Zu wenig gefragtLuxus-Kreditkarten nicht erwünscht
Die nobelsten unter den Kreditkarten, Diners Club und American Express, müssen einen herben Rückschlag hinnehmen: Ein «Key Player» ist abgesprungen.

Nicht überall sind alle Kreditkarten gleich gerne gesehen.
Obwohl Besitzer einer Diners Club Classic Card oder American Express Personal Card 150 bzw. 140 Franken pro Jahr für ihre Kreditkarten berappen, müssen sie neu noch genauer darauf schauen, in welchen Geschäften sie ihre Plastik-Karten zücken können.
Denn: Das populäre schwedische Modehaus H&M hat sich entschieden, die beiden Karten nicht mehr zu akzeptieren. Seit dem 1. Januar gilt die Regelung europaweit für American-Express-Kunden; und seit dem 1. April auch für die Diners-Card-Besitzer.
Verena Cottier von H&M Schweiz begründet den Schritt gegenüber 20 Minuten Online wie folgt: «Im Verhältnis zahlen sehr wenig Kunden mit den genannten Kreditkarten, weshalb wir uns entschieden haben, diese nicht mehr anzunehmen.»
Mit H&M ist ein «Key Account» abgesprungen
Wie viele Kunden bisher mit diesen beiden Karten bezahlt haben, kommuniziert H&M nicht. Fest steht jedenfalls: Die beiden Kreditkartenfirmen dürften keine Freude am Wegfall des Vertragspartners haben.
Das Akzeptanzgeschäft in der Schweiz – sprich das Umsorgen der Vertragspartner wie Läden, Hotels und überall, wo mit Kreditkarte bezahlt werden kann – betreibt Diners Club zusammen mit SIX Multipay. Dort schmerzt der Schritt von H&M: «Die H&M-Ladenkette war und ist sicherlich ein Key Account; Diners Club ist bestrebt, diese baldmöglichst wieder zu integrieren», so Sprecherin Noemi Schurtenberger von Diners Club.
Sie gelobt Besserung: Diners Club arbeite «mit Hochdruck» daran, die bestmögliche Akzeptanz in verschiedenen Segmenten zu erreichen. Ein Hauptziel sei es, im Akzeptanzmarkt in der Schweiz «in absehbarer Zeit» eine deutlich spürbare Verbesserung zu erreichen.
Auch Urs Knapp von Swisscard AECS, einem Gemeinschaftsunternehmen von Credit Suisse und American Express, das für das Schweizer Akzeptanzstellennetz zuständig ist, sagt: «Swisscard ist im Gespräch mit der Schweizer Vertretung von H&M, um in der Schweiz eine kundenfreundliche Lösung zu finden.»
Die Kartenherausgeber müssen sich sputen. Denn mit den Offensiven der Detailhandelsriesen Migros und Coop, die im Jahr 2006 Kreditkarten ohne Jahresgebühr lanciert haben, weht den beiden Anbietern ohnehin ein rauer Wind entgegen.
Nicht der einzige Stolperstein
Und H&M ist hierzulande nicht der einzige Stolperstein für American-Express- und Diners-Card-Besitzer. Auch Charles Vögele akzeptiert nur die Kreditkarten von Visa und Mastercard — diejenigen von American Express und die Diner Card hingegen nicht.
Und auch bei den Coop-Pronto-Shops stossen Diners-Club-Kartenbesitzer an Grenzen. Anders als beim Rest der Coop-Gruppe, wozu Interdiscount, Fust, Christ Uhren und Schmuck oder die Import Parfumerie zählen, werden Diners-Karten nicht akzeptiert. Auch die Kleiderkette New Yorker akzeptiert nur American Express, nicht aber Diners-Karten. Discounter wie Aldi oder Lidl akzeptieren grundsätzlich keine Kreditkarten.
Coop: Nur 8 Prozent aller Zahlungen
Anders bei der Migros: Dort können die einzelnen Genossenschaften selbst über die Akzeptanz von Kreditkarten entscheiden. Ein Abschalten der Kartenprodukte sei jedoch kein Thema, verspricht Migros-Genossenschafts-Bund-Sprecherin Olivia Luginbühl. Zahlen zum Gebrauch der verschiedenen Karten veröffentlicht die Migros nicht – es sei jedoch bekannt, «dass beide Karten nicht zu den Stärksten gehören», so Luginbühl.
Coop hingegen beziffert den Umsatz und die Anzahl der Transaktionen über Diners und Amex auf lediglich rund 8 Prozent aller Kreditkarten-Zahlungen. Bei Manor sind es rund 9 Prozent.
Doch noch ist für Diners- und American-Express-Kartenbesitzer nicht aller Tage Abend: Weiterhin bedenkenlos akzeptiert sind ihre Karten unter anderem bei Schild, Globus, C&A oder Companys.
Verbreitung Kreditkarten
In der Schweiz sind gut 5,2 Millionen Kreditkarten ausgegeben. An insgesamt über 360 000 Stellen werden American Express, Master Card, Diners und Visa akzeptiert. 134 Millionen Mal wurden sie im Jahr 2010 gebraucht und über 22 Milliarden Franken wurden damit ausgegeben (Quelle: Statistisches Monatsheft der Schweizerischen Nationalbank).