MahnfingerLetten wollen Griechen aus Eurozone boxen
Das dürfte Zoff geben: Lettland, das dem Euro 2014 gerne beitreten möchte, will die verschuldeten Griechen aus der Währungsunion schmeissen. Immerhin mit «möglichst wenig Schmerzen».

Fass ohne Boden? Griechenland wird für die Euro-Zone zur immer grösseren Hypothek.
Die Letten sind Euro-Optimisten. 2014 möchte der baltische Staat der Währungsunion beitreten. Noch kämpft Lettland aber mit den Maastrichter Kriterien, die zur Aufnahme in die Eurozone berechtigen.
Das hinderte den lettischen Finanzminister aber nicht daran, lautstark den Grexit zu fordern. «So rasch wie möglich sollte ein Weg gefunden werden, Griechenland aus der Euro-Zone auszuschliessen», sagte Andris Vilks am Freitag in einem Radio-Interview. Immerhin sagte Vilks auch: «Mit so wenig Schmerzen wie möglich.» Für Griechenland dürfte das wie Hohn Klingen.
Grund für Lettlands Euro-Ambitionen ist der Handel. Rund 40 Prozent des Aussenhandels wickelt der Staat mit der Eurozone ab. Wichtigster Partner aus dem Euroland ist Deutschland, wo 2011 fast 12 Prozent der lettischen Ausfuhren hingingen. 2004 sind die Letten der Europäischen Union beigetreten, für die Eurozone reichte es aber nicht, weshalb der Staat seine Währung Lats 2005 an den Euro gekoppelt hat.
Neuverschuldung: Nicht viel besser als Athen
Noch kämpft das Zwei-Millionen-Einwohner-Land mit den Maastrichter Kriterien, die zur Aufnahme in die Eurozone berechtigen. So erlauben die Verträge höchstens eine jährliche Neuverschuldungsquote von 3 Prozent gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP). 2011 belief sich diese Zahl in Lettland auf über 8 Prozent. Zum Vergleich: Die Griechen wiesen letztes Jahr eine Neuverschuldung von 9,1 Prozent auf.
Zur Verteidigung der Letten gilt es aber anzumerken, dass der Staat bei der Gesamtverschuldung ausgezeichnet dasteht. Während der Schuldenberg in Griechenland rund 160 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ausmacht, sind es in Lettland lediglich 42 Prozent. Lettland geht davon aus, dass seine Wirtschaft in den kommenden Jahren kräftig wachsen wird: Um über 2,2 Prozent im laufenden und um mehr als 3,5 Prozent im kommenden Jahr.
Griechen betteln weiter
Ganz anders in Griechenland: Das strenge Spardiktat der EU-Geldgeber scheint die nationale Wirtschaft abzuwürgen. Die EU-Statistiker rechnen 2012 mit einer um gegen 5 Prozent schrumpfenden Wirtschaftsleistung. Besserung ist nicht in Sicht und die Regierung setzt weiterhin auf Finanzspritzen. Athen versucht die internationalen Gläubiger davon zu überzeugen, weitere Kredite zu gewähren und für die Erfüllung von Spar- und Reformauflagen mehr Zeit einzuräumen.
Noch am Donnerstagabend traf der griechische Regierungschef Antonis Samaras EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, um die Sparanstrengungen zu überprüfen. Athen werde der europäischen Währungsunion nur weiter angehören können, wenn es seinen Gläubigern «Ergebnisse» liefere, sagte Barroso. Samaras unterstrich erneut seine Entschlossenheit zur Umsetzung der Sparvorgaben. Anders gesagt: Griechenland will unbedingt im Euro bleiben.