Der charmante Fehler im Notenstein-Logo

Aktualisiert

Silberner WindhundDer charmante Fehler im Notenstein-Logo

Bei der Gründung der Nachfolgerin der Bank Wegelin musste alles sehr schnell gehen. Statt des Wappens der Notensteiner wurde jenes der Familie Wegelin verwendet. Eine «historische Referenz»?

von
Sandro Spaeth
Das Notenstein-Zeitungsinserat mit dem Wegelin-Wappen (links). Der Schriftzug der jüngsten Bank der Schweiz anlässlich des CSI Zürich (rechts).

Das Notenstein-Zeitungsinserat mit dem Wegelin-Wappen (links). Der Schriftzug der jüngsten Bank der Schweiz anlässlich des CSI Zürich (rechts).

Die jüngste Bank der Schweiz richtet mit der grossen Kelle an, jedenfalls was ihre Werbekampagne betrifft. Die Notenstein Privatbank – erst vor knapp einer Woche als Nachfolgerin der unter US-Druck aufgespalteten Wegelin aus der Taufe gehoben – ist dieser Tage in allen grossen Tageszeitungen präsent.

Der Claim unter den ganzseitigen Inseraten mit einem Bild eines mächtigen Felsens aus dem Alpsteingebiet: «Grosse Erfahrung. Junge Bank. Starker Partner.» Darunter der Schriftzug und ein rundes Logo: Ein weisser Windhund auf rotem Grund. Schlicht, edel, zeitlos. «Die Grafik-Abteilung hat den Schriftzug in kürzester Zeit entworfen», sagte Notenstein-Sprecherin Albena Björck Anfang Woche zu 20 Minuten Online. Das Wappen habe bereits existiert. Es stamme von den Notensteinern, so die Sprecherin.

Schweisstuch für Notensteiner

Nun zeigt sich: «Der silberne Windhund ist nicht das Symbol der Notensteiner, sondern das Familienwappen der Ende des 16. Jahrhunderts aus Deutschland eingewanderten Familie Wegelin», sagt der Heraldiker Rolf E. Kellenberg. Er ist Archivar in Arbon und beschäftigt sich seit Jahren professionell mit Wappen. Zum selben Ergebnis führte eine Recherche im schweizerischen genealogisch-heraldischen Katalog. Dort steht unter Wegelin, mit Verweis auf das Wappenbuch des Kantons Glarus: «Ein in Rot steigender silberner Windhund mit goldenem Halsband.»

Kellenberg ist sich aufgrund historischer Quellen sicher, dass das Sanctum Sudarium - das Schweisstuch der heiligen Veronica mit dem Antlitz Christi - als Gesellschaftswappen der Notensteiner verwendet wurde.

«Auf den Hund gekommen»

Auf Nachfrage von 20 Minuten Online sagt Notenstein-Sprecherin Björck, dass in der Kommunikation ein Fehler unterlaufen sei: «Es ist richtig, dass der Hund ursprünglich im Wappen der Familie Wegelin vorkommt.» Umgekehrt sei das Bild des Hundes seit Jahrhunderten fest mit dem Haus Notenstein verankert und eine begründete Verbindung zum Begriff Notenstein. «Zugleich ist es ein diskreter Hinweis auf die historischen Wurzeln», rechtfertigt sich Björck.

Die «Aargauer Zeitung» nahm das Notenstein-Logo kürzlich zum Anlass für den Titel: «Wegelin ist auf den Hund gekommen». Besser noch: Wegelin ist unter die Windhunde gegangen.

In der Not ein fester Stein

Die Mitte des 15. Jahrhunderts gegründete Gesellschaft der Notensteiner besass in St. Gallen das Haus am Bohl. Es ist der heutige Hauptsitz der Notenstein Privatbank. Laut Kellenberg ging das Gesellschaftshaus 1798 an den Kaufmann Hans Anton Zyli. Er erbaute in den Jahren 1801/02 den heutigen «Nothvestein» - was soviel bedeutet wie «in der Not ein fester Stein». 1876 starb die Familie Zyli aus. Ein Neffe des letzten Zyli, Emil Wegelin-Wild, führte ab 1893 das Bankgeschäft Caspar Zyli unter dem neuen Namen Wegelin & Co. weiter.

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