Burger-BraterSchweizer gehen lieber im Ausland in den McDonald's
Erstmals seit zehn Jahren geht der Umsatz in den Schweizer Restaurants der Fast-Food-Kette zurück. Als Sündenbock muss der starke Franken herhalten.
Den Schweizern war letztes Jahr nicht besonders nach Hamburgern zumute. Denn 2015 verkaufte McDonald's erstmals seit zehn Jahren in der Schweiz weniger Burger als im Jahr zuvor. Der Umsatz sank um 33 Millionen auf noch 702 Millionen Franken, wie das Unternehmen am Dienstag an einer Medienkonferenz in Zürich mitteilte. Bereits in den Vorjahren konnte McDonald's Schweiz beim Umsatz nicht mehr zulegen. Das Unternehmen hatte die Zahlen bislang aber immerhin halten können.
Auch der Schweizer Ableger des amerikanischen Burger-Giganten wird nun vom internationalen Trend eingeholt. Vor allem im amerikanischen Heimmarkt kämpft McDonald's schon länger mit Problemen. Filme wie «Super Size Me» und die wachsende Beliebtheit vegetarischer und veganer Gerichte hatten die Verkäufe in den USA einbrechen lassen.
Starker Franken als Schuldiger
McDonald's Schweiz findet allerdings einen anderen Schuldigen für den Umsatzrückgang: den starken Franken. Der durch die Stärke der Schweizer Währung verursachte Einkaufstourismus habe einerseits die Umsätze von rund 30 Schweizer McDonald's-Filialen stark einbrechen lassen. Andererseits hätten Burger-Restaurants jenseits der Grenze, zum Beispiel in Deutschland, dank den Schweizer Kunden deutlich mehr Sandwiches verkauft.
Der Rückgang in der Schweiz zeigt sich auch bei den durchschnittlichen Gästezahlen. Diese sanken deutlich. Insgesamt zählte McDonald's in seinen 163 Filialen hierzulande rund 100 Millionen Gäste, das sind sechs Millionen weniger als 2014. Pro Tag kehrten im Jahr 2015 rund 275'0000 Gäste bei McDonald's ein.
Mehr Kaffee und Gebäck
Eine Trendwende sollen nun verschiedene Massnahmen bringen: So sollen neu alle Schweizer Filialen Kaffee und Gebäck der McCafé-Reihe anbieten. Bisher gab es die Produkte erst in 72 der 163 Restaurants. Erstmals hatte McDonald's im Jahr 2008 in Vevey ein McCafé eröffnet, integriert als separate Kaffeelounge im dortigen Restaurant.
Das Ziel von McDonald's ist, dass ein Kaffee nach dem Essen bei den Kunden zum Standard wird, wie dies auch bei anderen Restaurants üblich ist. Heute werde erst zu jedem zwölften Menü ein Kaffee getrunken, sagte Harold Hunziker, Chef von McDonald's Schweiz an der Pressekonferenz.
Doch auch bei den Burgern will McDonald's ansetzen. So lanciert das Unternehmen im Mai schweizweit einen Pulled-Pork-Burger, der mit vier Stunden lang gegartem und gezupften Schulterfleisch vom Schwein zubereitet wird. Ein von Oktober bis Dezember 2015 in Zürich und Genf durchgeführter Test sei erfolgreich verlaufen, sagte Thomas Truttmann von McDonald's.
Keine Burger auf Vorrat mehr
Und auch hinter den Theken soll sich etwas ändern: Künftig sollen die Burger auch in Stosszeiten nicht mehr auf Vorrat gebraten werden, sondern nur noch auf Bestellung. Das ermögliche Extrawünsche und reduziere den Abfall, hiess es an der Pressekonferenz. Länger warten sollen die Gäste trotzdem nicht.
Trotz schwieriger Lage will McDonald's weiter in den Standort Schweiz investieren. In diesem Jahr sollen zwei bis vier weitere Filialen eröffnet werden, darunter eine im Flughafen Genf, eine in Murten und eine in Bern Wankdorf, die Fussballfans mit Burgern versorgen wird.
Lehre als Systemgastronom
2013 wurde die eidgenössisch anerkannte Lehre zum Systemgastronomie-Fachmann eingeführt. Insgesamt beschäftigt McDonald's in diesem Bereich derzeit 19 Lehrlinge. Dieses Jahr werden die ersten davon die Ausbildung abschliessen. Die Lehre finde grossen Anklang, da sie eine Verbindung der Bereiche KV und Gastronomie ermögliche, so McDonald's Schweiz in einer Mitteilung. Nebst der Systemgastronomie bildet das Unternehmen auch klassische KV- sowie IT-Lehrlinge aus. (kwo)