Des Pendlers ZukunftBombardier liefert die neuen SBB-Züge
Die SBB haben die Katze aus dem Sack gelassen: Die 59 neuen Doppelstockzüge werden bei Bombardier bestellt. Bundesrat Leuenberger zeigt sich zufrieden.

Der Zug des kanadischen Konzerns Bombardier hat bereits einen Namen: Twindexx Swiss Express.
Einen solchen Auftrag gab es in der Schweiz noch nie: Für rund 1,9 Milliarden Franken bestellen die SBB 59 Doppelstockwagen bei Bombardier. Als Verlierer gehen Siemens und der Schweizer Hersteller Stadler Rail aus Bussnang TG vom Platz.
Der Entscheid fiel klar aus, lassen die SBB verlauten: Sowohl beim Komfort für den Kunden als auch in der Gesamtwirtschaftlichkeit habe Bombardier am besten abgeschnitten. Der kanadische Konzern Bombardier ist der weltgrösste Bahntechnikhersteller. Die neuen Züge werden in Villeneuve VD und Görlitz (D) gebaut. Die 59 Züge bestehen aus insgesamt 436 vollklimatisierten Wagen mit rund 36 000 Sitzplätzen.
Neue Fahrzeuge sparen Energie
Die Fahrzeuge von Bombardier verfügten laut den SBB über den breitesten Innenraum und bieten gleichzeitig eine maximale Anzahl Sitzplätze, wobei die Sitzplatz-Abstände denjenigen des IC 2000 entsprächen. Die neuen Fahrzeuge verfügten über energieeffiziente Motoren, die Energie- Einsparungen von rund 10 Prozent erlaubten. Dank eines optimalen Fahrzeugkonzeptes seien schnelle Fahrgastwechselzeiten möglich.
Ab Dezember 2013 sollen die Züge gestaffelt zum Einsatz kommen. SBB-Sprecher Reto Kormann relativierte am Dienstag gegenüber 20 Minuten Online die Marschtabelle: «Vor 2017 dürfte die Wankkompensation kaum fahrplanmässig zum Einsatz kommen.» Nach der ersten Auslieferung 2013 werden die SBB die neue Technik erst einmal gründlich testen.
Leuenberger zufrieden – Verlierer enttäuscht
Verkehrsminister Moritz Leuenberger ist mit dem Entscheid der SBB zufrieden. Die Generaldirektion habe ein Unternehmen gewählt, das in der Schweiz viele Arbeitsplätze habe und dank dem Grossauftrag wohl auch erhalten könne, sagte er in Bern vor Medienvertretern.
Für die SVP ist der Entscheid «unverständlich», wie die Partei in einer Mitteilung schreibt. Kein Staatsbetrieb in einem anderen Land würde in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein gleichwertiges Angebot der einheimischen Wirtschaft mit «fadenscheinigen Argumenten» ablehnen.
Der Schweizer Hersteller Stadler Rail zeigte sich in einer ersten Stellungnahme «sehr enttäuscht». CEO und SVP-Nationalrat Peter Spuhler sagte, der negative Entscheid der SBB habe kurzfristig keine Auswirkungen auf die Beschäftigung bei Stadler Rail: «Die Auftragslage garantiert eine befriedigende Auslastung unserer Schweizer Werke während der nächsten 18 bis 24 Monate.» Wie sich die Auslastung ab diesem Zeitpunkt entwickeln werde, sei äusserst schwierig vorauszusagen.
Neben Stadler Rail ist auch Siemens Schweiz ein grosser Verlierer – und auch sie zeigt sich enttäuscht. «Wir sind überzeugt, dass wir sowohl technisch wie auch wirtschaftlich ein sehr gutes Angebot abgegeben haben», sagte Sprecher Benno Estermann. Dem Vorwurf, der Techonologiekonzern hätte im Falle einer Auftragserteilung in der Schweiz keine Stellen geschaffen, widersprach Estermann: «Natürlich hätte es Stellen gegeben. Die Anzahl der Stellen war aber noch nicht klar.»
Eisenbahner zeigen sich zufrieden
Zufrieden zeigte sich hingegen der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals. Die Vergabe garantiere hunderte von Arbeitsplätzen in der Schweiz, sagte SEV- Sprecher Peter Moor.
Für den SEV steht im Vordergrund, dass die Triebfahrzeuge und Wagen optimal funktionieren und nicht pannenanfällig sind wie etwa die Cisalpino-Kompositionen. Weiter freut die Gewerkschaft, dass der Unterhalt der Bombardier-Züge von der SBB selbst ausgeführt wird, wie es das Unternehmen versprochen hatte.
Seitens der Bahnbenutzer-Vereinigung Pro Bahn erklärte Präsident Edwin Dutler, die Bombardier-Wagen seien breit und bequem. Sie böten Platz für viele Personen, was im Pendlerverkehr Vorteile bringe. (mlu/sda)