Online-ShopH&M startet Angriff auf Zalando
Die Modekette H&M startet in der Schweiz in Kürze mit einem Online-Shop. Nur wenn die Filialen miteinbezogen werden, glauben Experten an einen Erfolg.
Offiziell ist es noch nicht, doch alles deutet darauf hin: Der Online-Shop von H&M dürfte in den nächsten Tagen online gehen. In den Filialen wird es derzeit über Lautsprecher verkündet und auch auf der Website wird der Besucher als Erstes auf die bevorstehende Eröffnung des Web-Shops hingewiesen.
Damit wagt das schwedische Label als eine der letzten bekannten Modefirmen in der Schweiz den Schritt ins Netz. Zwar sind die einzelnen Kleidungsstücke der Kollektionen inklusive Preis schon jetzt online abrufbar, doch Einkäufe konnten Schweizer Kunden bisher nur in den Filialen tätigen. Wieso hat sich H&M mit dem Launch des Online-Shops so lange Zeit gelassen? «Ein Grund dafür dürfte sein, dass der Schweizer Kunde sehr anspruchsvoll ist», meint E-Commerce-Experte Reto Joller. Kurze Lieferfristen von höchstens zwei bis drei Tagen, wie sie der Online-Händler Zalando inzwischen gewährleistet, seien hierzulande eine Grundvoraussetzung für den Erfolg, so der Dozent für Online-Marketing an der Hochschule für Wirtschaft Zürich. Das dürfte für H&M jedoch schwierig werden, solange das Verteilzentrum in Deutschland stationiert sei. Ob H&M für den hiesigen Launch ein eigenes Lager in der Schweiz in Betrieb nimmt, ist derzeit nicht bekannt.
Die Filialen müssen mitziehen
Noch ist auch unklar, ob die Modekette die Filialen in das Online-Konzept miteinbeziehen will. Denn das dichte Filialnetz von H&M, das in der Schweiz aus über 90 Filialen besteht, ist laut Joller gleichzeitig der grösste Vorteil gegenüber dem Konkurrenten Zalando, der bisher keine eigenen Geschäfte betreibt. Die Geschäfte könnten von den Kunden beispielsweise genutzt werden, um Online-Bestellungen zu retournieren. Bei Zara ist dies bereits heute der Fall. Oder um eine schnelle Lieferung zu gewährleisten.
Skeptisch ist hingegen Malte Polzin, E-Commerce-Experte der Unternehmensberatung Carpathia. «Cross-Channeling dürfte für H&M in der Schweiz eher schwierig sein», meint er. Das setze nämlich voraus, dass die Filialen ihre Bestände untereinander ständig abgleichen. Er glaubt deshalb auch nicht, dass der Online-Shop von H&M für Zalando eine grosse Konkurrenz darstellen wird.
Lukratives Geschäft
Sollte H&M jedoch auf Cross-Channeling setzen, wäre der Schweizer Online-Handel durchaus ein lukratives Geschäft. Im Bereich Fashion wurden in der Schweiz 2014 laut dem Marktforschungsunternehmen GfK 9,9 Milliarden Franken umgesetzt. Den Online-Anteil schätzt GfK derzeit auf 10 Prozent des Gesamtumsatzes. Zudem gehört die Schweiz für H&M immerhin zu einem der Top-10-Märkte weltweit. H&M schweigt weiterhin, was den Termin für den Launch des Online-Shops angeht. Bestätigt jedoch, dass es noch dieses Jahr so weit sein wird.
Erst letzte Woche startete mit About You ein weiterer Konkurrent mit einem Online-Shop in der Schweiz. Das Sortiment des deutschen Versandhändlers umfasst rund 30'000 Produkte. Wie bei Zalando sind Retouren auch bei About You gratis. H&M tut es ihnen in Deutschland gleich.