Startup-IdeeJetzt kommt das Gratisauto
Drei Jahre gratis ein Auto fahren. Wer träumt nicht davon? Das Startup Qiibee sucht Interessierte im Raum Zürich. Beim VCS redet man vom «Unding».

Das erste Qiibee-Auto ist in Zürich bereits unterwegs. Weitere sollen folgen.
Drei Jahre lang gratis ein Werbe-Auto fahren, das klingt zu schön, um wahr zu sein. Und in der Tat sind bei einem Fall, der Ähnliches versprach, vor einigen Jahren auch schon 3029 Personen um ihr Geld gebracht worden.
Doch die Glattbrugger Startup-Firma Qiibee (Qi = Chinesisch Energie und bee = englisch Biene) meint es ernst. Der HSG-Absolvent Gabriele Giancola will mit seinem Bruder, dem Designer Gianluca Werbetreibende und urbane Social-Media-Nutzer zusammen bringen. «Wir suchen Privatpersonen, die oft in der Stadt unterwegs sind und in ihrer Freizeit viele Bilder und Nachrichten posten», so Gabriele Giancola. Die Interessenten können sich auf der Firmenwebsite von Qiibee für eine Bewerbung registrieren.
Erstes Auto unterwegs
Das erste mit Werbung von Burger King, sowie lokalen Firmen ausgestattete Auto ist bereits in Zürich unterwegs. Bis Ende Jahr sollen drei bis vier weitere Fahrzeuge auf den Markt kommen. Gabriele Giancola glaubt an das nötige Marktinteresse. «Mit dem gleichen Betrag, den Sunrise für das Sunrise-Tram bezahlt hat, könnte der Telecom-Anbieter für drei Jahre auf elf von unseren Autos Werbung haben», sagt er.
Tatsächlich bekommen die Werbekunden für den Preis von 49 000 Franken für drei Jahre einen beachtlichen Gegenwert. Die Autofahrer werden nach Aufenthalt an frequentierten Plätzen genauso geratet wie nach ihren Postings über ihre Qiibee-Aktivitäten. Im Gegenzug fürs Gratis-Fahren dürfen die Qiibee-Botschafter zudem nicht in Raserunfälle verwickelt, mit Alkohol am Steuer erwischt werden oder anderweitig auf die schiefe Bahn geraten.
Innovation gefragt
Für Manuel P. Nappo, Leiter der Fachstelle Fachstelle Social Media Management an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ), geht das Konzept auf. «Für Werbekunden ist es auf jeden Fall spannend, bei einem solchen Projekt dabei zu sein», findet er. Wichtig sei jedoch ein gutes Zusammenspiel zwischen dem realen Auto und der virtuellen Welt der Social Media.
«Damit die Wirkung über jene des simplen mit Werbung beklebten Autos hinaus geht, müssen die Firmen auch selbst innovativ werden», sagt der Marketing-Experte. Als Beispiel nennt er Wettbewerbe, in denen ein Unternehmen dazu aufruft, das Werbeauto zu finden und den Standort zu melden oder eine Werbeaktion mit dem Autofahrer im eigenen Geschäft.
Problematisch sei beim Projekt einzig die Privatsphäre der Werbe-Fahrer. «Es ist ja so, dass alle immer wissen, wo die Protagonisten sind und was sie machen.» Das machten sich inzwischen sogar Einbrecher zunutze, wovor etwa die Website pleaserobme.com warne. «Allerdings muss man sich auch bewusst sein, worauf man sich einlässt, wenn es etwas gratis gibt», so Nappo.
«Ein Unding»
Grundsätzliche Abneigung gegenüber der Geschäftsidee bekundet dagegen der Verkehrsclub der Schweiz VCS. «Die Fahrer sollen aus werbetechnischen Gründen möglichst viel in der Stadt herum fahren: Aber in der Stadt mit dem Auto unterwegs zu sein, ist unsinnig», findet Sprecher Gerhard Tubandt. Es gäbe kein ungeeigneteres Verkehrsmittel für Personen. Autos verursachten Staus, verstopften die Strassen und belasteten die Luft an Orten, an denen man mit dem öffentlichen Verkehr, dem Velo oder zu Fuss viel schneller sei. «Motorisierte Mobilität gratis zu machen, ist ebenso ein Unding. Mobilität ist eine Dienstleistung und muss einen Preis haben», findet Tubandt.