Helvetische SoftwareEs boomt im alpinen Silicon Valley
Wachstum wie in China: Die Schweizer Software-Industrie legt seit Jahren rasant zu. 2012 ging es steil aufwärts. 2013 soll es nochmals besser laufen. Sorgen bereitet einzig der Nachwuchs.

Software Programmieren ist immer noch eine Männerdomäne.
Die Schweizer Software-Unternehmen laufen wie geschmiert: Im ersten Halbjahr 2012 konnten sie ihren Umsatz im Durchschnitt um 7 Prozent steigern. Das zeigt der «Swiss Software Industry Index» des Beratungsunternehmens Sieber & Partners und des Fachportals Inside-IT.ch erhoben wird. Der Index beruht auf einer Umfrage bei 140 Unternehmen. Aushängeschilder der Branche sind beispielsweise Avaloq oder Citrix oder Netcetera.
In der zweiten Jahreshälfte dürfte es in ähnlichem Ausmass weitergegangen sein, das zeigt des Auftragsbestand der Branche. Und höre man sich in der Szene herum, so seien die Aussichten fürs kommende Jahr sogar noch besser, schreibt Inside-IT. Kundenentscheide fielen weniger zögerlich aus als noch vor einem Jahr, heisst es.
Kleiner Tiger
Damit erweist sich das Schweizer Software-Business seit Jahren als Krisenresistent: Seit 2009 ist die Branche nie unter 7 Prozent gewachsen, im zweiten Halbjahr 2010, als die Finanzkrise so richtig tobte, betrug das Umsatzwachstum sogar 11,3 Prozent.
Die Schweizer Software-Industrie ist also ein kleiner Tiger. Die Wertschöpfung des Sektors Informations und Kommunikationstechnologie (ICT) hierzulande beläuft sich laut Branchenangaben auf gut 27,3 Milliarden Franken. Damit liegt der Bereich mit der Bauwirtschaft (28,3 Milliarden Franken) gleich auf. Zudem ist der Sektor hochproduktiv. Nur vier Prozent der Erwerbstätigen – sprich 177 000 Personen – erwirtschaften einen Anteil von 5,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts.
Laut MSM Research werden dieses Jahr in der Schweiz 16,1 Milliarden Franken für Informatik-Leistungen ausgegeben. Davon macht Software 17,3 Prozent aus (52,3 Prozent Serviceleistungen, 17,8 Prozent Hardware, 12,6 Prozent Kommunikation).
Dunkle Wolken
Die Branche steht allerdings vor gravierenden Problemen. So fehlen laut der ICT-Berufsbildung Schweiz bis im Jahr 2020 72 500 Arbeitskräfte in der ICT. Die derzeitigen Ausbildungsangebote würden demgegenüber bloss zu einem Zuwachs von 48 000 Personen führen, warnen die Autoren vom Branchenbericht «Swiss made Software». Es droht also ein Engpass von 25 000 Fachkräften.
Am gravierendsten ist der Rekrutierungsbedarf bei den Entwicklern und Analytikern von Software. Der Berufsverband warnt deshalb vor der Gefahr, dass ganze ICT-Dienstleistungszweige ins Ausland verlagert werden könnten und fordert, dass gerade bei Mädchen das Interesse an ICT schon in der Volksschule stärker geweckt werden müsse. Der Frauenanteil der ICT-Beschäftigten in der Schweiz liegt derzeit nämlich erst bei 13 Prozent, wogegen Frauen im Ausland gut 30 Prozent ausmachen.