Miese LöhneGewerkschaft schliesst Zürcher Zara-Baustelle
Die Arbeiten am neuen Flagshipstore an der Zürcher Bahnhofstrasse sind per sofort eingestellt. Der Grund: Schlechte Arbeitsbedingungen und extrem tiefe Löhne.

Arbeiten eingestellt: Am Montagmorgen hat die Unia die Baustelle Bally-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse geschlossen. Laut der Gewerkschaft erhalten die Arbeiter nicht die ihnen zustehenden Löhne.
Am Wochenende wurde bekannt, dass die spanische Modekette Zara Arbeiter zu Dumpingpreisen beschäftigt . Laut Gewerkschaft Unia soll das Unternehmen, das gerade das Bally-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse 66 zu einem gigantischen Kleidergeschäft inklusive Wohn- und Dekoaccessoires umbaut, 30 bis 40 spanische Handwerker zu Löhnen beschäftigen, wie sie in Spanien bezahlt werden – was unzulässig ist, denn in der Schweiz müssen Schweizer Löhne bezahlt werden.
Der Lohnausweis eines Arbeitnehmers zeigt laut Unia den Tagesansatz von knapp 39 Euro pro Tag inklusive Zuschlag. Ausserdem müssten die Spanier bis zu 60 Stunden pro Woche arbeiten. Die Gewerkschaft forderte Zara sowie die Bauherrin PSP Swiss Property AG vergeblich auf, bis am Samstag, 22. Februar, «die Missstände zu beheben», wie Unia in einer Mitteilung schreibt.
Die einzige Möglichkeit
Das haben die Verantwortlichen nicht getan, wie Unia weiter schreibt. Am Montagmorgen hat Unia deshalb die Baustelle geschlossen. Laut Lorenz Keller, Mediensprecher von Unia, ist «niemandem daran gelegen, die Arbeiten an der Baustelle länger als notwendig zu blockieren. Aber wenn die Beschäftigten nicht den Lohn erhalten, der ihnen zusteht und auf Zeit gespielt wird, ist das für uns die einzig mögliche Massnahme.»
Der Mediendienst von Inditex wies die Vorwürfe von sich und teilte mit, dass die Arbeitsbedingungen aller Arbeiter im Bally-Haus der schweizerischer Gesetzgebung entspräche. Ein Arbeiter erhalte rund 3150 Euro Lohn.
Vertrösten statt transparent sein
Dem widerspricht die Gewerkschaft Unia indes. Lorenz Keller meint im Gespräch mit 20 Minuten: «Wie diese Zahl zustande kommt, ist uns schleierhaft. Noch rätselhafter ist, warum Inditex nicht mit uns kommuniziert und die geforderten Unterlagen einfach offen darlegt.» Laut Keller spielt Zara «auf Zeit», denn das Unternehmen vertröste die Unia seit Tagen mit baldigen schriftlichen Stellungnahmen. «Unglaubwürdig» sei das, so Keller, «denn der Innenausbau erfolge durch eine 100-prozentige Zara-Tochterfirma und wäre damit leicht zugänglich».
Zara gehört wie die Marken Massimo Dutti oder Pull & Bear zum spanischen Modekonzern Inditex. Gegründet wurde Zara vom – einst mausarmen – Spanier Amancio Ortega. Ortega ist mit seiner Textilkette zum drittreichsten Mann der Welt aufgestiegen und nennt laut Finanzdienstleister Bloomberg 61,3 Milliarden Dollar sein eigen. Damit ist Ortega reicher als Warren Buffett und erfolgreicher als H&M. Übertroffen wird er nur von den Vermögen des mexikanischen Telecommagnaten Carlos Slim (67,8 Milliarden Dollar) und Microsoft-Gründer Bill Gates (73,3 Milliarden Dollar). Inditex besitzt 6100 Läden weltweit.