Vier Gelati – macht 64 Euro, per favore!

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Hochpreisinsel ItalienVier Gelati – macht 64 Euro, per favore!

Im Zentrum von Rom mussten britische Touristen je 16 Euro für einen stinknormalen Eisbecher hinblättern. Der Standbesitzer sieht kein Problem: Schliesslich stehen die Preise auf der Tafel.

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Der Brite Roger Bannister bezahlte für vier Gelati an der Piazza di Spagna in Rom 64 Euro. (Screenshot: Corriere della Sera)

Der Brite Roger Bannister bezahlte für vier Gelati an der Piazza di Spagna in Rom 64 Euro. (Screenshot: Corriere della Sera)

Ein entspannter Spaziergang durch die römische Altstadt hinterliess bei Roger Bannister aus Birmingham einen üblen Nachgeschmack: Der Mann bezahlte für vier Glaces an einem einfachen Stand bei der Piazza di Spagna 64 Euro. Zusammen mit seiner Frau Wendy, seinem Bruder Steven und deren Ehefrau Joyce hatten die Briten an der Ecke der Via della Vite eine kleine Pause eingelegt und vier Eisbecher mit je drei Kugeln und einer Waffel bestellt.

«Das ist doch nicht normal, oder?», fragte der erstaunte Bannister gegenüber «Corriere della Sera». Er zeigte einer Reporterin der italienischen Zeitung sogar seine Quittung. «Wir haben uns nicht einmal an einen Tisch gesetzt. Das war der Preis für eine Konsumation im Stehen», erklärte der Mann weiter.

Politiker fordert Hotline

Beim Glacestand versteht man die Aufregung nicht. Die Preise seien an der Tafel angegeben, meinte die Servicetochter. Dass der Brite 16 Euro für einen Becher bezahlte, leugnet auch der Geschäftsleiter nicht. «Es gibt auch einen noch grösseren Becher, der 20 Euro kostet», sagte er. Gefragt, ob er das einen «normalen Preis» für eine Glace im Stehen finde, erklärte der Verantwortliche: «Egal ob am Tisch oder im Stehen. Es gibt nur einen Preis.»

Es ist nicht das erste Mal, dass in Rom Wucherpreise in Bars und Restaurants zu reden geben. Im Jahr 2009 hatte ein japanisches Touristenpaar im Restaurant «Passetto» bei der Piazza Navona eine Rechnung über 695 Euro erhalten. Ein Jahr später hatte das Finanzamt ein Netzwerk von falschen Touristenführern aufgedeckt, das statt 50 Euro für einen Rundgang das dreifache forderte. Das erschreckendste Beispiel: Eine US-Touristin musste im November 2011 nach einem Notfall auf offener Strasse mit einer Ambulanz ins Spital gebracht werden. Dafür erhielt sie später eine Rechnung über 1300 Euro.

Bürgermeister-Kandidat Matteo Costantini verfolgt die Preisentwicklung in der römischen Altstadt. «Es ist nicht das erste Mal, dass sich Touristen über die hohen Preise beschweren. Sollte ich zum Bürgermeister gewählt werden, werde ich eine Hotline einrichten, über die man solche Zechereien melden kann.» Den britischen Touristen habe er das Geld für die vier überteuerten Glaces zurückerstatten wollen. Schliesslich entschieden sie sich aber, die Summe einem wohltätigen Zweck zukommen zu lassen. «Wir wollten das Geld nicht zurück», bestätigt Roger Bannister, «wir wollen nur verstehen, wie das möglich ist.»

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