Apple ohne Steve JobsEs geht auch ohne «iGod»
Vor einem Jahr starb der Apple-Gott Steve Jobs. Seine «Kirche» lebt weiter – und wie! Der Konzern aus Cupertino ist grösser, reicher und mächtiger geworden denn je.

Tim Cook (links) verwaltet das Erbe von Steve Jobs bestens.
Als «iGod» starb, fürchteten viele das Schlimmste: Wie sollte Apple ohne Steve Jobs auskommen? Dem Mann, der das Unternehmen gegründet hatte, es dann verlassen musste – nur um später Apple vom Pleitekandidaten zu einem der erfolgreichsten Konzerne der Welt zu machen.
Am 5. Oktober ist «einer der grössten amerikanischen Erfinder», wie ihn US-Präsident Barack Obama nannte, seit einem Jahr tot. Und Apple? Der Konzern ist unter Jobs' Nachfolger Tim Cook grösser, reicher, wertvoller und mächtiger geworden als je zuvor – allen Kassandrarufen zum Trotz.
Eingespieltes Führungsteam
Anleger bewerten den Konzern an der Börse höher als jemals ein Unternehmen zuvor. Zwischenzeitlich – kurz vor der Vorstellung des iPhone 5 Mitte September – kletterte der Kurs der Apple-Aktie sogar über die Marke von 700 Dollar.
Offensichtlich hat der Konzern den Tod seines Gründers und Chef-Visionärs Jobs verkraftet. Der Grund dafür dürfte in der eingespielten Führungsmannschaft liegen: Neben Cook lenken mit Chefdesigner Jonathan Ive, Marketingchef Phil Schiller, Finanzchef Peter Oppenheimer und dem Chefentwickler des iOS-Betriebssystems, Scott Forstall, langjährige Weggefährten von Steve Jobs den Konzern.
Der Clou des geschlossenen Ökosystems
Den Grundstein für den Erfolg hat aber Jobs gelegt: Mit dem iPod revolutionierte er ab 2001 den Musikmarkt. Entscheidend dafür war neben dem Gerät aber vor allem die konsequente Verzahnung von Hardware und zugehörigen Inhalten. Wer das schicke Gerät nutzen wollte, musste die iTunes-Software nutzen und seine Lieder über Apple kaufen. Jobs schuf so ein eigenes geschlossenes Apple-Ökosystem.
Mit dem iPhone und später dem Tablet iPad blieb Apple dieser erfolgreichen Strategie treu. Zur Musik gesellten sich Bücher und Zeitungen sowie vor allem Zusatzprogramme, die sogenannten Apps. So verdient Apple nicht nur an jedem Gerät, sondern auch bei jedem Herunterladen.
Über 1000 Dollar Reingewinn - pro Sekunde
Die Kunden lassen sich offensichtlich gerne ins geschlossene Apple-System einbinden: So dominiert Apple den Markt für Tablet-Computer und ist einer der grössten Handyhersteller der Welt – trotz der kleinen Modellpalette mit durchwegs teuren Modellen. Der Konzern aus dem kalifornischen Cupertino verdiente im zweiten Quartal 8,8 Mrd. Dollar. Das entspricht mehr als 1000 Dollar Reingewinn pro Sekunde – 24 Stunden am Tag, 91 Tage lang.
Einstige Grössen der Handybranche wie Nokia oder der Blackberry-Hersteller Research In Motion dagegen sind deklassiert und kämpfen ums Überleben. Nur Samsung mit seinen Smartphones und Google mit dem Handybetriebssystem Android sind als ernstzunehmende Rivalen übrig geblieben.
Diese überzieht Apple mit einem weltweiten Patentkrieg: Angeschoben hatte diese Auseinandersetzungen noch Steve Jobs: Er werde lieber einen «Atomkrieg» mit Google führen, als Apples Technologien mit anderen zu teilen, sagte er seinem Biografen.
Zwar nannte Jobs-Nachfolger Cook die Auseinandersetzungen im Frühjahr «fürchterlich nervig» – den Kampf gegen Android und alle Hersteller, die auf das System aufbauen, setzt aber auch er fort. «Was wir wollen, ist, dass die anderen ihre eigenen Sachen erfinden.»
Mehr als 5 Mio. iPhones an einem Wochenende
Zwar hat Apple seit Jobs' Tod auch keine ganz grosse Revolution mehr präsentiert. Aber auch mit der Weiterentwicklung seiner Erfolgsprodukte hat der Konzern beachtlichen Erfolg: Nach eigenen Angaben gingen am ersten Verkaufswochenende mehr als fünf Millionen Stück des iPhone 5 über die Ladentheken – etwa eine Million mehr als beim Vorgänger 4S.
Die Apple-Aktie fiel trotzdem: Mehr als 30 Dollar hat sie im Vergleich zu ihrem Höchststand eingebüsst. Vor allem für die Pannen für den neuen Kartendienst erntete Apple beissenden Spott im Internet. Cook musste sich sogar öffentlich entschuldigen.