Buchungsportale fürchten sich vor Google

Aktualisiert

Holidaycheck und CoBuchungsportale fürchten sich vor Google

Google baut die Suche für Flüge und Hotels weiter aus. Buchungsportale sehen darin eine marktbeherrschende Stellung. Eine Firma aus der Schweiz hat sich nun bei der EU beschwert.

von
Fabian Lindegger

Wer auf einer Online-Buchungsplattform Ferien bucht, macht dies ziemlich sicher auf einer Website von Priceline (booking.com, kayak), Expedia (Expedia, hotels.com) oder Hrs (Hrs, hotel.de). Diese drei Firmen verfügen laut einer Untersuchung der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus Wallis in der Schweiz zusammen über einen Marktanteil von fast 90 Prozent. Der unumstrittene Marktführer ist dabei booking.com mit einem Marktanteil von knapp 70 Prozent. Doch nun fürchten diese Online-Buchungsplattformen um ihr Geschäft. Denn der Suchmaschinengigant Google ist daran, den Reisemarkt aufzumischen.

Bereits seit längerem lassen sich auf Google mit den Optionen Hotel Finder und Flights Hotels und Flüge suchen und anschliessen buchen. Doch: «In der Schweiz sind die Hotelbuchungen über den Dienst von Google kaum von Relevanz», sagt Manuel Staub von Hotellerie Suisse zu 20 Minuten. Seit diesem Frühling hat Google aber damit begonnen, die beiden Dienste aufzuwerten. So wurden etwa mehr Bilder und Bewertungen zu den Hotels hinzugefügt. Zudem werden die Dienste von Google bei einer normalen Web-Suche prominent platziert.

Konkurrenz wehrt sich

Sucht man zum Beispiel nach einem Hotel in Basel, erscheinen zuerst die gekauften Anzeigen der Online-Buchungsplattformen und anschliessend - optisch hervorgehoben - der Hotel-Suchdienst von Google. Und auch eine Google-Karte mit verschiedenen Hotels in Basel ist auf den ersten Blick gut erkennbar. Google ist die mit Abstand grösste Suchmaschine in Europa und ein grosser Teil der Buchungen über die Online-Plattformen beginnt mit einer Suche auf Google.

Dem Buchungsportal Holidaycheck mit Sitz in Bottighofen im Thurgau, das sich vor allem auf Hotelbewertungen spezialisiert hat, stösst der Vorstoss von Google in den Reisemarkt sauer auf und hat bei der EU-Kommission eine Beschwerde gegen Google eingereicht. «Google nutzt bei der Hotelsuche im Internet seine marktbeherrschende Stellung aus, um den eigenen Hotel Finder vorteilhaft zu positionieren», wie Holidaycheck-Pressesprecher Ulrich Cramer zu 20 Minuten sagt. «Das sind wettbewerbsfeindliche Praktiken und dagegen setzen wir uns zur Wehr», so Cramer weiter. Konkret fordert Holidaycheck von der EU, dass Google verboten werden soll, eigene Reiseangebote auffälliger darzustellen als diejenigen ihrer Konkurrenz.

EU hat noch nicht entschieden

Bereits 2010 hatte die EU aufgrund verschiedener Beschwerden ein Verfahren wegen Marktbeherrschung gegen Google eingeleitet. Der Vorwurf ist dabei immer derselbe: Google bevorzuge die eigenen spezialisierten Dienste bei der Anzeige der allgemeinen Suchresultate. Im vergangenen Februar hatte Google deshalb zugesichert, dass man künftig eigene Angebote deutlicher als solche kennzeichnen werde. Zusätzlich bot Google an, Links zu drei Angeboten von Konkurrenten prominent zu platzieren. Sah es zuerst noch so aus, dass die EU diesen Vorschlag akzeptieren würde, scheint das inzwischen zumindest fragwürdig, wie die FAZ schreibt. Ob die EU den Vorschlag von Google akzeptiert, ist deshalb noch offen. Sonst wird das Verfahren gegen Google in eine weitere Runde gehen.

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