Arbeitnehmer-WünscheAngestellte wollen Fiffi mit ins Büro nehmen
Firmenwagen, Gratisparkplatz, bezahlte Weiterbildung: Zusatzleistungen steigern die Zufriedenheit. Überraschend wichtig ist vielen Angestellten, dass der Hund mit ins Büro darf.
Weil die Lohnbudgets beschränkt und die Fachkräfte knapp sind, versuchen die Firmen die Mitarbeiter auch über Extraleistungen zu ködern. Diese gehen von Gratis-Kaffee über Firmenwagen bis zum betriebseigenen Fitnessstudio. «Ein Arbeitgeber soll zeigen, was er zu bieten hat. Im Idealfall schon auf der Website und in den Stelleninseraten», sagt der Human-Resources-Experte und Buchautor Jörg Buckmann zu 20 Minuten. Laut dem langjährigen Personalchef der VBZ sind hier viele Unternehmen im Hintertreffen: «Zusatzleistungen sind Teil der Offerte des Arbeitgebers im Deal Arbeit gegen Geld.»
Was sich Arbeitnehmer in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich wünschen, hat die Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu aufgrund der Suchanfragen auf der Website erhoben. Ausgewertet wurden zwischen März 2015 und März 2016 über 55'000 Anfragen.
Home-Office und Hunde-Toleranz
Am wichtigsten sind den Arbeitnehmern flexible Arbeitszeiten: 51 Prozent der Jobsuchenden wünschen sich diese Möglichkeit, 55 Prozent der Schweizer Firmen geben an, solche anzubieten. Auf Rang zwei findet sich Homeoffice, was 34 Prozent der Jobsuchenden gerne hätten. Laut der Erhebung gibt es in 36 Prozent der auf Kununu verzeichneten Schweizer Betriebe die Möglichkeit, auch von zuhause aus zu arbeiten. Auf Rang drei der Wünsche landet die Toleranz gegenüber Hunden. 27 Prozent der Jobsuchenden würden laut der Kununu-Erhebung gerne den Hund mit an den Arbeitsplatz nehmen. Dies ist aber nur in 14 Prozent der Schweizer Firmen möglich.
Für Hundebesitzer stellt sich also die Frage: Soll man im Bewerbungsgespräch nach einem Plätzchen für Rex und Fiffi im Büro fragen? Oder sinken damit die Chancen auf den Job gleich gegen null? Für Buckmann ist klar: «Ich rate sofort nach der Hunde-Toleranz zu fragen. Spezielle Anliegen frühzeitig anzusprechen ist ein Gebot der Fairness.» Klar ist: Tiere im Büro sind ein heikles Thema, das zu Spannungen in Teams führen kann. Buckmann glaubt, dass sich viele Angestellte an den Hunden im Büro stören, das Problem aber nicht anzusprechen wagen. «Es will niemand als intoleranter Bünzli gelten.»
Wer auswählen kann, schaut auf Benefits
Für Arbeitnehmer werden laut Kununu-Geschäftsführer Ekkehard Veser zunehmend immaterielle Faktoren wichtiger, wenn sie sich für einen Arbeitgeber entscheiden. «Wir sehen anhand der Suchanfragen auf unserem Portal, dass die Bewerber gezielter nach Firmen suchen, die ein flexibles Arbeiten ermöglichen», so Veser. Finanzielle und materielle Anreize wie ein Firmen-Mobiltelefon oder vergünstigtes Essen würden weniger nachgefragt als früher. Der von Schweizer Firmen am häufigsten angebotene Benefit ist ein Firmen-Parkplatz. 56 Prozent der Unternehmen bieten dies an, jedoch nur für knapp 9 Prozent der Jobsuchenden ist dies wichtig.
Dass sich Mitarbeiter über Benefits motivieren lassen, glaubt Buckmann nicht: «Der Effekt vieler solcher Leistungen hält meist nicht lange an.» Echte Motivation erreichen Firmen laut Fachleuten eher über spannende Arbeit und gute Entwicklungsperspektiven für Mitarbeiter. Wer allerdings aus verschiedenen Angeboten auswählen kann, schaut eher auf Zusatzleistungen, die ein Arbeitgeber zu bieten hat. «Benefits und Zusatzleistungen sind im Kampf um Talente nicht das Allerwichtigste, ein gutes Anstellungspaket kann aber das Zünglein an der Waage spielen», so Buckmann.