Analyse41 Seiten Rechtfertigung für Credit-Suisse-Boni
Der Vergütungsbericht der CS macht einen Zehntel des Geschäftsberichts aus. So ausführlich wie noch nie begründen die Chefs, warum sie mehr kriegen, obwohl der Gewinn geschrumpft ist.

CS-CEO Brady Dougan hat gut lachen: 33 Prozent höhere Entschädigung, trotz 35 Prozent Gewinneinbruch der Credit Suisse im vergangenen Jahr.
Vergangenes Jahr waren es 36 Seiten, diesmal sind es 41 Seiten. Auf diesen Umfang ist der Vergütungsteil des Geschäftsberichts der Credit Suisse angeschwollen. Es handelt sich um eine einzigartige Rechtfertigung des Umstands, dass die CS trotz sinkender Gewinne mehr Boni vergütet.
CS-Präsident Urs Rohner machts vor: Seine Entschädigung stieg von 4,3 Millionen auf 5,2 Millionen, plus 21 Prozent. Bei Brady Dougan gings von 5,8 auf 7,7 Millionen hoch, ein Drittel mehr. Der bestbezahlte CS-Manager im Jahr 2012 war erneut Rob Shafir, seine Vergütung machte einen Sprung von 8,5 auf 10,6 Millionen, was 25 Prozent mehr entspricht.
Dougan plus 33 Prozent, Gewinn minus 35 Prozent
Dagegen zeigte der Gewinn nach unten. Erzielte die CS im 2011 noch ein Plus für die Aktionäre von 2 Milliarden Franken, waren es im letzten Jahr nur noch 1,3 Milliarden. Minus 35 Prozent.
Mehr für uns, weniger für die anderen. Umso salbungsvoller klingt der Vergütungsbericht. «Wir treten für eine verantwortungsbewusste und leistungsbezogene Unternehmenskultur ein, die Fortschritte bei unseren Bestrebungen belohnt, die Position der Credit Suisse als führende integrierte Bank zu festigen», schreibt der zuständige Verwaltungsrat zu Beginn.
EU begrenzt Boni? Who cares
Danach folgt, was die CS ihren Aktionären und der Öffentlichkeit als modernes Vergütungssystem schmackhaft machen will, das aber einmal mehr darauf hinausläuft, dass die obersten Manager der Bank unglaublich reich werden können.
Neu führt die CS für ihre wichtigsten Leute individuelle Leistungsziele ein, die, je nachdem, ob sie erfüllt, übertroffen oder verfehlt werden, mehr oder weniger Bonus bringen. Damit der Bonus bei besonders guten Leistungen nicht wie früher durchs Dach schiesst, gibts bei der CS ab diesem Jahr absolute Obergrenzen.
Gegen EU-Regeln
Das klingt gut, liegt doch die Beschränkung der Boni im Verhältnis zum normalen Salär im Trend. Die EU hat auf diese Weise soeben eine relative Begrenzung der Boni verabschiedet. Der variable Teil darf nicht grösser als der Fixlohn sein. Ausnahmen sind möglich, doch diese müssen im Rahmen liegen. Boni, die mehr als das Zweifache des Grundlohns ausmachen, sind ab 2014 illegal.
Der CS bot sich die einmalige Chance, die 2:1-Regelung als erste grosse europäische Finanzfirma proaktiv anzuwenden. Sie hat sich dagegen entschieden. Zwar anerkennt die Bank, dass unbegrenzte Boni nicht mehr drinliegen. Doch vor der harten EU-Begrenzung schreckt sie zurück.
Aktionäre sind die Dummen
So bleibt einmal mehr der Eindruck, dass die Topmanager der CS Wasser predigen und Wein trinken. Sie geben sich gelehrig und schreiben in ihrem Bericht, dass weitere Anpassungen geplant sind, welche die Minder-Initiative ebenso miteinbeziehe wie «die in der EU vorgesehenen Restriktionen hinsichtlich der Beziehung zwischen fixer und variabler Vergütung».
Dann aber folgt ein Satz, der die CS-Vergütungspolitik entlarvt. Besonderes Augenmerk gelte «der Verteilung des von der Credit Suisse erzielten wirtschaftlichen Erfolges zwischen Aktionären und Mitarbeitenden mit dem erklärten Ziel, zukünftig ein ausgewogenes Verhältnis zu erreichen», lautet er. Mit anderen Worten waren die bisherigen Spitzenentschädigungen für die Manager im Vergleich zu dem, was die Aktionäre bekamen, nicht «ausgewogen».
Damit gibt die CS erstmals offiziell zu, dass sich das Management zulasten der Eigentümer bereichern konnte. Statt mit einer klaren Beschränkung der Boni und Gehälter den Tatbeweis zu liefern, dass mit dieser Praxis aufgehört wird, geben sich die Spitzenleute weiter Topboni.