Euro-KriseVier Szenarien für Griechenland
Wie endet das Drama in Griechenland nach der Ansetzung von Neuwahlen? Die US-Zeitung «The Wall Street Journal» skizziert vier mögliche Varianten für einen Ausweg.

Ausstieg, Ablehnung, Neuverhandlung, Reue? Wie entscheidet sich Griechenland?
Ausstieg: Das Szenario geht davon aus, dass nach den Neuwahlen eine vom Linksbündnis Syriza gestützte Regierung die Macht übernimmt und die internationalen Rettungspakete aufkündigt. Damit käme der Geldfluss aus Europa, den Griechenland zur Regierungsführung braucht, wahrscheinlich zum Stillstand. Trotz Befürchtungen über Panikreaktionen in Portugal und Spanien.
Athen könnte sich wohl während einiger Zeit über Wasser halten, indem es seine Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllt. Letztlich ginge dem Land aber auch das Geld zur Zahlung der Löhne und Sozialleistungen aus. Das dürfte soziale Unruhen auslösen. Griechenland braucht überdies Milliarden aus Europa, um seine von der Zahlungsunfähigkeit bedrohten Banken zu rekapitalisieren.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird es nicht zulassen, dass die griechische Notenbank die Euro-Notenpresse anwirft, um das Überleben der Banken zu sichern. Griechenland wäre deshalb bald gezwungen, Drachmen zu drucken.
Anzeichen für dieses Szenario sind insofern bereits im Gang, als Sparer ihre Euroguthaben von den griechischen Banken abziehen. Ein eigentlicher Bankrun – ein Sturm auf die Bankschalter – würde zur Schliessung der Banken und zur Wiedereinführung der Drachme führen.
Ablehnung: Der Führer der Linksallianz, Alexis Tsipras, verspricht den Griechen, das Land könne den Euro behalten, auch wenn es die Sparauflagen der Rettungspakete ablehne. Der Glaube an einen dritten Weg zwischen Austerität und Ausschluss hat durch die politische Stimmung und den Wahlausgang in Ländern wie Frankreich, Holland, Italien und sogar Deutschland Auftrieb erhalten.
Allerdings sind diese Länder im Unterschied zu Griechenland nicht von Rettungspaketen abhängig, die durch die Steuerzahler anderer Länder finanziert werden. Die Mittel, die Griechenland zur Zahlung der Renten und der Lehrerlöhne braucht, werden nicht mehr fliessen, falls das Land die Restrukturierung von Staat und Wirtschaft unterbricht.
Neuverhandlung: Entgegen den Umfragen könnten die Parteien, die hinter den Rettungspaketen stehen, die Neuwahlen gewinnen. Auch sie möchten aber die im vergangenen März unterzeichneten Rettungspläne neu aushandeln. Weniger rigide Sparauflagen würden aber höhere Hilfszahlungen aus Europa bedingen, damit Griechenland seine Budgetengpässe überbrücken kann.
Das wird bei den Gläubigern in Nordeuropa auf wenig Gegenliebe stossen. Der ursprüngliche Rettungsplan von 2010 musste bereits um weitere 138 Milliarden Euro aufgestockt werden. Eine nochmalige Erhöhung hätte in den Parlamenten Deutschlands, Hollands und Finnlands einen schweren Stand. Kommt es bei Neuverhandlungen bloss zu geringfügigen Konzessionen, hätte die griechische Regierung erneut ein grosses Problem mit der Linksallianz Syriza.
Reue: Die griechischen Politiker stellen den Widerstand gegen den Rettungsplan ein und erfüllen die Auflagen. Das Land müsste dabei bis Mitte Jahr eine neue Sparrunde akzeptieren. Dann erhielte es neue Gelder zur Zahlung von Löhnen und Sozialleistungen. Dazu ist es aber möglicherweise zu spät. Der politische Druck gegen die Sparpläne ist zu gross. Die jüngsten Wahlen waren auch ein Votum gegen den Rettungsplan.