AlphabetDas steckt hinter dem grossen Google-Umbau
Aus Google wird Alphabet. Werden wir nun alphabeten statt googeln? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Umstrukturierung.
Warum kommt die Ankündigung genau jetzt?
Google hat seit 2001 rund 200 Firmen gekauft und integriert. Der Konzern entwickelt selbstfahrende Autos, vernetzte Thermostate und Rauchmelder, Drohnen und Ballone zur Verbreitung des Internets – um nur einige Projekte zu nennen. Investoren bemängelten deshalb zunehmend die unübersichtliche Konzernstruktur von Google und die grossen Ausgaben für riskante Projekte, die nichts mit dem eigentlichen Kerngeschäft zu tun haben. Denn Google verdient Geld weiterhin fast ausschliesslich mit Onlinewerbung: Im ersten Halbjahr 2015 stammten fast 90 Prozent des Gewinns aus Werbeeinnahmen.
Was soll der neue Name?
In seinem offenen Brief schrieb CEO Larry Page über die Wahl des Namens: «Wir mochten den Namen Alphabet, weil er eine Sammlung von Buchstaben, die die Sprache ausmachen, bedeutet.» Zudem sei das Alphabet eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit und der Kern der Indexierung bei Googles Suchmaschine. Ausserdem bedeute «alpha-bet» eine Rendite, die höher ausfällt als ein Vergleichswert. Etwas, wonach der Konzern laut Page strebe.
Was erhofft sich der Konzern aus dem neuen Konstrukt?
Mit einer übersichtlicheren Struktur soll es im Konzern künftig eine grössere Kostentransparenz geben. Davon erhofft sich der Technologiekonzern wohl, künftig noch interessanter für Investoren zu werden. Allerdings werden vorerst neben dem Google-Kerngeschäft alle übrigen Alphabet-Gesellschaften zusammen ausgewiesen.
Geht es bei der neuen Konzernstruktur vor allem um steuerliche Vorteile?
Es ist eine naheliegende Vermutung, dass es bei der ganzen Restrukturierung weniger um Transparenz als ums Steuernsparen geht. Eine Holding-Struktur wäre dafür ein ideales Instrument. Der Konzern hat sich zu dieser Thematik noch nicht geäussert.
Was ändert sich für die Nutzer?
Für den normalen Google-Nutzer ändert sich eigentlich nichts: Wir werden weiterhin googeln und auf Google Maps Routen planen. Google als Unternehmen bleibt weiter bestehen, wenn auch in schlankerer Form. Unter dem Brand Google wird in Zukunft nur noch das bis anhin äusserst erfolgreiche Geschäft mit Internetdiensten und -angeboten zusammengefasst. Die als «Moonshots» bezeichneten Forschungsprojekte sowie die Beteiligungen an Start-ups werden von Google getrennt.
Wie hat die Börse reagiert?
An der Börse wurde die Ankündigung mit Wohlwollen aufgenommen: Die Aktien legten im Nachbörslichen Handel rund sechs Prozent zu, was einer Wertsteigerung von gegen 30 Milliarden Dollar gleichkam. Auch die Analysten zeigten sich mehrheitlich erfreut über die neue Holdingstruktur. Sie werten das Vorgehen als Eingeständnis gegenüber den Investoren, die seit Langem mehr Transparenz von Google forderten.
Wer ist nun der Chef?
Google-Mitgründer Larry Page tritt als CEO von Google zurück und wird neu CEO der börsennotierten Beteiligungsgesellschaft Alphabet. Sergey Brin, ebenfalls Google-Co-Gründer und bisheriger technischer Leiter (CTO) des Suchmaschinenriesen, wird Präsident von Alphabet. Neuer Google-Chef wird indes der Inder Sundar Pichai, der bisher für die Endnutzerprodukte Chrome, Google Apps und Android verantwortlich war. Pichai arbeitet seit 2004 beim Konzern und ist seit dem 24. Oktober 2014 Googles Produktchef.
Was sagt die Twitter-Community?
Klar, dass eine solch überraschende Ankündigung von einem so grossen Konzern das Netz in Windeseile in Beschlag nimmt. Vor allem auf Twitter kommentieren Nutzer munter drauflos. Für Blogger Carsten Knobloch (Caschys Blog) etwa fehlt es allerdings im Netz noch an unterhaltsamen Kommentaren zur Umstrukturierung, und Nutzer Nils fürchtet um seine Schreib- und Lesefähigkeit:
Google Deutschland, beheimatet an der ABC-Strasse 19 in Hamburg, gibt sich visionär, was die Umstrukturierung des Konzerns betrifft:
Dan Barker zitiert einen (fiktiven) Dialog zwischen Googles Ex-CEO Eric Schmidt und den neuen Alphabet-Bossen Larry Page und Sergey Brin:
Chris Andrikanichs Montag endete wohl ziemlich hektisch. Der auf Twitter als @alphabet bekannte Nutzer wurde nach der Google-Ankündigung mit Gratulationen überhäuft, da viele davon ausgehen, dass die neue Holding seinen Twitter-Namen für gutes Geld kaufen wird:
Ob es wohl auch eine neue Sprachassistentin geben wird?
Und apropos Twitter: Es wird bereits über erste Übernahmen seitens der neuen Holding spekuliert:
Falls dem neuen Google-Alphabet tatsächlich ein Buchstabe fehlen sollte, könnte die Spielshow «Wheel of Fortune» («Glücksrad») helfen:
Und zum Schluss noch dies: Tippt man die URL Abc.wtf ein, landet man auf Microsofts Suchmaschine Bing.