Dubai-Crash?Abwesende und Kakerlaken sind schuld
Nach den heftigen Reaktionen der asiatischen Märkte auf die Meldungen aus Dubai wartete die Finanzwelt gespannt auf die Eröffnung der europäischen Börsen. Doch der erneute Rückschlag blieb aus. Experten erklären weshalb.
«Abwesende haben diese Unsicherheit provoziert», erklärt Christian Gattiker , Chefstratege von Julius Bär . Die amerikanischen Grossinvestoren, die jeweils die Richtung vorgeben würden, sind im Thanksgiving-Wochenende und die Behörden in Dubai hätten sich nach ihrer Ankündigung wegen muslimischer Festtage bis zum 6. Dezember verabschiedet. «Asien hat jetzt nachgeholt, was Europa gestern vorgeführt hat», so Gattiker. In Asien sei auch noch die Abwertung der vietnamesischen Währung belastend dazugekommen.
Kakerlaken-Theorie
Dubai hat gemäss Gattiker eigentlich nicht das Gewicht, die Märkte zu beeinflussen, aber einmal mehr spiele die Kakerlaken-Theorie. Diese besage, wenn eine auftauche, kämen bald noch mehr. Die Obligationen-Experten von Julius Bär gehen davon aus, dass von der notleidenden Dubai-Anleihe über 60 Milliarden Dollar ein Teil abgeschrieben werden müsse. Wenn überhaupt in Europa, dann befinden sich diese jedoch vor allem auf Büchern von britischen Banken. Die Schweizer Grossbankaktien verzeichneten am Freitagmorgen eine Kurserholung zwischen 1 und 2 Prozent.
Die Titel von UBS verteuerten sich gegen 10.15 Uhr um 0,7 Prozent auf 15,41 Franken(Tagestief 14.76 Franken), Credit Suisse stiegen um 1,2 Prozent auf 51,05 Franken (49.85 Franken) und Julius Bär klette um 2,7 Prozent auf 34,09 Franken (32.20 Franken). Der Gesamtmarkt (SMI) verliert unterdessen 0,60 Prozent.
«Es freut mich, dass die Schweizer Börse eine starke Gegenbewegung zeigt», sagt ein Börsenhändler. Die Schweizer Banken hätten in einer Pressemitteilung am Vortag bekannt gegeben, dass ihr Engagement im angeschlagenen staatlichen Baukonzern von Dubai sehr klein sei. Betroffen seien vor allem britische Banken. Das Gerücht sei auch von England aus gestreut worden. «Manchmal muss man auch einen Grund kreieren, um Gewinne mitzunehmen», sagt der Börsenhändler. Die Medien hätten das Thema dankbar aufgebauscht. Meldungen wie «Ist Dubai bankrott?» seien völlig übertrieben. Die Probleme mit hohen Leerbeständen an Wohnungen und Büros im Emirat seien Experten schon lange bekannt gewesen.
Noch kein Zahlungsausfall
Ein staatlicher Baukonzern habe lediglich um Zahlungsaufschub für die Rückzahlung seiner Bonds um einige Monate gebeten. Das sei etwas anderes als ein Zahlungsausfall. «Zudem muss man die Relationen sehen», fügt der Börsenexperte an. Es gehe um 40 bis 60 Milliarden Dollar, wieso solle dies die Finanzmärkte erschüttern. In den USA seien viel grössere Beträge verloren gegangen und die staatlichen Hilfspakete betrügen ein Vielfaches dieser Summe. «In der Schweiz gibt es auch keine Notwendigkeit für eine Börsenkorrektur. Die Märkte bewegten sich zuvor zwei Monate seitwärts», so der Händler. (wg/scc/sda)