Neue AktieZittern vor Börsengang von Web-Gigant Alibaba
Am Freitag soll die Aktie des chinesischen Internet-Riesen Alibaba zum ersten Mal gehandelt werden. Trotz des Hypes könnte dann erst einmal ein Absturz bevorstehen.

Alibaba-Gründer Jack Ma macht Anlegern Hoffnung auf hohe Renditen. Doch Alibaba könnte es nach dem Börsengang gehen wie Facebook: Die Aktie könnte erstmals tauchen.
Alibaba ist das grösste Internet-Auktionshaus der Welt - und der Konzern aus China könnte auch den grössten Börsengang der Welt hinlegen. Schon vor dem ersten Handelstag an der New Yorker Börse erhöhte der Gründer und Chef des chinesischen Riesen, Jack Ma, den Ausgabe-Preis für seine neue Aktie um sechs Prozent: Wegen des grossen Interesses der Anleger liegt er nun offiziell zwischen 66 und 68 Dollar. Am Donnerstag endet die Zeichnungsfrist für die Grossanleger, bis zum Freitag werden die Papiere an sie ausgegeben und können von diesen dann zum ersten Mal an der Börse gehandelt werden. Könnte die Aktie trotz des Börsengang-Hypes kurz nach dem Start böse abstürzen wie einst bei Facebook?
Zur Erinnerung: Facebook hatte im Mai 2012 in seiner ersten Handelswoche rund die Hälfte an Wert verloren und mehr als ein Jahr gebraucht, um nur wieder ihren Ausgabepreis von 38 Dollar zu erreichen. Inzwischen allerdings steht das Papier bei gut 60 Dollar. Anleger, die von Anfang an dabei waren, brauchten also Zeit - und Nerven. Für sie hat sich die Investition jedoch rentiert.
Börsenguru lobt Alibabas Geschäftsmodell
«Ich besässe lieber Aktien von Alibaba, Amazon oder Google als von Facebook», schrieb Börsenguru Marc Faber Anfang des Jahres in seinem Blog. Seine Begründung fiel jedoch simpel aus: Facebook-Nutzer seien selbstverliebt, die Website biete nichts als Ablenkung. Das Geschäftsmodell von Alibaba erscheint aussichtsreicher als das von Facebook: Mit dem Börsengang wollen die Chinesen nach Europa und Amerika expandieren. Alibaba ist der Branchenprimus in China, 80 Prozent des Online-Handels werden dort über seine Plattformen abgewickelt. Die über Alibaba geführten Transaktionen hatten einen Gegenwert von rund 248 Milliarden Dollar - das ist mehr als derjenige von Ebay und Amazon zusammen.
Marktanalyst Jens Klatt von Daily FX warnt allerdings vor schnellen Gewinnerwartungen: «Sobald sich der Rauch um den Alibaba-Börsengang ein wenig verzogen hat, werden erste Verkäufer auf den Plan treten und ihre Gewinne einsacken wollen», so Klatt zu 20 Minuten. Dann könnte der Kurs deutlich unter dem Ausgabepreis landen. Langfristig habe Alibaba jedoch mehr Substanz und könne sicherlich Kurssteigerungen bringen.
Günstige Bewertung
Der Wert des Konzerns mit dem Märchennamen wird auf 140 bis 230 Milliarden Dollar geschätzt. Lediglich zwölf Prozent aller Aktien sollen an die Börse kommen. Der Ausgabepreis der Aktien wird von Experten als nicht zu hoch bewertet; das sollte an sich eine gute Voraussetzung für einen schönen Börsenlauf der Aktie sein. Facebook war bei seinem Börsenstart mit dem 70-Fachen des erwarteten Gewinns des Konzerns bewertet worden, Alibaba dagegen wird laut der Wirtschaftsagentur Bloomberg nur mit dem 29-Fachen gewertet, ist also vergleichsweise billig.
Richard Schindler, Kapitalmarkt-Experte bei der Zürcher Kantonalbank, betont zudem, dass das generelle Marktumfeld für Alibaba positiv sei: «Es gibt immer noch wenige valable Alternativen zu Aktien, auch wenn deren Höchststände teilweise erreicht sind», so Schindler zu 20 Minuten.
Allerdings hat auch Alibaba schon eine Börsenpleite hinter sich: Ein Geschäftsteil ging 2007 in Hongkong an den Markt und wurde dort bei der Ausgabe von Investoren überrannt. Am ersten Handelstag verdreifachte sich der Aktienkurs fast und fiel später stark. 2013 nahm Alibaba die Aktie von der Börse, und zwar zum Ausgabepreis.