StaubsaugerEU verbietet Stromfresser - Schweiz zieht nach
Ab sofort müssen neue Staubsauger in der EU mit weniger Leistung auskommen. Die Schweiz zieht 2016 nach. Die letzten der alten Modelle dürften schon bald verschwinden.
Erst verschwanden die 60-Watt-Glühbirnen, nun sind es die Staubsauger mit hohem Stromverbrauch: Ab September erhalten solche in den EU-Ländern keine Zulassung mehr. Maximal 1600 Watt sind dann noch erlaubt. Ab 2017 sinkt der Grenzwert dann noch einmal deutlich auf nur noch 900 Watt.
Die gesetzliche Grundlage für das strenge Energiereglement liefert die sogenannte Ökodesign-Richtlinie. Eines der Hauptziele der EU ist es, bis 2020 mindestens 20 Prozent Energie einzusparen. Die Haushaltsgeräte sollen ihren Beitrag dazu leisten. Viele Modelle werden somit kurzerhand verboten.
Die neuen Staubsauger tragen ein Etikett, das dreimal so gross ist wie das alte. Es enthält so viele Informationen, dass ein Begleitblatt entwickelt werden musste, um es zu erläutern. Eine Zahl gibt jetzt den «Schallleistungspegel in dB» an, eine andere den «Energieverbrauch in kWh/annum für einen Durchschnittshaushalt mit 87 qm Wohnfläche und 50 Reinigungsvorgängen pro Jahr». Immerhin gibt es nur einen Grossbuchstaben bei der Bewertung: A+++, A++ und A+.
Erst ab 900 Watt anspruchsvoll
Hersteller wie Bosch, Miele oder Electrolux geben sich gelassen: Auch mit 1600 Watt sei die gewohnte Saugleistung zu erreichen, erst der nächste Schritt, die Reduzierung auf 900 Watt, werde technisch anspruchsvoll. Doch bis 2017 bleibe genügend Zeit, um dieses Ziel zu erreichen. Beim Konkurrenten Dyson befürwortet man die neuen Richtlinien: «Wir begrüssen die Watt-Begrenzung sogar sehr, denn Watt heisst nicht Leistung», erklärt Mediensprecher Daniele Müller gegenüber 20 Minuten.
«Man kann leistungsfähige Staubsauger mit tiefem Stromverbrauch produzieren.» Denn bei der Saugleistung komme es nicht auf die Watt-Zahl an, sondern darauf, «was für eine Leistung am Boden ankommt. Unsere Staubsauger weisen maximal 1400 Watt aus, ein neues Modell sogar nur 840 Watt», ergänzt Müller.
Noch keine Hamsterkäufe
Auch in der Schweiz dürfen künftig nur noch Staubsauger mit weniger als 1600 Watt Leistung verkauft werden. Denn Bern übernimmt zu einem grossen Teil die Vorgaben der Ökodesign-Richtlinien der EU. Allerdings haben die Schweizer Konsumenten noch bis 31. Juli 2016 Zeit, Staubsauger mit einer Leistung von über 1600 Watt zu kaufen. Detaillisten wie Coop, Media-Markt und Migros verspüren momentan denn auch noch keine gesteigerte Nachfrage nach solchen Geräten.
Falls es einen Run auf Staubsauger geben sollte, «erwarten wir diesen zu Beginn des nächsten Jahres», sagt Migros-Sprecherin Martina Bosshard zu 20 Minuten. Dann dürften die letzten Staubsauger mit mehr als 1600 Watt bei der Migros zu kaufen sein. Wie andere Verkäufer von Elektronik passt der Detailhändler sein Sortiment in den nächsten Monaten an.
Staubsauger nehmen durch die Saugkraft und die Abluft direkt Einfluss auf den Allergengehalt in der Raumluft. Einige Staubsauger können aber nicht den ganzen Staub und Schmutz aufnehmen. Der Dreck, den sie zurücklassen, enthält Allergene beispielsweise aus Pollen, Hausstaubmilbenkot oder von Tieren. Andere Staubsauger wiederum behalten nicht den ganzen Staub zurück, den sie aufnehmen. Dies ist insbesondere bei Beutelstaubsaugern der Fall, da die porösen Beutel luftdurchlässig sind. So wird allergenhaltiger Feinstaub in die Wohnung zurückgeblasen. Das aha! Allergiezentrum Schweiz empfiehlt, beim Staubsaugerkauf auf ein grosses Partikelrückhaltevermögen, keinen Saugkraftverlust, HEPA-Filter und das Gütesiegel zu achten.