RaumfahrtSwiss Space in Konkurs geschickt
Bruchlandung für die Waadtländer Raumfahrt-Firma Swiss Space Systems Holdings (S3): Dem Start-Up-Unternehmen ist das Geld ausgegangen – noch bevor erste Parabelflüge stattgefunden haben.

Er erlitt im August unter ungeklärten Umständen schwere Brandverletzungen: Der Gründer des Unternehmens, Pascal Jaussi. (Archivbild: Keystone)
Bruchlandung für das Waadtländer Raumfahrt-Unternehmen Swiss Space Systems Holdings (S3): Das 2012 in Payerne (VD) gegründete Start-up-Unternehmen wurde in Konkurs geschickt, noch bevor die ersten Flüge stattfinden konnten. Das Konkursamt hatte ursprünglich den Aufschub des Konkurses bis im kommenden März gewährt. Bei der Gerichtsverhandlung vom 6. Dezember bestätigte das Amt allerdings zehn neue Betreibungen seit September.
Im Anschluss an diese Verhandlung sprach das Regionalgericht der nördlichen Waadt und des Broyebezirks am gestrigen Mittwoch den Konkurs über S3 ohne vorangehende Strafverfolgung aus, wie der Kanton Waadt heute mitteilte. Das Gericht kam zum Schluss, dass die Bedingungen nicht erfüllt seien, um den Konkurs aufzuschieben. Swiss Space Systems hat nun noch zehn Tage Zeit, gegen den Entscheid Rekurs einzulegen.
Rätselhafte Angriffe
Swiss Space Systems ist seit Wochen in den Schlagzeilen, weil dem Unternehmen das Geld ausging. Der umstrittene Gründer des Unternehmens, Pascal Jaussi, war zudem im August unter rätselhaften Umständen angegriffen worden. Er erlitt am 26. August in einem Auto in einem Wald bei Aumont FR schwere Brandverletzungen und gab an, dass er bedroht und mit brennbarer Flüssigkeit übergossen worden sei.
Die Freiburger Untersuchungsbehörden eröffneten in der Folge eine Strafuntersuchung gegen Unbekannt wegen Brandstiftung und Körperverletzung. Zu den Hintergründen und Motiven der Tat machte die Freiburger Staatsanwaltschaft bis heute keine Angaben. Swiss Space Systems war 2012 in Payerne (VD) gegründet worden. Das Unternehmen wollte Parabelflüge zum Erleben der Schwerelosigkeit anbieten. Zudem sollten Minisatelliten in die Erdumlaufbahn gebracht werden. Anstatt eines florierenden Raumfahrtunternehmens resultieren bisher aber nur Schulden. Die Rede war von über fünf Millionen Franken gewesen.
Der Kanton Waadt hatte dem Unternehmen ein Darlehen von 500'000 Franken aus einem Fonds zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gewährt. Damit sollten Löhne ausbezahlt und weitere Investoren gesucht werden. Auch die Stadt Payerne hatte sich gegenüber dem Unternehmen grosszügig gezeigt. Sie verzichtete auf Einnahmen von 1,1 Millionen Franken aus einem Vertrag über einen Landverkauf.
Bedauerliches Ende
Die Gemeindepräsidentin von Payerne, Christelle Luisier, zeigte sich am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda nicht erstaunt über den Konkurs des Unternehmens. Sie bezeichnete es aber trotzdem als bedauerlich, dass dieses einst so enthusiastisch gestartete Start-up-Unternehmen nun so anders ende als gehofft. Die ersten Flüge mit Null Gravitation hätten Ende Januar 2017 stattfinden sollen. Die Flüge waren allerdings wiederholt verschoben worden. Der Schweizer Astronaut Claude Nicollier, der das Unternehmen anfänglich beraten hatte, hatte den Zeitplan im September als «unmöglich» bezeichnet.
Das Unternehmen hatte damit geworben, einer breiten Öffentlichkeit Parabelflüge zu den weltweit günstigsten Preisen ermöglichen zu wollen. Dafür war die Beschaffung eines Airbus A340-300 geplant. Mit diesem hätten 70 Passagiere zu einem Preis von 2500 Franken pro Person mitfliegen können. Während eines 90-minütigen Fluges wollten die Initianten insgesamt 15 Parabeln fliegen, wobei laut der Internetseite von S3 pro Parabel jeweils für 20 bis 25 Sekunden ein Gefühl von Schwerelosigkeit zu erleben gewesen wäre. (thu/sda)