MedikamententestsBlind, taub, tot
Dem Pharmagiganten Pfizer wird der Prozess gemacht. Grund: In Nigeria sollen Antibiotika an 200 Kindern getestet worden sein – mit gravierenden Folgen.
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Pfizer kann in den USA verklagt werden
Nigerianische Familien dürfen den weltgrössten Pharmakonzern Pfizer, der unter anderem das Potenzmittel Viagra verkauft, in den USA für Medikamententests an ihren Kindern vor Gericht bringen. Sie lasten dem milliardenschweren Unternehmen an, ohne ihr Einverständnis das Antibiotikum Trovan an 200 Jungen und Mädchen ausprobiert zu haben.
Elf der Kinder starben laut Klageschrift, andere wurden demnach blind, taub oder erlitten Hirnschäden. Das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten wies am Dienstag ohne weitere Begründung einen Einspruch von Pfizer ab.
Pfizer gibt sich unschuldig
Das Unternehmen sieht die US-Justiz als nicht zuständig an und verneint jede Schuld. Pfizer stellt sich auf den Standpunkt, die Familien und die nigerianische Regierung seien über die Tests mit dem damals noch nicht zugelassenen Medikament informiert gewesen.
Die Geschehnisse liegen weit zurück im Jahr 1996. Damals hatte ein Ausbruch der Hirnhautentzündung in Nigeria Tausende Menschen getötet, vor allem die Jüngsten. Pfizer sagt, dass die mit Trovan behandelten Kinder eine höhere Überlebenschance gehabt hätten.
Umstrittenes Medikament
Trovan - einst einer der Verkaufsschlager von Pfizer - ist höchst umstritten. Das Antibiotikum darf heutzutage in den USA nur in Notfällen bei Erwachsenen angewendet werden, nachdem die Gesundheitsbehörde FDA schwere Leberschäden festgestellt hatte.
In Europa ist es seit 1999 ganz verboten. Mit nigerianischen Behörden hat sich Pfizer bereits auf die Zahlung von 75 Millionen Dollar geeinigt, um Klagen beizulegen. (sda)