Sensoren am HB ZürichKiosk-Kunden werden via Wi-Fi ausspioniert
Der Kioskkonzern Valora hat seine Filialen am Zürcher Hauptbahnhof mit Sensoren ausgerüstet. Diese greifen auf die Smartphones der Kunden zu und verfolgen deren Wege.

Was kauft diese Kundin und was macht sie danach? Kiosk im Bahnhof Bern. (Symbolbild)
Keystone/Marcel BieriWohin geht die Passantin im Zürcher Hauptbahnhof, nachdem sie sich einen Cappuccino gekauft hat? Dafür interessiert sich Valora. Die Firma aus Muttenz mit einem Umsatz von 2 Milliarden Franken ist eine neue Partnerschaft mit dem Berliner Start-up-Unternehmen Minodes eingegangen. Dadurch sollen Wege der Kundschaft erkannt und Profit daraus geschlagen werden, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet.
Am Zürcher Hauptbahnhof läuft derzeit ein Pilotprojekt. «Wir haben unsere Geschäfte mit Sensoren von Minodes ausgerüstet», sagt Cyril Dorsaz, der für Valora als Digital Innovation Manager arbeitet. Der Pilot mit Minodes bei den Valora-Formaten k Kiosk, Caffè Spettacolo, Brezelkönig und Press & Books funktioniert so: Die Sensoren können die Smartphones der Kunden ausfindig machen, sofern die Wi-Fi-Option aktiviert ist. «So sehen wir, ob der Kunde nach dem Kaffeekauf im Spettacolo auch noch einen Brezelkönig besucht und wie treu er uns ist», sagt Dorsaz.
Brezel-Rabatte aufs Handy
Die Resultate können einerseits für die Platzierung einer neuen Filiale, Öffnungszeitenoptimierungen und den Personaleinsatz relevant sein, aber auch für das Marketing. «Langfristig möchten wir den Kunden in der Filiale einen Rabatt für die Brezel aufs Handy schicken und so zusätzlichen Umsatz generieren», sagt Dorsaz in der «Schweiz am Sonntag». Mit der heute eingesetzten Technologie sei dies noch nicht möglich.
Für Martin Steiger, Rechtsanwalt und Sprecher der Digitalen Gesellschaft, kann die Datensammlung von Valora problematisch sein. «Sobald personenbezogene Daten erhoben werden, fordern wir eine Einwilligung der Betroffenen.» Da das Ziel bei solchen Personentracking-Diensten letztlich sei, zielgerichtete Werbung auf die Smartphones zu schicken, müsse davon ausgegangen werden, dass die Tracking-Daten in Zukunft mit den Smartphone-Nutzern verknüpft würden. «Denn nur so kann personalisierte Werbung funktionieren.»
Kritiker fordern Hinweisschilder und Infomaterial
Steiger geht davon aus, dass in der Pilotphase die Nutzer informiert werden müssen, zum Beispiel mit gut sichtbaren Hinweisschildern und Informationsmaterial vor Ort. «Im Zweifelsfall muss der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte bei solchen Datensammlungen mit Wi-Fi-Sensoren genau hinschauen», sagt Steiger.
Die Handydaten würden vollkommen anonym ausgewertet, und die Besitzer seien Valora nicht bekannt, betont der Kioskriese. «Wir sammeln aber wertvolle Informationen über das Verhalten unserer Kunden, um so in einem nächsten Schritt möglichst relevante Apps zu entwickeln», so Dorsaz.
Valora betont in einer separat verschickten Stellungnahme, dass die «installierten Sensoren nicht auf das Smartphone zugreifen. Es werden lediglich die technischen Daten aggregiert, welche die Smartphones freiwillig gesendet haben.» Das betreffe die üblichen Funktionen eines normalen Wi-Fi-Routers, heisst es weiter. Die Daten würden allesamt anonymisiert.