Banken bekämpfen sich im Spenden-Geschäft

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Digitale AngeboteBanken bekämpfen sich im Spenden-Geschäft

Die Banken schicken sich an, das Spenden zu digitalisieren, und lancieren neue Angebote. Das ist auch ein Marketing-Instrument.

F. Lindegger
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F. Lindegger

Pünktlich zur Weihnachtszeit hat die Bezahl-App Paymit eine Spenden-Funktion erhalten. In wenigen Schritten lässt sich mit der App, die von der UBS, der Zürcher Kantonalbank und dem Zahlungsdienstleiter SIX im Frühling 2015 lanciert wurde, Geld spenden. Der Spender wird anschliessend per SMS benachrichtigt und erhält einen Link zur Beantragung einer Spendebestätigung für die Steuerklärung. Maximal 500 Franken können so direkt an sechs grosse Wohltätigkeitsorganisationen wie Unicef, Glückskette oder WWF überwiesen werden. Laut der UBS sollen es künftig noch mehr sein. «Wir sind jederzeit offen, weitere Hilfswerke zu integrieren», teilt die Bank mit.

Bereits länger und mit etwas umfangreicheren Optionen ist die App Gutes Tun verfügbar. Die App bietet die Möglichkeit, an mehr als 50 Schweizer Organisationen Spenden zu entrichten. Zudem können über eine Themensuche etwa das geografische Gebiet, in dem sich die Hilfswerke einsetzen, definiert werden. Für die Zahlungabwicklung arbeitet Gutes Tun mit der PostFinance zusammen. Spenden können so direkt via PostFinance-Mobile getätigt werden.

Raiffeisen lanciert Plattform

Einen etwas anderen Ansatz wählt die Raiffeisenbank. Diese wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2016 eine Crowddonating-Plattform lancieren. Im Gegensatz zu Paymit oder Gutes Tun soll der Fokus der Raiffeisen-Plattform vor allem auf lokalen Organisationen und einzelnen Projekten liegen. Ein Kriterium sei dabei, dass diese in der Schweiz realisiert werden. Laut den Raiffeisenbanken wird die neue Plattform gebührenfrei sein.

«Für Banken sind solche Angebote ein Marketinginstrument. Sie können damit zeigen, dass sie etwas Gutes tun», erklärt Andreas Dietrich, Bankenprofessor an der Hochschule Luzern. Zudem sei es für die Finanzinstitute ein Weg, auf diese Weise neue Kunden zu gewinnen. Zum Beispiel, falls gemeinnützige Organisationen oder Vereine, die nach Spenden suchen, auf die entsprechenden Plattformen verweisen. «Die Spende-Funktion von Paymit ist zudem eine Möglichkeit, um die App weiter als Bezahlmöglichkeit zu etablieren», so Dietrich.

2014 wurden 1,7 Milliarden gespendet

Das Potenzial im Bereich der digitalen Spenden sei «riesig», ist Dietrich überzeugt. «Jedes Jahr senden die grossen Hilfswerke Tausende Bettelbriefe an dieselben Leute. An neue Kontakte zu gelangen, ist für gemeinnützige Organisationen oft schwierig.» Gelänge es, eine oder zwei grosse Spende-Plattformen zu etablieren, könne sich das auf sämtliche Organisationen positiv auswirken. «Ich bin überzeugt, dass der Kuchen durch Crowddonating für gemeinnützige Organisationen insgesamt grösser wird», sagt Dietrich.

Die Digitalisierung bei Spenden hat in der Schweiz bisher erst zaghaft begonnen. Hierzulande dominieren laut Zahlen der schweizerischen Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Spenden sammelnde Organisationen (Zewo) weiterhin vor allem Post- und Banküberweisungen. 99,6 Prozent der rund 1,7 Milliarden Franken, die Schweizer im vergangenen Jahr gespendet haben, flossen über klassische Zahlungskanäle an die Hilfswerke.

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