Die Schweiz hat zu viele neue Wohnungen

Aktualisiert

ÜberangebotDie Schweiz hat zu viele neue Wohnungen

In der Schweiz stehen so viele Eigentumswohnungen zum Verkauf wie seit Langem nicht mehr. Vor allem bei teuren Objekten dürften die Preise ins Rutschen geraten.

von
Valeska Blank

Die Zahl der zum Verkauf stehenden Eigentumswohnungen ist seit Sommer 2013 um 16 Prozent gestiegen. Derzeit warten über 61'000 Wohnungen in der Schweiz auf einen neuen Besitzer, wie das neueste Immo-Monitoring der Beratungsfirma Wüest & Partner zeigt. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2003.

Die Folge dieses immensen Angebots: Im Durchschnitt werden die Preise für Eigentumswohnungen 2015 schweizweit nur noch um 0,2 Prozent steigen. In verschiedenen Regionen dürfen sich Kaufinteressierte sogar auf fallende Preise freuen, etwa in den Kantonen Graubünden, Tessin und Wallis, in der Westschweiz und in der Genfersee-Region. Auch in der Region Zürich wird der geschätzte Preisanstieg mit bis zu 1 Prozent tiefer ausfallen als bisher. «Die Anbieter müssen ihre Preisvorstellungen immer häufiger nach unten anpassen», sagt Patrick Schnorf, Immobilienexperte bei Wüest & Partner.

Drei Monate bis zum erfolgreichen Verkauf

Besonders unter Druck geraten die Preise für Eigentumswohnungen im gehobenen Segment, sprich ab einem Verkaufswert von über 2 Millionen Franken. Dort bestehe ein klares Überangebot, so Schnorf: «In den letzten Jahren sind vor allem in den Regionen, in denen die Preise sowieso schon überdurchschnittlich hoch sind, zu grosse und zu gut ausgestattete Wohnungen gebaut worden.»

Der Grund: Teure Wohnungen versprechen im Normalfall die grösste Rendite. Doch diese Rechnung ist nicht aufgegangen. Für die Besitzer wird es immer mühsamer, ihre Wohnungen zu verkaufen. Das zeigt ein Blick auf die Vermarktungsdauer: Im Schnitt dauerte es im zweiten Quartal 2014 rund drei Monate, bis ein Objekt mit einem Wert von über 2 Millionen Franken erfolgreich veräussert werden konnte. Zum Vergleich: Anfang 2005 betrug die Vermarktungsdauer im höchsten Preissegment nur einen Monat.

Eigentümer machen Verluste

Auch der erhoffte Gewinn bleibt beim Verkauf von teuren Eigentumswohnungen immer öfter aus. «Die Bauherren müssen in vielen Regionen bereits mit Verlusten rechnen», so Schnorf. Das liegt nicht nur an der massiven Ausweitung des Angebots in den vergangenen Jahren, die die Konkurrenzsituation auf dem Markt verschärft hat. Auch die Nachfrage nach Wohnungen mit hohem Standard hat spürbar abgenommen.

Das sei einerseits eine Folge der Finanzkrise von 2008, so Schnorf: «Man spürt, dass die Löhne und Boni in der Finanzbranche unter Druck geraten sind und sich beispielsweise Banker nicht mehr so oft teure Wohnungen leisten können.» Andererseits sei die verminderte Nachfrage darauf zurückzuführen, dass sich die Anzahl der gutbetuchten Zuwanderer verringert habe.

Deine Meinung zählt