«Ich dachte, es sei eine Toilette»

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Telefonzelle der Zukunft«Ich dachte, es sei eine Toilette»

In Luzern steht eine Telefonkabine, die auch zum Surfen und Drucken geeignet ist. 20 Minuten Online hat das neue Büro für unterwegs unter die Lupe genommen.

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Stefanie Saxer/Marion Bangerter

Passanten in Luzern äussern sich zum Minibüro im Bahnhof in Luzern (Kamera: Stefanie Saxer; Interview/Schnitt: Marion Bangerter)

Neugierig nahmen Passanten den neuen Rückzugsort für Arbeitswütige am Bahnhof Luzern in Augenschein, das die Swisscom am vergangenen Sonntag unter dem Namen OpenWorkBox lanciert hatte. Bei einer Umfrage von 20 Minuten Online stösst die Arbeitszelle grundsätzlich auf positives Feedback – auch wenn sie manche mit einer öffentlichen Toilette verwechselten.

Internetcafé günstiger

Nebst Drucker, Kopierer und Highspeed-Internet-Verbindung befindet sich entgegen den Erwartungen aber kein Computer im Kleinstbüro. Dass man seinen eigenen Laptop mitbringen muss, zeigt, für welche Zielgruppe dieses Angebot gedacht ist: für pendelnde und Ruhe suchende Geschäftsleute.

Im Vergleich zu einem Internetcafé scheinen 14 Franken pro halbe Stunde zusätzlich zu 90 Franken Jahresbeitrag jedoch überteuert: «Dort kriege ich immerhin noch einen Kaffee dazu serviert», bemerkte ein junger Mann. Auch sind aufgrund der nötigen Registrierung und Reservierung über die Webseite keine spontanen Besuche möglich. Damit wird aber auch ein Missbrauch in Form von Vandalismus praktisch ausgeschlossen. Eine Zahlung per Kreditkarte will die Swisscom nach den Auswertungen der Feldstudie Ende März prüfen.

Wie viele Personen sich bisher bereits für die Arbeitszelle der Zukunft registriert haben, wollte die Swisscom gegenüber 20 Minuten Online nicht sagen. Ebenso blieb offen, wieso das neue Projekt zwar in Luzern, Basel und Bern, nicht aber in Zürich getestet wird.

Mobiles Arbeiten im Trend

In der «Telefonzelle der Zukunft» lud deren Erfinder Andreas Lehmann zu einer spontanen Videokonferenz mit seinem Kollegen bei Swisscom, Stefan Mauron. «Wir sehen den Trend, dass zunehmend Arbeitsplätze aufgelöst werden. Das Gegenstück dazu soll die OpenWorkBox sein – eine Oase der Ruhe», sagte der Verantwortliche für Innovationen im Mobile-Bereich aus der multifunktionalen Arbeitszelle in Bern. Der Praxistest wird nun zeigen, ob Geschäftsleute tatsächlich Ruhe und Privatsphäre an einem so exponierten Ort wie einem Hauptbahnhof finden. Und ob die drei Fenster der Box, an denen sich Neugierige die Nase plattdrücken, nicht als störend empfunden werden.

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