Jugendlichen könnten sich bis zum Meister weiterbilden, was mit einem Masterstudium vergleichbar sei. Und für Professorin Stamm ist klar: «Die Eltern sollten die Berufswahl der Kinder viel entspannter angehen.»

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