Boris Beresowskis Spuren in der Schweiz

Aktualisiert

Mysteriöser TodBoris Beresowskis Spuren in der Schweiz

Der in London tot aufgefundene russische Oligarch Boris Beresowski hat auch die Schweizer Justiz jahrelang beschäftigt. Ein Geldwäschereiverfahren wurde 2010 nach sieben Jahren eingestellt.

Balz Bruppacher
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Balz Bruppacher

Die Probleme Beresowskis mit der Schweizer Justiz gehen auf das Jahr 1999 zurück. Damals ersuchte Russland die Schweiz in einer riesigen Korruptionsaffäre um die Fluggesellschaft Aeroflot um Rechtshilfe. Der Milliardär wurde zusammen mit ehemaligen Managern der Fluggesellschaft beschuldigt, 600 Millionen Dollar über Finanzgesellschaften in der Schweiz abgezweigt zu haben.

Das Gesuch fiel in eine Zeit, in der Fälle wie jener der Tessiner Baufirma Mabatex und jener des früheren Jelzin-Stabschefs Pawel Borodin die Schweiz im Zusammenhang mit dubiosen Geldern aus Russland weltweit in die Schlagzeilen brachte.

Del Ponte im Clinch mit Beresowski-Anwälten

Die damalige Bundesanwältin Carla Del Ponte, die kurz vor dem Wechsel an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stand, liess Bankkonten der Beresowski-Firmen in der Schweiz sperren. Der russische Oligarch und seine Schweizer Anwälte wehrten sich mit allen Mitteln gegen die Herausgabe der Bankunterlagen an die russische Justiz. Ihre Rekurse beschäftigten das Bundesgericht mehr als 30 Mal.

Del Ponte sah sich auch mit einer Strafanzeige wegen wirtschaftlichen Nachrichtendienstes und Amtsgeheimnisverletzung konfrontiert. Es ging um den Vorwurf, die Bundesanwaltschaft habe den Russen ausserhalb des Rechtshilfeverfahrens geheime Unterlagen zukommen lassen. Die Anzeige blieb aber ohne Konsequenzen, und das Bundesgericht stimmte der Rechtshilfe schliesslich zu.

Fäden von Zypern aus gezogen

Die Aeroflot-Affäre endete im Juli 2008 mit der Verurteilung eines Berner Anwalts, der das Firmengeflecht für Beresowski aufgebaut hatte, durch das Bundesstrafgericht zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 21 Monaten und einer unbedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 1000 Franken. Der Verurteilte, der seine Operationen für die Russen von Zypern aus organisierte, wurde wegen Gehilfenschaft zu ungetreuer Geschäftsbesorgung schuldig gesprochen.

Mit der Anklage wegen Geldwäscherei blitzte die Bundesanwaltschaft hingegen ab. 53 Millionen Franken, die während mehr als 10 Jahren auf Schweizer Konten eingefroren waren, wurden im August 2010 der Fluggesellschaft Aeroflot zurückerstattet.

Geldwäschereiverfahren verlief im Sand

Weniger Aufsehen erregte das Verfahren, das Del-Ponte-Nachfolger Valentin Roschacher im Jahre 2003 gegen Beresowski selber eröffnete. Es ging um den Verdacht der Geldwäscherei. Weitere Angaben machte die Bundesanwaltschaft nicht. Beresowski warf Roschacher vor, sich in russische Verfahren mit einem politischen Hintergrund einspannen zu lassen. Der in London im Exil lebende Jude sprach auch von einem antisemitischen Akt der Schweizer Justiz gegen ihn. «Wir sind weder Assistenten noch Handlanger der russischen Justiz», antwortete Roschacher.

Der damalige Bundesanwalt sah sich auch in der Schweiz scharfer Kritik ausgesetzt, als er auf Ersuchen Russlands mehrere Milliarden Franken des russischen Erdölkonzerns Jukos vorsorglich einfrieren liess. Das Strafverfahren gegen Beresowski dauerte insgesamt sieben Jahre. Im Juni 2010 stellte die Bundesanwaltschaft unter Rochacher-Nachfolger Erwin Beyeler die Ermittlungen schliesslich ein. «Die illegale Herkunft der in der Schweiz deponierten Vermögenswerte konnte nicht nachgewiesen werden», liess die Bundesanwaltschaft verlauten.

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