Hochpreisinsel SchweizSo überteuert sind unsere Medis
Die Pharmaindustrie behauptet, in der Schweiz seien Medikamente knapp 10 Prozent teurer als im Ausland. Tatsache ist: Sie kosten bis zu 60 Prozent mehr als in Deutschland.
Glaubt man dem Branchenverband Interpharma, so sind Medikamente in der Schweiz gar nicht so teuer. Die von der Grundversicherung getragenen Präparate im Umfang von rund 5,2 Milliarden Franken seien im Vergleich mit Deutschland, Dänemark, Holland, Österreich, Frankreich und Grossbritannien bloss 10 Prozent teurer. Pickt man nur Deutschland allein heraus, so wären die Medikamente in der Eidgenossenschaft sogar 14 Prozent billiger (bezogen auf den Fabrikabgabepreis).
Doch das stimmt nicht ganz. Erstens rechnet Interpharma mit einem Eurokurs von 1.40 Franken. «Zweitens handeln die Krankenkassen in Deutschland übers Ganze gesehen nochmals 10 Prozent Rabatt auf den Fabrikabgabepreisen aus», sagt Felix Schneuwly, Head of Public Affairs beim Vergleichsportal Comparis.ch.
Schweizer subventionieren Ausland
Beim Vergleich einzelner Präparate hat Comparis herausgefunden, dass die Preisdifferenzen bei weit über 30 Prozent liegen können. Für das Bluthochdruckmedikament Zanidip von Robapharm zahlen die Schweizer sogar 61.5 Prozent mehr (vgl. Bildstrecke).
Als Gründe für die Preisdifferenzen gibt die Industrie einerseits die hohen Kosten für die dreisprachigen Beipackzettel an. Andererseits ist es auch ein offenes Geheimnis, dass die Pharmafirmen eine Mischkalkulation betreiben und die Preise in jedem Land anders mit den Regierungen aushandeln. Mit höheren Preisen - und entsprechenden Mehrkosten für das Gesundheitswesen, allen voran in der Schweiz - kann der Vertrieb in anderen Ländern subventioniert werden.
Vergleich lohnt sich
Die Schweizer werden allerdings gleich zweimal geschröpft. Auf die oben beschriebenen Fabrikabgabepreise wird zusätzlich eine Vertriebsmarge zugeschlagen. Diese besteht einerseits aus einem preisbezogenen Zuschlag von 12 Prozent und einem Zuschlag pro Packung abhängig vom Fabrikabgabepreis zwischen vier und 240 Franken.
Im Vergleich mit den sechs EU-Ländern Deutschland, Dänemark, Frankreich, Holland, Österreich und Grossbritannien ist die Schweiz mit so entstehenden Margen von 36,9 Prozent Spitzenreiter. Auf diese Publikumspreise können die Apotheken zusätzlich einen so genannten Medikamenten-Check (4.30 Franken) und Bezugs-Check (3.25 Franken) erheben.
Vergleichen Sie selbst, mit welcher Packungsgrösse oder welchem Generikum Sie am meisten sparen können.
Neue Preisfestsetzung
Diesen Mai hat der Bundesrat die Preisfestsetzung für kassenpflichtige Medikamente geändert. Die Preise aller kassenpflichtigen Produkte werden innerhalb eines Zeitrahmens von drei Jahren überprüft. Dabei wird ein durchschnittlicher Wechselkurs über 12 Monate angewendet. Die Medikamentenpreise dürfen 5 Prozent von den Auslandspreisen abweichen. Dadurch erhofft sich der Bund jährliche Einsparungen in der Grössenordnung von 240 Millionen Franken jährlich. Würde bei allen der mehrheitlich importierten Madikamente nicht bloss bei einem Drittel - jedes Jahr der tatsächliche, durchschnittliche Wechselkurs der letzten zwölf Monate verwendet, könnte allerdings wesentlich mehr eingespart werden.