Post tüftelt am intelligenten Milchkasten

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Öffnen per AppPost tüftelt am intelligenten Milchkasten

Ärgerlich, wenn das bestellte Paket ausgerechnet dann geliefert wird, man nicht zu Hause ist. Die Lösung der Post: Ein elektronischer Milchkasten.

von
Valeska Blank

Gross ist oft die Vorfreude auf die Lieferung der Online-Bestellung – und noch grösser der Frust, wenn der Pöstler gerade dann kommt, wenn man ausser Haus ist. In diesem Fall bleibt einem nichts anderes übrig, als das Paket bei der Post selbst abzuholen.

Um den Kunden diesen Weg zu ersparen, prüft die Post eine Art intelligenten Milchkasten, den der Hausbesitzer per Smartphone-App öffnen und schliessen kann. Auch der Pöstler hat dazu die Berechtigung – er hat mit seinem Scanner Zugriff auf die Schliessfunktion. So kann der Pöstler das Paket in den Milchkasten legen, ohne dass er für die Zustellung die Unterschrift des Empfängers einholen muss.

Sicherheit wird erst getestet

«Der Kunde gibt sein Einverständnis zur Zustellung über die App», erklärt Post-Sprecher Bernhard Bürki 20 Minuten. Genutzt werden kann der digitale Milchkasten nicht nur für Pakete, sondern auch für eingeschriebene Briefe. Fragen zur Sicherheit des Systems konnte die Post noch nicht beantworten. «Die Sicherheit wird während des Pilotversuchs getestet», so Bürki.

Den Test startet die Post bei hundert Kunden. Das Unternehmen wird voraussichtlich Ende Jahr entscheiden, wie es nach dem Probelauf weitergeht. Wenn das System auf genügend Interesse stösst und in der Praxis überzeugt, könnte der vernetzte Milchkasten entweder breiter am Markt getestet werden oder gleich auf den Markt kommen, so Bürki. Die Chancen dafür stehen gut: «Unsere Umfragen haben ergeben, dass das Interesse jetzt schon gross ist.»

Nur für kleine Pakete

E-Commerce-Experte Malte Polzin vom Beratungsunternehmen Carpathia bewertet das neue Angebot der Post positiv: «Es kommt der Bequemlichkeit der Postkunden entgegen», sagt er zu 20 Minuten. Das Paket direkt nach Hause geliefert zu bekommen – und es nicht zuerst bei der Poststelle oder bei einem Paketautomaten abholen zu müssen –, stehe beim Empfänger auf der Wunschliste zuoberst. «Ein Haken am digitalen Milchkasten ist allerdings, dass er nur bei kleineren Paketen funktioniert», so Polzin.

Zu bemängeln am neuen Angebot sei ausserdem, dass das System vorerst von der Post beherrscht werde. «Andere Zustelldienste werden aussen vor gelassen.» Wenn andere Zusteller dereinst ein ähnliches System wie die Post anbieten würden, käme es zum «Kampf der Systeme», so Polzin. Das liege nicht im Sinn des Konsumenten. Gemäss der «Handelszeitung» will die Post in den nächsten Monaten entscheiden, in welcher Form andere Zusteller Zugang zum elektronischen Briefkasten erhalten sollen.

Umkämpfter Paketmarkt

Derzeit tüftelt das Unternehmen an einem weiterem Service: Der Online-Steuerung des Pakets. «Damit kann der Kunde im Voraus wählen, ob das Paket nach Hause oder an eine andere Adresse geliefert werden soll», sagt Sprecher Bürki. Kunden können auch ihre persönlichen Vorlieben für die Zustellung festlegen – sie bestimmen, wann und wo ihnen Pakete oder eingeschriebene Briefe zugestellt werden – «zum Beispiel am Montag zu Hause, am Dienstag an der Arbeitsadresse, am Mittwoch in einem Paketautomaten», so Bürki.

Die Post ist nicht das einzige Unternehmen, das bei der Paketzustellung neue Wege gehen will. Der private Lieferdienst DHL hat vergangenes Jahr bekannt gegeben, die Warenlieferung in den Kofferraum von Autos zu testen.

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