Auto-BetrügerJeder dritte Tacho von Occasionen ist manipuliert
Innert kürzester Zeit ist der Tacho frisiert. Bei vielen Occasionsautos würden die Kilometerstände manipuliert. Die Geräte dazu gibt es auf Ricardo oder Ebay.

Die Tester des deutschen Automobilklubs ADAC konnten innerhalb von 30 Sekunden die Kilometerstände von Autos heruntersetzen.
Bei jeder dritten Occasion ist der Tacho manipuliert, schätzt die bayrische Polizei. Sechs Milliarden Euro Schaden entsteht durch solchen Betrug in Deutschland. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, sind auch in der Schweiz Fälle aktenkundig.
Die Tester des deutschen Automobilklubs ADAC konnten innerhalb von 30 Sekunden die Kilometerstände von Autos heruntersetzen. Dabei handelt es sich nicht um ältere Fahrzeuge, sondern um Autos mit modernster Bordelektronik. «Dafür braucht es nicht einmal einen Hacker mit Programmierkenntnissen», wird ADAC-Experte Markus Sippl zitiert.
3700 Franken wird zu viel bezahlt
Im Durchschnitt würden Occasionskäufer dadurch rund 3700 Franken zu viel bezahlen. Bei hochwertigen Fahrzeugen sei die Summe noch höher. Wie viele Occasionen in der Schweiz von Manipulationen betroffen seien, ist nicht erfasst. Touringclub Schweiz-Experte Bernhard Schwab schätzt, dass die Zahl nicht so hoch ist wie in Deutschland. Doch auch hierzulande seien Fälle bekannt.
Von der Tacho-Manipulation seien vor allem Fahrzeuge betroffen, die noch nicht alt seien, mit denen aber lange Strecken zurückgelegt wurden. Wenn ein Verkäufer kein Serviceheft zum Gebrauchtwagen mitliefert, ist gemäss Schwab höchstes Misstrauen angesagt.
Geräte können in Schweiz gekauft werden
Mit den heutigen Bordcomputern ist die Tacho-Manipulation einfacher geworden, schätzt man beim ADAC. Nur mangelhaft geschützte Software mache es den Betrügern einfach. Dabei werden sogenannte «Odometer Programmer» eingesetzt. Diese kosteten noch vor nicht allzu langer Zeit bis zu 10000 Euro. Auf Ebay gibt es aber chinesische Nachbauten ab 200 Euro. Und auch in der Schweiz werden solche Geräte angeboten. Auf Ricardo versteigert derzeit ein Händler aus Chur ein Gerät für 580 Franken.
Für die Autohersteller wäre es leicht, die Software-Lücke zu schliessen, ist man beim ADAC überzeugt. Ein elektronischer Betrügerschutz würde nicht mehr als 2 Euro pro Fahrzeug kosten. Doch der ADAC-Experte Sippl vermutet, dass die Autobauer die Lücke bewusst offen lassen. Denn so liessen sich die wenigen Kilometer, die neue Autos nach der Produktion zur Auslieferung fahren, kaschieren. Und dem Käufer könne so ein Auto mit einem Tachostand von null Kilometern übergeben werden.