Legal oder nicht?Mit gutem Gewissen Geld verbrennen
Die EU-Kommission überrascht mit einer ungewöhnlichen Empfehlung. Das Zerstören von Euro-Noten und -Münzen soll nicht mehr illegal sein. Für Schweizer Geld gelten andere Regeln.
«War es ein Verbrechen? War es Wahnsinn? War es eine Investition? War es Rock'n'Roll? War es eine Obszönität? War es Kunst? War es ein politisches Statement? War es Blödsinn?» Mit diesen Fragen konfrontierte die englische Popgruppe KLF die Zuschauer ihres Videos. Im Film wird gezeigt, wie die KLF-Bandmitglieder Bill Drummond und Jimmy Cauty im Jahr 1994 eine Million britische Pfund verbrennen. Die erfolgreichen Musiker umgingen mit ihrer Aktion geschickt eine Gesetzeslücke. Nach englischem Recht ist es verboten, Geldscheine zu durchlöchern, zu beschmieren oder in sonst einer Weise zu beschädigen. Für das komplette Verbrennen von Geld ist jedoch keine Strafe vorgesehen.
Die Kunst ist frei
Was die Griechen können, darf man bald in der ganzen EU straffrei machen – Geld vernichten. Wer in der Union künftig den Drang verspürt, Geld zu verbrennen, in Säure aufzulösen oder sonstwie zu zerstören, soll das laut Kommissions-Empfehlung künftig straffrei dürfen. In der Empfehlung sind folgende Passagen aufgenommen: «Die Beschädigung zu künstlerischen Zwecken soll toleriert werden» sowie «Die vollständige Vernichtung von Euro-Banknoten und -Münzen durch Einzelpersonen in kleinen Mengen sollte nicht verboten werden». Bisher war die Rechtslage je nach Land unterschiedlich, die einen stellen Geldvernichtung unter Strafe – andere nicht.
Mehr Parolen als Notenfeuer
«In der Schweiz gehört die Banknoten demjenigen, der sie besitzt», sagt Werner Abegg, Sprecher der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die SNB als Herausgeber der Noten habe zwar keine Freude an einer Vernichtung. Ein Zerstörer von Schweizer Franken mache sich aber trotzdem nicht strafbar. «Man muss sich aber bewusst sein, dass man den Geldwert endgültig verliert», so Abegg. Bisher seien aber weniger die Zerstörung von Noten ein Thema gewesen, sondern eher das Bemalen von Noten oder das Anbringen von politischen Parolen. «Wer solch eine Note besitzt, riskiert, dass sie als Zahlungsmittel zurückgewiesen wird», sagt der SNB-Sprecher. Das Argument, man habe sie in diesem Zustand bekommen, ziehe nicht, denn niemand sei zur Annahme verpflichtet. Das Geld ist jedoch nicht verloren: Ist die Note intakt – insbesondere die Seriennummer – kann sie bei der SNB eingetauscht werden.
Münzenschmelzen lohnt sich nicht
Noten sind aber nicht Münzen. Während Franken auf Papier der Hoheit der SNB unterstehen, produziert die Prägeanstalt Swissmint im Auftrag des Bundes das Hartgeld. Machen sich Lausbuben nun strafbar, die einen „Zwanzger" auf die Schienen legen und zusehen, wie er durch die Lok zu Fünflibergrösse gepresst wird. Nein, mit dem Vernichten verhält es sich gleich, wie bei den Noten. Das Zerstören ist keine Straftat. Anders ist es mit Veränderungen. «Wer beispielsweise ein Loch in eine Münze bohrt und diese in Umlauf bringt, macht sich strafbar», klär Kurt Rohrer von Swssmint auf. Er weist darauf hin, dass der Bund sich schon überlegt habe, die Herausgabe von 5-Rappen-Stücken einzustellen, weil die Produktionskosten zu gewissen Zeiten über dem Nennwert lagen. Man habe sich aber für eine Weiterführung des Fünfers entschieden. «Es hat sich aber ausser für Edelmetallmünzen nie gelohnt, Münzen wegen der hohen Rohstoffpreise einzuschmelzen», so Rohrer. Die Materialkosten machen nur einen Bruchteil des Gesamtpreises auf.
Lasst doch die Börse arbeiten!
Vom Geldverbrennen sei an dieser Stelle dringend abgeraten. Ausser der eventuell rituell reinigenden und sühnenden Kraft der Flammen bleibt wenig. Die britische KLF zeigte sich ernüchtert über das Echo der Öffentlichkeit auf ihre Geldverbrennungsaktion. Die meisten Zuschauer schätzten die Verbrennung als Blödsinn ein. Der Tenor war meist: «KLF hatte nicht das Recht, das Geld dem Wirtschaftskreislauf zu entziehen – man hätte es zumindest an eine gemeinnützige Organisation spenden können.» Es kommt nicht gut an, wenn man den heiligen Fetisch unserer Kultur entweiht. Wer unbedingt Geld vernichten will, kann das ja an der Börse machen.
Burn money: Song von KLF