Schweizer Allianz gegen Apple Pay bricht auf

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BezahldiensteSchweizer Allianz gegen Apple Pay bricht auf

Die Schweizer Banken bildeten eine Art Reduit gegen Apple Pay, um ihren eigenen Bezahldienst zu stützen. Nun wird die Verteidigungslinie löchrig.

S. Spaeth
von
S. Spaeth
In einer aktuellen Umfrage gaben 73,2 Prozent der Befragten an, dass sie nicht mobil bezahlen möchten: Ein Kunde bezahlt mit Apple Pay.
Die Schweizer Konsumentenschützerin Sara Stalder: Sie hat gegen Apple Klage bei der Wettbewerbskommission eingereicht.
Nur knappe zwei Prozent der Befragten haben hingegen schon einmal mit Apple Pay bezahlt: Tim Cook bei der Präsentation des Dienstes.
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In einer aktuellen Umfrage gaben 73,2 Prozent der Befragten an, dass sie nicht mobil bezahlen möchten: Ein Kunde bezahlt mit Apple Pay.

epa/Monica Davey

Es tobt der Kampf Apple Pay gegen Twint: auf der einen Seite der iPhone-Konzern, auf der anderen Seite die Schweizer Banken. Letztere bekämpfen Apple Pay mit ihren Bezahldiensten Paymit – lanciert vom Zahlungsabwickler SIX und grossen Schweizer Banken – und Twint, hinter dem die PostFinance steht. Die beiden Schweizer Lösungen sind im Begriff zu fusionieren, weil sie meinen, sie könnten sich gemeinsam besser gegen Apple Pay zur Wehr setzen. Der vereinte Schweizer Bezahldienst soll 2017 unter dem Namen Twint starten.

Dem US-Bezahldienst ist es aber schneller als erwartet gelungen, in die Phalanx der Schweizer Banken einzubrechen. Der Kreditkartenherausgeber Swisscard will seinen Kunden die Nutzung von Apple Pay ermöglichen, wie die Firma am Mittwochmorgen bekannt gab. Im November wolle man beginnen, und im Laufe des kommenden Jahres nach Absprache mit Partnern wie Credit Suisse und Coop den Dienst möglichst auf allen Karten (rund 1,5 Mio.) freigeben, sagte Swisscard-CEO Marcel Bührer zur «Finanz und Wirtschaft».

«Swisscard erklärt seit langem, dass das Unternehmen seinen Kunden alle sinnvollen und sicheren Bezahlarten anbieten will», sagte Sprecher Urs Knapp zu 20 Minuten. Das Unternehmen startet die Aufschaltung von Apple Pay bei den American-Express-Charge-Karten, den Swiss-Miles&More- und den neutralen Mastercard-Kreditkarten. Später will Swisscard gemeinsam mit den Partnern entscheiden, ob weitere Co-Branding-Karten für Apple Pay aufgerüstet werden.

6,2 Millionen Schweizer Kreditkarten

Swisscard ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Credit Suisse und von American Express. Die Firma ist der erste grosse Kreditkartenherausgeber, der Apple Pay den Zugang erlaubt. «Wir sehen Mobile Payment als Konkurrenz zum Bargeld, aber nicht gegenüber anderen Bezahlformaten wie Twint oder contactless», sagt Sprecher Urs Knapp.

Beim Schweizer Start von Apple Pay Anfang Juli war Apple Pay nur mit Karten von Swiss Bankers, Cornèr Bank und Bonuscard möglich. Diese Anbieter sind aber nur für eine Minderheit der Schweizer Kreditkarten verantwortlich. 80 Prozent der 6,2 Millionen Kreditkarten stammen von UBS, PostFinance und eben Swisscard.

Rund hundert Tag nach dem Start hat der Dienst die Bevölkerung im Alltag noch nicht richtig erreicht. Hierzulande zahlen erst ein paar tausend Bonuscard-Kunden täglich mit dem Smartphone, wie der Kartenherausgeber kürzlich bekannt gab. Die Tendenz sei allerdings klar steigend. Jede Woche nehmen die Registrierungen von Bonuscard-Kunden bei Apple Pay um durchschnittlich 14 Prozent zu. Zudem zeigte eine kürzlich veröffentlichte Umfrage von 20 Minuten: Nur knapp zwei Prozent der Befragten haben schon einmal mit Apple Pay bezahlt. 8,4 Prozent gaben aber an, in den nächsten sechs Monaten einmal mit dem Dienst des US-Giganten bezahlen zu wollen.

Die Kleinen gehen in die Offensive

Dass die Allianz der Schweizer Banken löchrig wird, zeigt auch dies: Am Dienstag gab die Bank Linth bekannt, ihren Kunden den Zugang zu Apple Pay zu ermöglichen, und zwar über eine Partnerschaft mit Cornèr Bank. Zudem steht seit kurzem den Kunden der Graubündner Kantonalbank der Weg zu Apple Pay offen, via Prepaid-Mastercard von Swissbankers. Die fünf grössten Schweizer Banken hingegen wollen von Apple Pay vorerst nichts wissen und setzen weiter auf das Gemeinschaftsprodukt Twint. Die Schweiz war nach Grossbritannien das zweite europäische Land, in dem Apple seinen Dienst lancierte.

Wer gewinnt den Kampf um Apple Pay? Experte Glenn Oberholzer im Interview.

Der Kampf um die Vorherrschaft im Bezahlmarkt spitzt sich zu.

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