Die CS wird endgültig amerikanisch

Aktualisiert

Umbau bei Credit SuisseDie CS wird endgültig amerikanisch

Statt weniger immer mehr Amerika: CS-CEO Brady Dougan und seine Mitstreiter in den USA schnappen sich grosse Teile des Private Bankings. Dieses war bisher eine Schweizer Domäne.

Lukas Hässig
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Lukas Hässig

CS-Präsident Urs Rohner stand am Montag dem TV-Wirtschaftsmagazin «Eco» Red und Antwort. Zum grossen Umbau seiner Bank sagte Rohner kein Wort. Der Grund könnte darin liegen, dass Rohner wenig dazu beigetragen hat.

Die Reorganisation der Credit Suisse trägt allein die Handschrift von CEO Brady Dougan. In einer Art Kommando-Aktion, in die nur Dougans engste Vertraute aus den USA und England involviert waren, hat der Konzernleiter die Strukturen der Bank nach seinem Gusto neu gezimmert.

Griff in den Schweizer Kassenschrank

Zentrales Element von Dougans Coup ist der Zugriff auf die Vermögensverwaltung. Diese war bisher in Schweizer Händen. Das hat Dougan in einer Nacht-und-Nebel-Aktion korrigiert. Die Aktion verlief so geheim, dass die helvetischen Spitzenleute bis vor kurzem keine Ahnung hatten, was gespielt wird. Nun reiben sie sich verdutzt die Augen.

Dougan liess die Helvetier bewusst im Ungewissen. Er war die letzten Wochen abgetaucht und nur für seine Verbündeten erreichbar. Mit den Grossaktionären, die letztlich das Sagen haben, konnte sich Dougan direkt absprechen. Dazu brauchte er keinen Präsidenten, der nach guter Unternehmensführung eigentlich für den Austausch mit den wichtigsten Investoren zuständig wäre.

Amerikaner wird Co-Chef der Vermögensverwaltung

Wie sehr Dougan die komplette Macht an sich gerissen hat und sich unersetzlich gemacht hat, zeigt die wichtigste personelle Weichenstellung des angekündigten Konzernumbaus: Dougan installiert einen seiner engsten US-Verbündeten als Co-Chef an der Spitze der globalen Vermögensverwaltung und teilt dieser zentrale Teile zu, darunter die Bereiche Produkte und das amerikanische Private Banking.

Grosse Verlierer sind die Schweizer, allen voran Hans-Ulrich Meister, der lange Zeit als Hoffnungsträger innerhalb der helvetischen Fraktion galt. Bis Montag war Meister alleiniger Chef des Private Bankings, also jener Division, die für vermögende Kunden Gelder verwaltet und seit Jahren stabilster Ertragspfeiler der Finanzgruppe.

In der neuen CS-Welt ist Meister nur noch ein halber Chef. Die Leitung der künftigen Super-Division «Private Banking & Wealth Management» muss der Zürcher mit einem Amerikaner teilen, der von New York aus regiert. Das bedeutet, dass Meister für alle grossen Weichenstellungen den Segen der Angelsachsen benötigt.

Kein Widerstand der Schweizer Fürsten

Meister spielte mit, statt dass er sich querlegte. Er zeigt damit, dass ihm die eigene Karriere wichtiger ist, als dass er Dougan und seine Angelsachsen-Freunde gezwungen hätte, ihn aus dem Weg zu räumen. Das wäre für Dougan gar nicht so einfach gewesen, hat er den Schweizer doch erst vor gut einem Jahr zum obersten Vermögensverwalter gemacht. Ein erneuter Wechsel nach so kurzer Zeit hätte Fragen zu Dougans Personal-Management aufgeworfen.

Mit dem gefügigen Meister nimmt alles den gewünschten Verlauf. Die Trutzburg Vermögensverwaltung, die trotz der seit Jahren laufenden Amerikanisierung der Bank bis zuletzt eigenständig geblieben war, ist geschleift und kann von den Angelsachsen für eigene Strategien und Bedürfnisse genutzt werden.

Noch mehr Anglosaxon Investmentbanking

Diese unterscheiden sich bekanntlich fundamental von jenen in der Schweiz. Angelsachsen sind auf kurzfristige Gewinnmaximierung aus. Das gehört zum Investmentbanking, das in der amerikanischen Welt gross geworden ist, es passt aber nicht zum Vertrauensgeschäft Private Banking.

Die Anglifizierung der CS-Vermögensverwaltung kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die CS ist gegenüber ihrer Erzrivalin UBS in Rückstand geraten. Diese verwendet all ihre Kräfte auf eine Bändigung der Investmentbank. Zur Strategie gehört, die Vermögensverwaltung in Ruhe zu lassen. Zwei Grossbaustellen erachtet die UBS-Führung offenbar als zu gefährlich im heutigen Umfeld.

Mehr Baustellen als machbar?

Dougan macht es bei der CS umgekehrt. Bevor er das Problem der überdimensionierten Investmentbank gelöst hat, reisst er neue Löcher im Private Banking auf. Das könnte dazu führen, dass die CS die Zeichen der Zeit nicht beachtet. Diese heissen: Der Kunde ist König.

Wenn die Angelsachsen auch in der Vermögensverwaltung das Sagen haben, ist zu befürchten, dass eigene Produkte in die Kunden-Depots gepusht werden. Das widerspricht dem Trend hin zu fremden Investment-Anlagen. «It's a free world», heisst der Leitspruch im neuen Banking, der von der UBS und auch von der Privatbank Julius Bär ernst genommen wird. Das beste Angebot aus dem ganzen Universum soll dem Kunden angeboten werden.

Dougan und seine CS-Investmentbanker verfolgen den alten Ansatz, dass die eigene Investment-Küche im Zentrum steht und die Kunden von dort aus bedient werden sollen. Das hat zu Frustration unter den Investoren geführt. Die CS-Aktie verlor überproportional an Boden.

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