Zollverwaltung lüftet Gold-Geheimnis

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Neue GoldpolitikZollverwaltung lüftet Gold-Geheimnis

Erstmals seit 33 Jahren legt die Schweiz Details zu ihren Goldhandelspartnern offen. Die Ergebnisse sind überraschend.

Yves Hollenstein
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Yves Hollenstein

Die Geheimniskrämerei in Sachen Gold ist vorbei: Erstmals seit mehr als 30 Jahren deklariert die Eidgenössische Zollverwaltung EZV wieder, woher die Schweiz Gold bezieht und wohin dieses exportiert wird. Vorher wurde nur die Gesamtsumme der Im- und Exporte ausgewiesen. Die EZV setzt damit einen Entscheid des Bundesrates um.

Die Statistik, die die EZV am Donnerstag veröffentlichte, zeigt Erstaunliches: Fast die Hälfte der gesamten Goldexporte gehen nach Hongkong.

Allein im Januar wurden rund 85 Tonnen Gold, mehrheitlich in Flugzeugen nach Hongkong geschickt. Im Gegenzug wurde der grösste Teil des Edelmetalls vom Handelsplatz in London bezogen. 119 Tonnen Gold wurden letzten Monat aus Grossbritannien eingeführt.

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung

Zürich gehört zu den wichtigsten Handelsplätzen

«Hongkong und London gehören mit Zürich zu den wichtigsten Gold-Handelsplätzen der Welt», erklärt Jean-Claude Wagnon von der Eidgenössischen Zollverwaltung gegenüber 20 Minuten. Und: der Goldhandel der Schweiz hat in den letzten Jahren rasant zugelegt. Zwischen 2005 und 2013 hat sich der Wert der Goldeinfuhren verachtfacht, während sich jener der Ausfuhren versechsfachte.

Dass die Schweiz ihre Goldhandelstatistik seit 1980 verschleiert hielt, hat laut Sergio Rossi, Professor für Makroökonomie und Monetäre Ökonomie der Universität Freiburg, vornehmlich politische Gründe. Die Schweiz habe damals bedeutende Mengen an Gold aus «Problemländern» importiert, in denen die Arbeitsrechte teilweise oder gar nicht respektiert wurde. Als Beispiele nennt Rossi Apartheid-Südafrika oder den Kongo.

Noch nicht genug

Rossi begrüsst es, dass die Schweiz den Aussenhandel mit Gold nun offenlegt. Das alleine reiche jedoch nicht: «Es kann auch jetzt nicht ausgeschlossen werden, dass die Schweiz weiterhin schmutziges Gold bezieht», sagt Rossi zu 20 Minuten.

Denn nur bei Direktimporten sieht man, woher das Gold stammt. Wird das Edelmetall jedoch von einem Handelsplatz wie London importiert, sei es unmöglich zu erfassen, in welchem Land das Gold produziert wurde. Das bestätigt auch Wagnon von der Zollverwaltung.

Rossi fodert deshalb, dass die Händler die Herkunft ihres Goldes mittels einer Zertifizierung offenlegen: «Nur so kann genau nachvollzogen werden, in welchem Land das Gold produziert wurde.»

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