Jährlich 70'000 neue Jobs dank Digitalisierung

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Avenir-Suisse-StudieJährlich 70'000 neue Jobs dank Digitalisierung

Laut der Denkfabrik Avenir Suisse werden Roboter nicht zu einer Massenarbeitslosigkeit führen. Im Gegenteil: Dank der Digitalisierung entstehen mehr neue Jobs.

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Peter Grünenfelder, Direktor der Denkfabrik Avenir Suisse, nimmt zu den Studienergebnissen Stellung. (Video: pam)

Durch die Digitalisierung könnten in Zukunft je nach Analyse 5 bis 50 Prozent der Jobs wegfallen. Eine Studie von KV-Schweiz kam etwa zu Schluss, dass in der Schweiz 100'000 Bürojobs gefährdet sind – etwa im Bereich Rechnungswesen, Informatik, Kundenbetreuung und Personalmanagement.

Der wirtschaftsnahe Thinktank Avenir Suisse gibt nun in einer neuen Studie «Wenn die Roboter kommen» Entwarnung. «Von einer Robokalypse zu reden, ist fehl am Platz», so die Studienautoren.

Pro Jahr entstanden 70'000 neue Jobs

Zwar gingen in den letzten zehn Jahren jedes Jahr 15 Prozent der Arbeitsstellen verloren – es würden aber gleichzeitig noch mehr neue geschaffen. Laut Avenir Suisse wurden etwa zwischen 2006 und 2016 stets mehr Jobs geschaffen, als vernichtet wurden: Jährlich wurden laut Avenir Suisse 70'000 Stellen zusätzlich besetzt.

Deshalb folgert Avenir Suisse: «Die Herausforderung besteht nicht in der Schaffung neuer Arbeitsplätze oder der Vermeidung technologiebedingter Arbeitslosigkeit, sondern im Wachstum der Produktivität.» Und hier stellen die Studienautoren Defizite fest, da die Schweizer Produktivität in den letzten Jahren unter dem Durchschnitt der OECD-Länder lag.

Damit es eine «technologisch bedingte Arbeitslosigkeit weiterhin nicht geben wird», schlägt Avenir Suisse eine Deregulierungsoffensive vor. «Mensch und Maschine werden

sich weiterhin ergänzen – vorausgesetzt, Erstere verfügen über

genügend Know-how, um Letztere zu bedienen und begleiten.» Deshalb soll etwa die Bildung gestärkt werden: Der Anteil der Allgemeinbildung in der Berufslehre soll erhöht sowie der Informatikunterricht ab der 5. Klasse eingeführt werden.

Angestellte sollen mehr als 45 Stunden pro Woche arbeiten dürfen

Zudem erneuern die Ökonomen von Avenir Suisse ihre Forderung nach einer Abschaffung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 45 Stunden. Zudem befürwortet Avenir Suisse, dass die tägliche Arbeitszeit bis zu 17 Stunden betragen darf.

Mit Blick auf den digitalen Wandel halten die Autoren fest: «Menschen hören nicht nach Zeitplan auf zu denken, kreativ zu sein oder nach Lösungen zu suchen. Umgekehrt garantieren die Stunden, die sie vor dem Computer oder im Büro verbringen, nicht immer, dass sie diese Zeit auch produktiv einsetzen.»

«Offenes Tor für Burnout und Stresserkrankungen»

Zu völligen anderen Schlussfolgerungen kommen die Gewerkschaften in ihrer neuen Digitalisierungsstudie. Unter dem Vorwand der Digitalisierung bestehe die Gefahr, den «bereits schwachen Arbeitnehmerschutz» nochmals abzubauen. Forderungen wie die Abschaffung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit böten «ein offenes Tor für Burnout und Stresserkrankungen».

Zwar betont auch der Schweizerische Gewerkschaftsbund, dass es trotz Automatisierungen in der Vergangenheit nie zu einer Massenarbeitslosigkeit gekommen sei. Dies sei aber auf den Kampf der Gewerkschaften für höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und Weiterbildungsmöglichkeiten zurückzuführen. Damit die Digitalisierung auch in Zukunft den Arbeitnehmenden nützt, fordern die Gewerkschaften verstärkte Kontrollen etwa bei Ruhezeiten, Pausen sowie beim Sonntags- und Nachtarbeitsverbot.

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