LockvogelangebotBilligvignette bei Media Markt - Bund greift ein
Bei Media Markt gab es die Autobahnvignette am Dienstag mit 10 Franken Rabatt. Der Zollverwaltung passte das nicht. Sie ordnete einen Verkaufsstopp an.

Mit diesem Inserat wirbt Media Markt erfolgreich die Vignetten-Rabatt-Aktion. In den Läden kam es zu langen Schlangen.
Das Timing der Media-Markt-Aktion scheint auf den ersten Blick perfekt: Nur zwei Tage nach der Abstimmung über die Vignetten-Preiserhöhung von 40 auf 100 Franken bot der Elektronikfachmarkt den roten Kleber für 29.95 Franken an. Das ist ein Rabatt von 25 Prozent.
Dass der Elektronikhändler die Vignette bereits im November verkaufte, stiess der Herausgeberin, der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV), sauer auf: «Wir haben den Verkauf um die Mittagszeit untersagt», heisst es bei der EZV auf Anfrage. Grund: Laut Gesetz hätte die Vignette erst ab dem 1. Dezember in den Verkauf geraten dürfen. Über allfällige Sanktionen wollte man sich bei der EZV nicht äussern. Media Markt verkaufte aber trotz Verbot weiter: «Es war uns aus organisatorischen und logistischen Gründen nicht möglich, die Aktion zu stoppen», sagt eine Media-Markt-Sprecherin.
Reissender Absatz
Bei der Aktion handelte es sich um ein klassisches Lockvogelangebot: Der Detailhändler zahlt beim einzelnen Produkt zwar drauf. Weil aber zusätzliche Kunden in die Grossmärkte strömten und munter Haushalts- und Elektronikgeräte oder DVDs kauften, ging die Rechnung trotzdem auf. «Es ist kein Lockvogelangebot», heisst es beim Detailhändler. Man spricht lieber von einer «witzigen Aktion, mit der man den Kunden etwas zurückgeben möchte».
Bei den Konsumenten kam die Rabattaktion für den roten Aufkleber gut an. Um die Mittagszeit war laut Media Markt bereits rund die Hälfte der verfügbaren Menge verkauft, gegen Abend waren alle Vignetten weg. «In den ersten Verkaufsstunden gingen viele Vignetten über den Online-Shop weg», sagt eine Media-Markt-Sprecherin. Weil in Internetshops Zusatzverkäufe weit weniger verbreitet sind als im stationären Handel, hat Media Markt den Internet-Schnäppchenjägern eine Hürde in den Weg gestellt. Wer nur die Vignette kaufte, zahlte zusätzlich eine Versandgebühr von 10 Franken. Diese entfällt bei einem Bestellwert von 50 Franken.
Kein Mengenrabatt
Die Rabattaktion war für Media Markt nicht ganz günstig, obwohl sie auf einen Tag begrenzt war. Wie viele der roten Aufkleber in die Läden kamen, ist nicht klar. Die Anzahl verfügbarer Vignetten habe sich auf eine fünfstellige Zahl belaufen, heisst es, was pro Filiale mindestens 400 Stück machte. Verkaufte der Detailhändler 10'000 Stück, schlug die Aktion mit 100'000 Franken zu Buche, Werbemassnahmen nicht eingeschlossen.
Anders als beim Mixer für 5 Franken oder der Nespresso-Maschine für 99 Franken gab es für Media Markt bei der Vignette aber keine Möglichkeit von Mengenrabatten, Parallelimporten oder Verkaufsförderungsbeiträgen seitens der Hersteller. Beim Herausgeber der Autobahnvignette, der Zollverwaltung, kostet die Vignette immer 40 Franken - selbst wenn man wie der TCS oder die Post Tausende kauft.
Vergehen schwierig zu beweisen
Wer mit Lockvogelangeboten um Kunden buhlt, begibt sich in eine juristische Grauzone. Illegal handle, wer Waren wiederholt unter dem Einstandspreis anbiete und dies in der Werbung besonders hervorhebe, lautet ein Passus im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb. «Verkäufe unter dem Einstandspreis sind aber nicht per se illegal», sagt Werberechtsspezialist Marc Schwenninger. Ein Verstoss liege lediglich vor, wenn Detailhändler die Kunden mit dem Angebot zusätzlich über die eigene oder die Leistungsfähigkeit von Mitbewerbern täuschten. Eine offensichtliche Widerrechtlichkeit gibt es laut Schwenninger in diesem Fall nicht. Ausserdem komme hinzu, dass derartige Vergehen in der Schweiz schwer nachzuweisen seien.
Hintergrund der Einführung dieses Passus ins Gesetz war das Aufkommen von Grossmärkten in der Schweiz. Der Gesetzgeber ging davon aus, dass es sich nur die Grossen leisten könnten, Produkte unter dem Einstandspreis abzugeben, und die lokalen Händler so aus dem Markt drängen könnten.