Als Verkaufskanal sind Social Media ein Flop

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Shoppen via Twitter & Co.Als Verkaufskanal sind Social Media ein Flop

Der Detailhandel setzt viel Hoffnung in Facebook, Twitter & Co: Doch als Verkaufskanal fallen die Sozialen Medien bei Schweizer Konsumenten durch. Das zeigt eine Studie.

Laurina Waltersperger
von
Laurina Waltersperger
In China und den USA kaufen weit mehr Konsumenten übers Smartphone ein als in der Schweiz.

In China und den USA kaufen weit mehr Konsumenten übers Smartphone ein als in der Schweiz.

Alle sind sie auf Facebook vertreten, Detailhändler von Aldi bis Zara. Die offizielle Migros-Page zählt 116'000 «Likes», jene von Denner 42'000, dem zwitschernden Elektronik-Händler Digitec folgen auf Twitter rund 6200 Personen.

Social-Media-Kanäle eignen sich zwar als Marketinginstrument – als Verkaufskanal aber fallen sie in der Schweiz total durch. Eine neue Studie von Pricewaterhousecoopers (PWC) zeigt, das 24 Prozent der Befragten zwar einmal pro Woche im Web einkaufen, das aber in der Regel über herkömmliche Online-Shops tun. Gerade einmal fünf Prozent bestellten im letzten Monat über Social-Media-Seiten, sagt Dominic Olonetzky, Digitalspezialist bei PWC.

Den Lieblings-Brands auf Facebook Likes zu verteilen - dazu wird Social Media auch hierzulande genutzt: Kaufentscheide fallen aber nur selten durch den Klick auf Werbungen und Angebote im Social Web.

Auch mobile Geräte kommen beim Einkauf selten zum Einsatz. Auf dem Smartphone noch schnell den Wocheneinkauf über Facebook erledigen – «das wird in der Schweiz so schnell nicht die Zukunft sein», sagt Olonetzky.

Konservative Schweizer-Käufer

Social Media als Verkaufskanal steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Grund dafür ist laut Olonetzky das hiesige Shopping-Verhalten: Während in China bereits 28 Prozent der befragten Online-Kunden über Facebook, Twitter und Co. einkaufen, sind es hierzulande gerade mal fünf Prozent. Social Media würden noch nicht als Verkaufskanal wahrgenommen.

Schweizer seien eben noch nicht so weit, sagt Social-Media-Berater Marc Lussy. «Wir sind konservativer, kritischer als andere und lassen uns nicht so schnell für etwas begeistern wie beispielsweise die Amerikaner.»

Auch das Networking, das laut Lussy einer der wichtigsten Treiber für Social Media ist, liege den Schweizern nicht besonders.

«Auf Networking-Plattformen wie Facebook können Firmen von einer Community profitieren», sagt Lussy. Indem sie Kunden, Spezalisten, Händler und Angestellte zusammen bringen, die ihre Expertise zu einem Produkt austauschen. So gewinne das Unternehmen wertvolle Daten zu den Kundenbedürfnissen. Zurzeit nutzen hiesige Firmen das Social Web laut Lussy aber meist bloss als zusätzlichen Marketing-Kanal.

Shoppen übers Smartphone

Wer hierzulande Online einkauft, tut dies immer noch am liebsten am heimischen Computer: «Nur etwa jeder Zehnte nutzt sein Smartphone oder Tablet für den Einkauf», weiss PWC-Digitalspezialist Olonetzky. Mit dem Handy als Verkaufskanal verzeichnen Retailer in China oder den USA bereits grösseren Absatz: Laut PWC kaufen in China bereits 40 Prozent der Befragten übers Handy oder Tablet ein, in den USA sind es 19 Prozent.

Für Lussy liegen die Gründe ebenfalls bei den eidgenössischen Eigenheiten: «Die meisten haben eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Neuem.»

Multi-Channel-Angebot gefragt

Wie schnell sich das Shopping-Verhalten hiesiger Online-Käufern entwickeln werde, sei schwierig zu beantworten, sagt Olonetzky. Fest stehe jedoch: Die hohe Dichte an Smartphones und Tablets in der Schweiz dürfte bei Retailern vermehrt zu Multi-Channel-Angeboten führen. Anders gesagt: Es wird immer wichtiger, dass die Händler die Kunden über die unterschiedlichsten Kanäle ansprechen.

Für Social-Media-Experte Lussy ist der Multi-Channel-Ansatz jedoch limitiert – weil er soziale Netzwerke nur als Teil eines Marketing-Konzepts verstehe. Das bedeutet für den Konsumenten vor allem eins: «Einmal mehr Werbung.» Für den Erfolg müsse man aber weiter denken: «Es geht nicht nur um neue Absatzkanäle, sondern auch darum, Kundenbedürfnisse zu erkennen und einzubeziehen.»

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