Euro steigtFranken büsst an Stärke ein
Der Franken ist gegenüber Euro und Dollar am Nachmittag etwas schwächer geworden. Ein Euro kostete noch 1,08 Franken. Unterdessen wird diskutiert, ob der Franken an den Euro angebunden werden soll.
Der überbewertete Franken hat am Donnerstagnachmittag deutlich an Stärke eingebüsst. Der Euro sprang nach 15 Uhr kurzzeitig über 1,08 Franken, nachdem er am Morgen noch bei 1,03 Franken notiert hatte. Der Dollar gewann von gut 72 auf 76 Rappen.
Kurz danach gaben Euro und Dollar etwas nach. Ein unmittelbarer Grund für den Ausschlag war zunächst nicht ersichtlich. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wollte auf Anfrage keinen Kommentar abgeben.
UBS-Ökonom Daniel Kalt sagte auf Anfrage, konkrete Hinweise auf Interventionen am Devisenmarkt gebe es keine. Am Markt gebe es lediglich wilde Gerüchte. Allenfalls habe sich auch die Meinung durchgesetzt, der Euro sei überverkauft und die Abwertung der europäischen Währung gegenüber dem Franken nicht gerechtfertigt.
Anbindung an Euro nicht ausgeschlossen
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist einer Anbindung des Frankens an den Euro nicht grundsätzlich abgeneigt - «solange dies mit Preisstabilität in der langen Frist vereinbar ist», sagte Nationalbank-Vizepräsident Thomas Jordan in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview im «Tages-Anzeiger» und im «Bund».
Grundsätzlich könne die SNB alle Massnahmen ergreifen, die langfristig mit der Erfüllung ihres Mandats - eine unabhängige Geldpolitik führen und Preisstabilität erhalten - vereinbar sei. Eine permanente Anbindung des Frankens an den Euro hält die SNB indes für mit ihrem Verfassungsauftrag nicht vereinbar.
Über konkrete Pläne für eine Anbindung schwieg sich Thomas Jordan aber aus. Die SNB ziehe vorerst andere Massnahmen in Betracht. «Wir können die Liquidität sogar noch weiter erhöhen», sagte der SNB- Vize. Die Erhöhung der Liquidität sei im Moment die geeignete Massnahme. Auch würden eine Reihe weiterer geldpolitischer Massnahmen geprüft, sagte Jordan ohne konkreter zu werden.
Bisherige Massnahmen greifen noch nicht
Die zuletzt ergriffenen Massnahmen der SNB hatte an der Schweizer Börse nicht für Ruhe gesorgt und auch die Stärke des Frankens nicht gedämpft. Innert einer Woche hat die SNB das Zielband für den Leitzins gesenkt und zweimal die Frankenliquidität erhöht.
Jordan verteidigte die Interventionen: «Die von uns getroffenen Massnahmen haben sehr wohl Wirkung gezeigt. Der Libor hat sogleich deutlich nachgegeben, die gesamte Zinskurve ist gesunken. Auch war die anfängliche Wirkung auf den Wechselkurs deutlich zu spüren.»
«Ohne Massnahmen wäre der Franken weitaus stärker»
Allerdings sei anschliessend eine Reihe weiterer negativer Schocks eingetreten, die den Franken unter erneuten Aufwertungsdruck gesetzt habe. «Ohne unsere Massnahmen wäre der Franken heute noch weitaus stärker.»
Die momentane Situation der Schweizer Wirtschaft bezeichnet Jordan im Interview als «dramatisch». Die Verlangsamung der Weltkonjunktur, die historischen Höchststände des Frankens ergebe eine «sehr starke konjunkturelle Bremswirkung». Die Spuren werde man in der zweiten Hälfte des Jahres deutlich sehen, so Jordan. (sda)