Bei dem Chef fallen die Mädchen in Ohnmacht

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Smartphone-AufsteigerBei dem Chef fallen die Mädchen in Ohnmacht

Der Chef von Xiaomi will mit Kampfpreisen den Smartphone-Markt aufmischen. Bescheidenheit hat da keinen Platz.

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Lei Jun, 44 Jahre alt, vergleicht sich nur mit den Mächtigsten. Steve Jobs zum Beispiel. Allerdings sei er noch viel cleverer als der Erfinder von iPhone und Co, meint er. Bei allem Hang zum Grössenwahnsinn: So abwegig sind die grossen Worte des Lei Jun gar nicht. Sein Geschäftsmodell («Es ist brillant») hat ihn bereits zum zehntreichsten Mann Chinas gemacht. Lei Jun hat sechs Milliarden Euro auf dem Konto.

Im Sommerquartal hat Lei einen weiteren Rekord geknackt. Übereinstimmenden Messungen mehrerer Marktanalysefirmen zufolge ist Leis Firma Xiaomi der drittgrösste Smartphone-Anbieter der Welt. Das Unternehmen aus Peking ist damit an Lenovo, LG und Huawei vorbeigespurtet und liegt weit vor etablierten Namen wie Microsoft, Blackberry und Sony.

Handys für unter 100 Euro

Das Erstaunliche daran ist: Xiaomi hat erst vor vier Jahren sein erstes Handy auf den Markt gebracht. Einen Innovationspreis hat Lei dafür schon gewonnen. Zwar ist sein Handy nicht besonders originell: Das Design der ersten Gerätegeneration schaute aus wie eines aus Apples Kreativschmiede in Cupertino. Xiaomis Gestalter suchen aus, was auf dem Markt gut läuft, und kombinieren es dann mit eigenem Design. Attraktiv ist dafür der Preis: Die Handys gibts bereits für unter 100 Euro. Das allerneuste exklusive Teil kostet 167 Dollar. Apples Preispolitik ist Lei ein Dorn im Auge. «Preise vom Mond» seien es, die der Konzern aus Cupertino verlange.

Das hält ihn aber nicht von Präsentationen ab, die er ganz im Apple-Stil hält. Er inszeniert sie in Jeans und T-Shirt als Kultereignis, untermalt mit dramatischer Musik, unterlegt mit eindrucksvoller Rhetorik. Der Legende nach sollen Mädchen dabei schon mal ohnmächtig werden.

Der Erfolgszug von Xiaomi verärgert Apple. «Ich hätte mir die ganzen Überstunden bei der Entwicklung des iPhone sparen können», sagte kürzlich Apple-Designchef Jony Ive auf einer Konferenz. «All diese Wochenenden hätte ich zu Hause mit meiner Familie verbringen können.Für mich ist das Diebstahl und es ist bequem. Für mich ist das überhaupt nicht in Ordnung.»

Gratis-Handy für den Apple-Manager

Für Lei Jun dagegen ist es umgekehrt nicht in Ordnung, dass Ive keine schönen Worte für den Aufsteiger aus China gefunden hat.

Jeder solle sich sein eigenes Urteil bilden. «Ich bin bereit, ihm ein Xiaomi-Smartphone zu schenken, und ich freue mich auf seinen Kommentar, nachdem er es benutzt hat». Der Vorwurf des Kopierwahns lässt er nicht gelten: «Das Xiaomi-Phone ist keine Kopie», sagt Lei. «Es ist besser. Es kann mehr.»

Die Boston Consulting Group gibt ihm recht: Das Beratungsunternehmen zählt Xiaomi zu einer der 50 innovativsten Firmen der Welt. Wer heute den chinesischen Markt im Griff hat, der hat eine dicke Scheibe vom Weltmarkt sicher – das ergibt sich einfach als Zahlenspiel aus dem Bevölkerungsreichtum des Landes. Dazu kommt, dass der Smartphone-Absatz dort jährlich um rund ein Drittel wächst. Das Unternehmen beschränkt sich derzeit auf China und umliegende Schwellenländer wie Vietnam oder Indonesien; als Nächstes will es den indischen Markt erobern. Dabei helfen soll der frühere Google-Topmanager Hugo Barra. Dieser arbeitet jetzt in Peking als Vizechef des Unternehmens.

Dass auch Kunden in den reichen Ländern auf Produkte mit günstigen Preisen reagieren, zeigt der Aufstieg des chinesischen Konkurrenten Huawei, der sich ebenfalls in kurzer Zeit in der Verkaufsrangliste hochgearbeitet hat.

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