Angst vor neuem Crash am Montag

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BörsenAngst vor neuem Crash am Montag

Bibel-Theoretiker befürchten am Montag eine Börsenrallye – danach den Absturz. Denn am Sonntag ging das Sabbatjahr zu Ende. Sie sehen Parallelen zu früheren Crashs.

von
cls
Das Ende des «Schmitta»-Jahrs soll zu einem Börsen-Crash führen.

Das Ende des «Schmitta»-Jahrs soll zu einem Börsen-Crash führen.

«Am siebten Tag sollst du ruhn», heisst eine bekannte Anweisung, die sich auf die biblische Schöpfungsgeschichte bezieht. Dem Gebot verdanken wir den Sabbat, oder eben den arbeitsfreien Sonntag. Dieses Prinzip ist im jüdischen Glauben tief verankert und wird auch heute in orthodoxen Kreisen noch befolgt.

«Sechs Jahre kannst du in deinem Land säen und die Ernte einbringen, im siebten sollst du es brach liegen lassen und nicht bestellen», steht im Buch Exodus über das «Schmitta»-Jahr. Während dieses Jahrs, das am Sonntag, 13. September 2015, zu Ende geht, soll das Land brach liegen, Schulden erlassen und Besitz abgegeben werden.

Umstrittenes Buch

Der Rabbi Jonathan Cahn macht nun in seinem Buch «Mystery of the Shemitah» diesen Brauch dafür verantwortlich, dass es im 20. und 21. Jahrhundert zu zahlreichen Börsenabstürzen gekommen sei. Als Beispiele führte er Crashs an, die tatsächlich etwas gemeinsam haben: Sie ereigneten sich alle am Ende eines Sabbatjahres, teilweise sogar genau am 29. Elul, wie der letzte Tag eines solchen Jahres genannt wird. Als Begründung, weshalb Elul 29 auch dieses Jahr gefährlich werden könnte, werden die vergangenen zwei Daten angeführt:

• Der 29. September 2008: Damals brach der Dow Jones um 777.68 Punkte ein, ein bis heute denkwürdiger Rekord und der Beginn der grössten Rezession seit 75 Jahren. Auch 1973, das Jahr der Ölkrise, war ein Sabbatjahr. Damals fiel der 29. Elul auf den 23. September. Wenig später wurden 500 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet. Der grösste prozentuale Crash an der Wall Street ging als Schwarzer Montag in die Börsengeschichte ein.

• Der 17. September 2001: Der Dow lag bei -684.81 Punkten im Vergleich zum Vortag, dem 10. September 2001. (Nach 9/11 wurden die Börsen für sechs Tage geschlossen.) Damals ebenfalls der grösste nominale Verlust aller Zeiten.

Unwissenschaftliche Prophezeiungen

Zwar fällt der 29. Elul dieses Jahr auf einen Sonntag. Das hält die Skeptiker aber nicht davon an, trotzdem auf das angebliche Unheil hinzuweisen. Sie fühlen sich zusätzlich verunsichert. Denn auf das aktuelle Sabbatjahr folgt auch noch ein Jobeljahr. In diesem soll ebenfalls die Arbeit ruhen und die Gläubiger ihren Kreditnehmern alle Schulden erlassen. Zeitgleich gibt es auch noch eine partielle Sonnenfinsternis, wie 1931 und 1987.

Informatiker und Händler diskutieren Cahns Thesen im Netz. Sie sind sich jedoch einig darüber, dass es zwischen der Welt von heute und der von 2001 oder 2008 Unterschiede gibt. Anastassios Frangulidis, Chefökonom der ZKB, findet Cahns Theorie zwar eine «interessante Koinzidenz», wie er zu 20 Minuten sagt. «Wir Analysten bezeichnen dies jedoch als Zufall, beschäftigen wir uns doch mit Fundamentaldaten.» Man könne aber sagen, dass die Märkte insgesamt volatiler geworden seien und die Ausschläge der Märkte nach oben und unten immer heftiger werden. Darum entstünden eher neue Rekorde.

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