Lohnrunde 2016Mehr Lohn für einen Grossteil der Schweizer
Trotz starken Frankens planen die meisten Schweizer Firmen fürs nächste Jahr Lohnerhöhungen. Doch nicht alle Angestellten profitieren.
Die Vorzeichen sind alles andere als gut: Viele Branchen leiden seit Anfang Jahr unter dem starken Franken. Die Schweiz ist im ersten Halbjahr 2015 nur knapp einer Rezession entronnen. Und auch die Teuerung wird dieses Jahr negativ ausfallen. Das alles sind Faktoren, die eigentlich gegen Lohnerhöhungen sprechen.
Dennoch plant der Grossteil der Schweizer Firmen für 2016, die Löhne ihrer Angestellten zu erhöhen. Das hat eine Umfrage unter Personalchefs durch die Beratungsfirma Know.ch ergeben. Knapp ein Drittel der Befragten will die Löhne um bis zu 0,5 Prozent anheben. Weitere 30 Prozent der Personalchefs gaben an, Lohnerhöhungen von 0,5 bis 1 Prozent zu planen. Knapp ein Fünftel der Befragten erwägt ein Plus bei den Salären zwischen 1 und 2 Prozent. Kurzum: Bei 82 Prozent der Schweizer Firmen können die Mitarbeiter auf höhere Löhne hoffen.
Die Travailsuisse stimmen die Umfrageergebnisse zuversichtlich, sagt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik beim Gewerkschafts-Dachverband. «Es zeigt sich, dass in den meisten Branchen der Worst Case, der Anfang Jahr wegen der Aufhebung des Euro-Mindeskurses befürchtet wurde, nicht eingetreten ist.» Lohnerhöhungen von durchschnittlich 0,5 Prozent seien aber zu wenig, so Gabriel. Travailsuisse fordert fürs nächste Jahr Erhöhungen von 0,5 bis 1,5 Prozent.
Von Branche zu Branche verschieden
Je nach Wirtschaftszweig zeigen sich die Unternehmen unterschiedlich grosszügig. Angestellte im Dienstleisungssektor können mit einem höheren Lohn-Plus rechnen (0,5 bis 1 Prozent) als Mitarbeitende von Industriefirmen (0 bis 0,5 Prozent). Auf den grössten Zuwachs im Geldbeutel freuen dürfen sich Angestellte in der Pharmaindustrie. Knapp 67 Prozent der befragten Personalchefs gaben an, die Löhne um bis zu 1,5 Prozent anzuheben. 17 Prozent wollen sogar bis zu 2,5 Prozent mehr zahlen.
Ähnlich gut geht es Mitarbeitenden der Transportbranche und Angestellten von Verbänden (Erhöhungen bis zu 1,5 Prozent). Auch im Gesundheitswesen, in der öffentlichen Verwaltung, der Finanzbranche und in der Informationstechnologie winken Lohnerhöhungen. «Über alles gesehen scheint der erste Schock nach der Aufhebung der Wechselkursuntergrenze im Januar überwunden zu sein», schreiben die Studienautoren. Die Unternehmen seien wieder leicht optimistischer.
Auch die derzeit negative Teuerung dürfte den Entscheid zu Lohnerhöhungen fördern. Fürs kommende Jahr prognostiziert das Staatssekretariat für Wirtschaft eine Teuerung von 0,3 Prozent. Bei einer 0,5-Prozent-Erhöhung des Salärs bliebe den Angestellten unter dem Strich real 0,2 Prozent mehr auf dem Lohnkonto.
Nullrunden möglich
Am ehesten zu Nullrunden kommt es in der Medien- und Telekommunikationsbranche, in der Chemieindustrie, im Gastgewerbe und im Gross- und Detailhandel. In diesen Branchen gaben bis zu 40 Prozent der Personalchefs an, keine Lohnerhöhungen zu planen.
Flächendeckend mehr Geld für alle Angestellten gibt es in den wenigsten Firmen: Nur noch ein Viertel der Unternehmen will generell höhere Saläre zahlen. Gemäss der Erhebung geht der Trend zu individuellen Lohnerhöhungen weiter. In der Medien- und Telekommunikationsbranche und im Baugewerbe werden die Löhne sogar ausschliesslich individuell angepasst.