Barclays und Vale sind die Schlimmsten

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Skrupellose UnternehmenBarclays und Vale sind die Schlimmsten

Der Schmähpreis Public Eye Award geht dieses Jahr an eine britische Bank und einen brasilianischen Bergbaukonzern. Japans AKW-Betreiber Tepco und die Schweizer Syngenta blieben verschont.

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Kopf-an-Kopf-Rennen in Davos: Mit dem Public Eye Award zeichnen die Umweltschutzorganisation Greenpeace und die Anti-Globalisierungs-Bewegung Erklärung von Bern (EvB) die übelsten Unternehmen der Welt aus. Anlässlich des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos ist der Schmähpreis nun erneut verliehen worden: Den Jurypreis erhält die britische Bank Barclays – laut Yves Zenger von Greenpeace «für ihre Spekulationen mit Nahrungsmitteln auf dem Buckel der Ärmsten». Der via Internet-Voting bestimmte Publikumspreis geht an Vale, einen brasilianischen Berg- und Dammbaukonzern.

«Heute brandmarken wir zwei Fälle besonders krasser Menschenrechtsverletzungen und Umweltsünden», sagt Zenger gegenüber 20 Minuten Online. Beim Publikumspreis sei es aber am Ende knapp geworden: Um ein Haar hätte Tepco, der japanische Betreiber der AKW in Fukushima, die Auszeichnung abgestaubt. Der Stromkonzern bekam 24 245 Stimmen und somit nur 976 Stimmen weniger als Vale. «Vale hat das Rennen gemacht, weil man hier noch etwas verhindern kann. Die Katastrophe in Japan ist leider schon geschehen», mutmasst Zenger.

Raubbau und Menschenrechtsverstösse

Vale ist der zweitgrösste Konzern Brasiliens, der zweitgrösste Minenkonzern der Welt und der grösste Hersteller von Eisenerz überhaupt. Der Konzern habe sich in seiner 60-jährigen Geschichte immer wieder Menschenrechtsverstösse zuschulden kommen lassen, lassen EvB und Greenpeace verlauten. Vales Mitarbeiter müssten teils unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Darüber hinaus beute der Konzern die Natur rücksichtslos aus.

Verhindern möchten EvB, Greenpeace sowie die brasilianische Organisation Justiça nos Trilhos derzeit, dass mit Vales Beteiligung der Belo-Monte-Staudamm im Amazonas gebaut wird. Der Bau des Damms hätte voraussichtlich 40 000 Zwangsumsiedlungen zur Folge. Und die Betroffenen hätten weder ein Mitspracherecht noch würden sie entschädigt. «Eine Fläche so gross wie der Bodensee würde unter Wasser gesetzt – mit verheerenden Folgen für Bevölkerung, Pflanzen und Tiere», wettert Zenger.

Spekulation mit Lebensmitteln

Den Jurypreis erhält der britische Bankkonzern Barclays, weil der laut EvB und Greenpeace wohl am schnellsten wachsende Nahrungsmittelspekulant die Preise für Lebensmittel in die Höhe treibe. Das gehe auf Kosten der Ärmsten dieser Welt. «Allein im zweiten Halbjahr 2010 wurden weltweit 44 Millionen Menschen durch steigende Nahrungsmittelpreise in extreme Armut gedrängt», klagt Zenger.

Ob Barclays und Vale die Preise annehmen, ist derzeit noch unklar. Erfahrungsgemäss ist nicht damit zu rechnen: Erst zum zweiten Mal in der Geschichte des «Public Eye People's Award» hat 2011 mit Neste Oil die geschmähte Firma den Preis an ihrem Sitz in der Schweiz entgegengenommen.

Ehrengast an der Preisverleihung war der US-Starökonom und Nobelpreisträger Joseph «Joe» Stiglitz. Er erklärte, es sei im Interesse aller, sogar des reichsten Prozents der Weltbevölkerung, dass es unserem Planeten gut gehe, und dass der Graben zwischen den Reichen und den Armen sich nicht noch mehr vertiefe. In Bezug auf den Public Eye Award fordert er: «Mit diesen Nominationen wurden einige der schlimmsten Auswüchse unverantwortlichen Handelns von Unternehmen 2011 benannt. Nun ist es wichtig, nicht nur zu benennen, was genau an ihrem Verhalten gegenüber den Arbeitnehmenden und der Umwelt falsch ist, sondern auch systematische Verbesserungen zu fordern – des Anreizsystems, der rechtlichen Grundlagen und unserer eigenen Erwartungen und Forderungen an Unternehmen als globale Bürger.» Nur dann könne man hoffen, dass nachhaltige und faire Unternehmenspraktiken zukünftig die Regel und nicht die Ausnahme seien.

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